Billard
Ein Gauditurnier mit Billard-Profis

Ein Europameister hält es am Kelheimer Billardtisch mit Albert Einstein. Andere lieben den mentalen Kampf gegen sich selbst.

30.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr
Thomas Kreidemeier

Bernd Jahnke (Bild) war 1997 deutscher Meister und 1998 Europameister – zum 30-jährigen Vereinsjubiläum erwies er dem Kelheimer BC die Ehre eines Besuchs. Foto: Thomas Kreidemeier

„Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens. Es ist nicht nur ein Spiel, sondern in erster Linie eine anspruchsvolle Sportart, die neben physischer Kondition das logische Denken eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten erfordert.“ So sprach einst Albert Einstein und auf dieses Zitat verweist auch der amtierende Billard-Europameister Mario März auf die provokante Frage hin, ob man Billard überhaupt Sport nennen könne.

März war ebenso wie der Europameister von 1998 und deutsche Meister von 1997, Bernd Jahnke, Gast beim Jubiläumsturnier des Kelheimer Billard-Clubs. In Zweiterteams traten neben den angereisten Stars auch viele Lokalmatadoren an - die Gaudi stand bei allen im Vordergrund.

„Im Best of Three kann auch der Favorit ganz schnell verlieren.“Mario März

„Wir haben zwei Gruppen mit je neun Teams, es spielt jeder gegen jeden und die besten vier aus beiden Gruppen kommen in die Finalrunde. Es gibt drei Punkte pro Partie zu vergeben: In der ersten Runde wird normales acht-Ball-Poolbillard, wie man es aus der Kneipe kennt, gespielt. Dabei spielt ein Team die halben, das andere die vollen Kugeln. In der zweiten und dritten Runde wird neun beziehungsweise zehn-Ball-Billard gespielt: Da müssen die Kugeln der Reihe ihrer Nummern nach versenkt werden. Die Partner stoßen immer abwechselnd“, erklärte BC-Vorstand Thomas Dillinger die Regeln.

Außenseiter holt den Sieg

Der Modus sorgte dabei für einige Überraschungen. „Bei großen Meisterschaften spielen wir meist um sieben oder neun Punkte. Im Best of Three kann auch der Favorit ganz schnell verlieren“, meinte März vor dem Turnier und sollte Recht behalten: Er schied als Topfavorit mit seinem Partner Fabian Pritschow schon in der Vorrunde aus. Ex-Europameister Jahnke und sein Mitspieler Wilhelm Georg landeten als dritte immerhin auf dem Podest – konnten sich aber ebenfalls nicht den Turniersieg sichern.

„Gewonnen haben ein wenig überraschend Siegfried Laubmayer und Florian Fischer, zwei gute und erfahrene Spieler vom befreundeten Verein aus Mainburg. Unser bestes Kelheimer Doppel Luca Visentin/Matthias Eichenseher ist fünfter geworden“, berichtet Dillinger. „Ich finde dieses zwei-gegen-zwei schwierig“, fand Eichenseher. „Nach jedem Stoß muss man wechseln, da kommt man in keinen guten Rhythmus.“ Dennoch liebe er gerade das Gesellige am Billard – neben dem Sport an sich. Für Jahnke ist das Tolle vor allem die Selbstverantwortlichkeit: „Man kann es auf niemanden schieben, wenn man schlecht spielt, aber auch gut zu spielen liegt bei dir. Ich mag auch den mentalen Aspekt, gegen sich selbst zu kämpfen“, erklärt der Regensburger.

„Ich mag auch den mentalen Aspekt am Billard.“Bernd Jahnke

Er mittlerweile nur noch als Hobby spielt – dennoch auf hohem Niveau. Mit elf Jahren kam er zu dem Sport zusammen mit Freunden, von denen einer einen kleinen Tisch hatte. „Der meinte dann: Komm, wir gehen ins Lokal, da sind Riesentische“, schmunzelt Jahnke, der zwischen den Partien zum Zeitvertreib mit den Kollegen pokert.

Billard ist „Sport für den Kopf“

Generell ist die Atmosphäre sehr entspannt, selbst während der Matches, wo alle hochkonzentriert sind, gibt es immer wieder was zu lachen. „Wenn wir jetzt schon hier sind, wollen wir natürlich auch gewinnen“, erklärte Jahnke zum Schluss grinsend.

Der amtierende Europameister März, der aus Thüringen stammt, jetzt aber südlich von München lebt, ist im Gegensatz zu Jahnke immer noch als Billardprofi unterwegs. Auch in Kelheim war er schon einige Male. „So Kneipenturniere sind schon recht anstrengend, weil man eben immer unter Spannung steht und nie weiß, wann es weitergeht, jetzt gleich oder auch erst in 20 Minuten“, erklärt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Man ist ja auch keine 25 mehr.“

„Kneipenturniere sind anstrengend, weil man eben immer unter Spannung steht.“Mario März

Das sei bei den großen Wettbewerben dann besser, im Hotel und mit genauem Zeitplan - da könne man richtig abschalten in den Pausen. „Sport für den Kopf“ nennt er Billard und liebt die volle Konzentration, aber auch das Gesellige. Vier bis sechs Stunden trainiert er aktuell pro Woche. Der erste Vorstand Dillinger spielte selbst auch mit beim Turnier.

„Mich begeistert am Billard die Konzentration, der Teamgeist, dass es jeder spielen kann - auch körperlich behinderte - und vor allem, dass es immer und überall gespielt werden kann, natürlich auch im Winter“, erläutert er ausführlich.

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