Eishockey
Gesucht wird der „Eisbär der Saison“

Alles begann 1999 in der letzten Freiluftsaison – und Christian Helbers letztem Karrierejahr. Der Ex-Torwart erinnert sich.

09.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:39 Uhr
Nur in der Vorbereitung durften die Eisbären-Fans kurz die Spiele in limitierter Anzahl im Stadion verfolgen. Bei unserer großen Wahl zum „Spieler der Saison“ aber haben sie schon immer und auch diesmal wieder das Wort. −Foto: Daniel Steffen

Der Mann hat Geschichte geschrieben. Christian Helber war der erste „Eisbär der Saison“. Mittlerweile ist der ehemalige Torwart 52 Jahre alt und sagt mit einem Schuss Eigenironie: „Das ist alles lange her, viel zu lange.“ Als Helber die allererste Wahl gewonnen hatte, war kaum abzusehen, welche Tradition daraus wird. Der EVR hieß noch EVR und spielte im Stadion an der Nibelungenbrücke unter freiem Himmel, bei Regen, Schnee und Eiseskälte.

Helbers Wahlsieg war auch der Abschied von und die letzte Saison vor dem Umzug in der Donau-Arena. Und die Konkurrenz war groß: Verteidiger Layne LeBel, der ein Jahr später „Spieler der Saison“ werden sollte, Tracey Katelnikoff, John Samanski und Ken Petrash – also der legendäre Sturm mit den Rückennummern der damaligen Telekom-Auskunftsnummer 11-8-33 – dazu Martin Ancicka oder David Cermak waren Namen, die im Nachhall sogar noch größer wurden.

Wer wir der diesjährige Eisbär der Saison? Hier stimmen sie ab!

Trainer Jiri Ehrenberger hatte schon im Jahr vor Helbers Wahlsieg eine runderneuerte Mannschaft nach seinem Gusto bauen dürfen. Für den Torwart des Teams, das damals nach einer Fan-Umstimmung zum ersten Mal den Beinamen „Eisbären“ verpasst bekam, der nachhaltigsten Eindruck hinterließ, war es der Aufbruch in professionellere Gefilde, die 2001 noch unter Ehrenberger in die siebenjährige Phase in der 2. Liga führten.

Wählen:Siegerliste:
Seit 1999 küren die Eishockey-Fans den „Spieler der Saison“. Gewählt wird ausschließlich im Netz. Die Siegerliste liest sich wie das „Who’s who“ des EVR. Wir nutzen die Zeit bis zum Beginn der Finalserie der Eisbären und starten zum 23. Mal die Abstimmung, die ab sofort bis Freitag, 16. April (24 Uhr) läuft. Wer mitmachen will, muss nur unterwww.mittelbayerische.de/eisbaeren-wahl/klicken. Und bitte beachten: Jeder Fan hat nur eine Stimme.2020 Jakob Weber; 2019 Constantin Ontl; 2018 Nikola Gajovsky; 2017 Yannick Drews; 2016 Cody Brenner; 2015 Louke Oakley; 2014 Andreas Feuerecker; 2013 Martin Ancicka; 2012 Marcel Brandt; 2011 Thomas Daffner; 2010 Jonas Leserer; 2009 Thomas Daffner; 2008 Chris Heid; 2007 Patrick Couture; 2006 Martin Ancicka; 2005 und 2004 Mark Cavallin; 2003 Martin Ancicka, 2002 Enrico Kock; 2001 Jiri Lala, 2000 Layne LeBel; 1999 Christian Helber

Abschiedsspiel mit Ken Petrash

Und für Helber waren es die letzten zwei Jahre seiner Karriere, die ihn von Deggendorf über Hedos München, Kaufbeuren, Freiburg, Köln zurück nach Deggendorf und zum Abschluss zwei Jahre nach Regensburg geführt hatte. „Gemeinsam mit Ken Petrash habe ich ja mein Abschiedsspiel in Regensburg gemacht“, erinnert sich Christian Helber und hat bei der jetzigen, wieder aufgekommenen Rivalität zwischen Deggendorf und den Eisbären seine Schwierigkeiten, seine Sympathien zu sortiren. „Das Duell ist etwas Besonderes – und ich bin da hin- und hergerissen“, sagt Helber. „Wenn ich nach Regensburg komme – und das ist nicht mehr so oft wie früher – kenne ich noch die Hälfte der Belegschaft.“ Eishockey-Verknüpfungen eben, so wie in Köln: „Dort habe ich Tür an Tür mit Peter gewohnt und weiß noch, wie er seine Frau kennengelernt hat.“ Peter – das ist Peter Draisaitl, Nationalspieler, auch Eisbären-Trainer zu Zweitliga-Tagen, und in der Jetzt-Zeit vor allem Papa des jetzigen deutschen NHL-Superstars Leon Draisaitl. „Ja, ich habe viel erlebt in meiner Eishockey-Karriere“, sagt Helber.

Mit seinem Shop, den er seit mehr als 25 Jahren betreibt, ist er eng mit dem Eishockey verknüpft geblieben, pflegt immer noch viele Kontakte seines Netzwerks und kümmert sich seit Jahren für den Deutschen Eishockey-Bund um die Oldtimer-Nationalmannschaft. Regensburg hat er „als gutes Publikum, das fachkundig beurteilt“ in Erinnerung. Und gerade bei der Wahl zum „Spieler der Saison“ haben die Eisbären- alias EVR-Fans das immer wieder unter Beweis gestellt.

Weltmeister und Nationalspieler

Wie formulierte es Rekordsieger Martin Ancicka (drei Siege in den Jahren 2003, 2006 und 2013) vor einem Jahr? „Die Bedeutung ist so hoch, weil es eine Auszeichnung von den Fans ist – und keine von einer Jury oder Trainern, sondern von denen, die immer zuschauen und immer da sind.“ 18 verschiedene Spieler kamen bei den bisherigen 22 Wahlen inzwischen in den Genuss des Sieges. Es waren ein Weltmeister (Jiri Lala) und drei Nationalspieler (Ancicka, Thomas Daffner und Marcel Brandt) darunter. Und mit Mark Cavallin schaffte nur ein Spieler bisher je die Titelverteidigung (2005 und 2006). Wie Helber übrigens einer der bislang sechs Torhütern neben sieben Verteidigern und neun Stürmern.

All das war nach Helber. Beim Ex-Regensburger hat der Siegerpokal immer noch seinen Platz in der Vitrine. „Er ist ein bisschen schief“, sagt der Ex-Torwart. „Das kommt vom großen Hochwasser 2013. Damals ist er runtergefallen. Aber er hat es überlebt.“ Und die Wahl geht weiter. Ab sofort.