Links oben Das laufende Geschehen
Ein Schiedsrichter in Brasilien macht mit einer nassforschen Leistung auf sich aufmerksam – da wächst kein Gras mehr.

Um ein bisschen ins Detail gehen zu können, ziehen wir das große Internetlexikon zu Rate. Dort steht, die Miktion setze bestimmte „nervale Mechanismen“ voraus: „Erschlaffung des quergestreiften Schließmuskels (über die somatische Innervation); Erschlaffung der glatten Muskulatur des Schließmuskels und Öffnung des Harnblasenhalses (Cervix vesicae) (über eine sympathische Innervation); Kontraktion der glatten, die Harnblase (Cervix vesicae) umgebenden Detrusormuskulatur (über eine parasympathische Innervation)“. Es ist also ein komplexer und bei gesunden Menschen durchaus bewusster Vorgang, mit dem ein brasilianischer Schiedsrichter beim Pokalspiel zwischen Boavista und Goiás kurz vorm Anstoß der Partie, nun ja, Anstoß erregte. Während er sich die Hose neu band, ließ er der Natur freien Lauf. Es gibt ein Beweisvideo, auf dem zu erkennen ist, wie er so ganz nebenbei eine Stange Wasser in die Ecke stellt – und zwar keineswegs in der Ecke, sondern mitten im Mittelkreis. Die Bild-Zeitung kommentiert das laufende Geschehen süffisant (nicht ohne ihre Leser vor der Ironie zu warnen): „Achtung Wortspiel: Schiri lässt weiterlaufen – beim Stand von 00.“ Die Partie ging am Ende 3:1 für Boavista aus. Für die ist es also auch ganz gut gelaufen. Dennoch tritt das Spiel angesichts der nassforschen Schiedsrichterleistung in den Hintergrund. Das Netz spekuliert über die Gründe. Hat er eine Wette verloren? War es die Aufregung? Gehörte es etwa zu einer Kunstaktion à la Andy Warhols Oxidation Paintings? Oder war es einfach nur sehr dringend? Was auch diskutiert werden muss, ist die Frage der Zulässigkeit des Wasserlassens. Wenn der Schiedsrichter in der Not darf, dürfen dann auch die Spieler? Jens Lehmann hat sich 2009 in vergleichbarer Lage immerhin hinter die Bande gehockt, wo keiner hinschauen konnte. Wie auch immer, es wird so schnell kein Gras über die Sache wachsen. Und schon gar nicht an betreffender Stelle.
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