Eisbären
Eisbären gewinnen ein wildes Spiel

Zwölf Treffer, sieben Überzahltore und drei Oberliga-Punkte für Regensburg: In Füssen war zum Saisonauftakt alles geboten.

08.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:04 Uhr
Andrew Schembri erzielte in Füssen das erste Eisbärentor der neuen Saison. −Foto: Andreas Nickl/Andreas Nickl

Nach sieben Testspielsiegen in sieben Spielen erlebten die Eisbären des EV Regensburg zum Punktspielauftakt der Eishockey-Oberliga Süd beim EV Füssen eine wilde Achterbahnfahrt, die vor 770 Zuschauern zwölf Tore, davon sieben in Überzahl, brachte. Das 7:5 (2:1, 2:4, 3:0) bedeutete am Ende die ersten drei Punkte der Saison für das Team von Trainer Max Kaltenhauser und Co-Trainer Stefan Schnabl. Am Sonntag (vorverlegt auf 17 Uhr) geht es in Deggendorf weiter, das 3:2 gegen Landsberg gewann. „Nach dem Doppelschlag, den wir nach unserer 3:1-Führung gekriegt haben, hat man mal wieder gesehen, mit welcher Professionalität wir arbeiten“, sagte Kaltenhauser hinterher in der Pressekonferenz. „Das beinhaltet auch, dass man seine Rolle für die Mannschaft zu 100 Prozent ausfüllt. Das tun alle bei uns in der Kabine. Und so haben wir den Sieg noch verbuchen können.“

Es dauerte bei beiden Mannschaften ein wenig, bis sie ins Spiel fanden. Die Eisbären hatten beide Spieler, deren Einsatz fraglich gewesen war, auf dem Eis. Topskorer Nikola Gajovsky kehrte nach seiner Verletzungspause in den letzten Testspielen ins Team zurück. Nachwuchsmann Lukas Wagner, der mit der U 20 am Samstag und Sonntag gegen Ingolstadt erst zuhause und dann auswärts doppelt im Einsatz ist, war in der vierten Reihe dabei.

Füssen bestätigte schon bald die Kaltenhauser-Prognose, wie gefährlich die Allgäuer werden können – und zwar eben auch durch die Person, die die Regensburger auf dem Schirm hatten: Andrei Taratukhin, 38, ehemaliger russischer Nationalspieler, Junioren-Weltmeister, Olympia-Teilnehmer, mehrfacher russischer Meister. Und dazu jetzt auch erster Füssener Torschütze der Saison 2021/22, denn in Überzahl ging das 1:0 nach 10:11 Minuten auf sein Konto.

Langsam aber kamen auch die Eisbären in Schwung, überstanden erst selbst eine zweite Strafzeit, nach Petr Heider saß diesmal Peter Flache draußen, und schlugen dann selbst im Powerplay zu. Richard Divis zog ab, Füssens Keeper Benedikt Hötzinger ließ prallen und Eisbären-Neuzugang Andrew Schembri stand richtig und traf zu Ausgleich (15:29).

Zweites Tor, selbes Muster

Nur wenig später ergab sich nach zwei weiteren Strafzeiten für Füssen sogar eine doppelte Überzahl für die Oberpfälzer, die 18 Sekunden brauchten, um das erste Mal in dieser Spielzeit in Führung zu gehen. Das Muster war dasselbe wie bei Tor eins: Divis zog von der blauen Linie, diesmal stand Peter Flache goldrichtig und vollendete den Abpraller (17:10).

Als Tomas Gulda sein Solo startete und den Puck an Hötzinger zum 3:1 vorbeibrachte, schien nach 224 Sekunden des zweiten Durchgangs der Favorit seine Rolle zu spielen und die Partie in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Der Eindruck täuschte: Dejan Vogl in Überzahl (Christoph Schmidt saß auf der Strafbank) und der 47-Jährige Liga-Oldie Eric Nadeau glichen schon in der 27. Minute binnen 16 Sekunden aus – und alles war wieder offen.

Das Spiel wogte hin und her, doch wieder fanden die Regensburger eine Antwort: 1,3 Sekunden, bevor Füssens Nicolas Jentsch hätte von der Strafbank aufs Eis zurückkehren können, schoss Nikola Gajovsky überlegt die nächste Eisbären-Führung heraus (32:46), die Vogl mit seinem zweiten Treffer aber keine drei Minuten auch schon wieder egalisierte (35:37).

Für die Eisbären wurde es noch schlimmer, weil das Schiedsrichter-Duo Erdle/Schusser Verteidiger Jakob Weber nach einem Bandencheck gegen Samuel Payeur 188 Sekunden vor der zweiten Pause für fünf Minuten in die Kühlbox schickte. Auch das hatte mit dem bereits sechsten Überzahltreffer der Partie Konsequenzen, weil Johannes Krauß traf (37:51) – 5:4, Füssens zweite Führung im Spiel nach dem 1:0.

Turbulent wie im November

Inzwischen erinnerte das Spiel von der Turbulenz her längst an die Partie vom 29. November 2020, als die Eisbären beim 5:4 zweimal einen Zwei-Tore-Rückstand umgebogen hatten, aber damals eben ein Happyend feierten. Und diesmal? Mit einer Schussstatistik von 24:20 ging es ins Schlussdrittel, das wegen Webers Strafe noch 115 Sekunden Unterzahl mit sich brachte.

Die wurden überstanden, die Eisbären drückten und drängten, doch die Arbeit an noch einer Wende dauerte, klappte aber. Fein bedient von Gajovsky traf wieder Schembri (49:19) – natürlich in Überzahl! Nach 54:23 führten die Eisbären dann tatsächlich wieder: Jakob Weber traf von der blauen Linie. Und das war auch der Sieg, zumal Richard Divis zwölf Sekunden vor Schluss auch noch das entscheidende 7:5 ins leere Tor erzielte.

Füssen – Regensburg 5:7 (1:2, 4:2, 0:3)

EV Füssen: Hötzinger – van der Linde, Dropmann; Meyl, Velebny; Noack, Krötz; Jentsch – Payeur, Taratukhin, Krauß; Wiedemann, Deubler, Vogl; Sill, Nadeau, Seitz; Zelenka, Straub, DalldushEisbären Regensburg: Holmgren – Gulda, Heider; Weber, Tippmann; Schiller, Schütz; Bühler – Heger, Gajovsky, Divis; Ontl, Keresztury, Flache; Schmidt, Schwamberger, Schembri; Stöhr, Kroschinski, WagnerTore: 1:0 (10:11) Taratukhin (Velebny-Payeur bei 5-4), 1:1 (15:29) Schembri (Flache-Divis bei 5-4), 1:2 (17:10) Flache (Divis-Gulda bei 5-3), 1:3 (23:44) Gulda (Divis-Heider), 2:3 (26:19) Vogl (Nadeau-Dropmann bei 5-4), 3:3 (26:35) Nadeau (Noack-Sill), 3:4 (32:46) Gajovsky (Divis-Schembri bei 5-4), 4:4 (35:37) Vogl (Wiedemann-Deubler), 5:4 (37:51) Krauß (Straub-Dropmann bei 5-4), 5:5 (49:19) Schembri (Gajovsky-Flache bei 5-4), 5:6 (54:23) Weber (Keresztury-Ontl), 5:7 (59:48) Divis (Heger-Gajovsky bei 5-6)Schiedsrichter: Dominic Erdle/Stefan Schusser. – Zuschauer: 770. – Strafminuten: Füssen 12 + 10 für Noack – Regensburg 6 + 5 für Weber (36:54)