Links oben Retter des Abendessens
Unsportlichkeit gegenüber einem Pizzaboten verdient mindestens eine Gelbe Karte – und der Held des Alltags mehr Respekt.
Während die Kunst des Pizzabackens längst hoch offiziell von der Unesco gewürdigt und in den Status eines Welterbes gehoben wurde, ist die Kunst des Pizza-Zustellens noch eine verkannte Fertigkeit. Derweil hängt bisweilen das schiere Überleben an der zeitnahen Belieferung mit einem im Holzofen gebackenen Hefeteigfladen, der von einem Mario oder Francesco oder Matteo liebevoll auf das Feinste belegt wurde mit würziger Tomatensauce, schmelzendem Käse und weiteren Köstlichkeiten.
Pizzaboten sind die Glücksboten in einem gefühlt immerwährenden Lockdown. Und tatsächlich brauchen sie selbst auch ein bisschen Glück beim Liefern. Der Pizzabote, der am Donnerstagabend mit zwei Kartons in der Hand und hilflos fragendem Blick am Spielfeldrand der Partie zwischen Molde FK und der TSG Hoffenheim (3:3) auftauchte, hatte jedenfalls Pech. Angeblich hat keiner was bestellt.
Angesichts dieser himmelschreienden Unsportlichkeit, die der Schiedsrichter mindestens mit Gelb hätte ahnden müssen, ist es an der Zeit, die Retter des Abendessens ein bisschen zu feiern. Ihre duftende Fracht transportieren diese Helden des Alltags zumeist in sperrigen, auf den Rücken geschnallten Warmhalteboxen. Bei jeder Witterung strampeln sie schwer beladen auf ihren nur selten mit Motor bestückten Drahteseln durch die Straßen.
Immerhin sind die Wege im Moment weitgehend von Flaneuren und anderen Trödlern befreit, so dass dem Essen auf Rädern freie Fahrt vergönnt ist. Wir würden uns nicht wundern, wenn ein trainierter Pizzabote im orangefarbenen Trikot nächstes Jahr die Tour de France gewinnt und im Ziel an die ausgemergelte Konkurrenz Margherita, Capricciosa und Regina austeilt. Noch fast warm, mmmhh. Pizza ist freilich auch eine Art Doping, ein leistungssteigerndes Mittel, aber ohne jeden schalen Beigeschmack von Kälbermast und Eigenblut. Einziger Nachteil: Man kann auch nach Pizza süchtig werden.
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