Bayernliga
ASV Neumarkt: Nichts für schwache Nerven

25.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:15 Uhr
Lothar Röhrl
Selim Mjaki (vorne) war ein steter Unruheherd. −Foto: Lothar Röhrl

„Der Zug hat keine Bremse“: Spätestens als dieser aktuelle Party-Kracher laut aus der Kabine des ASV Neumarkt nach draußen drang, war die Erleichterung zu spüren. Das kollektive Aufatmen einer Mannschaft, die zuvor 97 Minuten lang von einem Wechselbad der Gefühle ins nächste gestoßen worden war. Den Gästen aus Hof ist es nicht anders ergangen. Einen Unterschied aber gab es. Es war der wichtigste: Denn der ASV hat sein Heimspiel der Fußball-Bayernliga Nord am Samstag 1:0 (0:0) gegen die SpVgg Bayern Hof gewonnen.

Das Drehbuch dieser Partie hatte einiges zu bieten: Knapp am Tor vorbeizischende Torschüsse, Glanzparaden beider Torhüter (Nick Guttenberger beim ASV), ein Blitztor 32 Sekunden nach Wiederanpfiff durch Selim Mjaki, Rettung auf der Torlinie durch den ASV-ler Jonas Marx – und leider auch eine schwere Verletzung von Leon Schoen. Neumarkts laufstarker Akteur blieb in der 57. Minute unglücklich und ohne Einwirkung eines Gegenspielers mit den Stollen seines linken Schuhs im Rasen hängen. Schoen wurde noch während der Partie von einem bis an den Spielfeldrand fahrenden BRK-Krankenwagen abgeholt und ins Klinikum gefahren. Die Diagnose lautet: Bruch des linken Sprunggelenks.

Traumwetter nach Alptraum

Hatten beide Mannschaften unter der Woche jeweils ein Punktspiel wie in einem Backofen absolvieren müssen, meinte es der Sommer 2022 am Samstag gut mit ihnen: 26 Grad, ab und zu auch eine Wolke vor der Sonne und stets ein frisches Lüftchen. Die Partie legte aber wie ein Wirbelwind los: Erst war ASV-Torwart Nick Guttenberger bei Marian Schuberts Schuss aus nächster Nähe zur Stelle (8. Minute). Zwei Minuten später zeigte Hofs Schlussmann Guyon gegen Henrik Brüggen, dass auch er sein Handwerk versteht.

In der elften Minute kullerte ein Flachschuss des Hofers Frey hauchzart am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Das Plus an Chancen der Gäste setzte sich bis zur Pause fort. Mal zielte ein Hofer knapp am Tor vorbei (21.; Weiß), mal war Guttenberger (33.; Frey) rechtzeitig am Ball. Die beste Neumarkter Möglichkeit war jene in der 26. Minute, als Schrödl nach einem Solo in den Strafraum quer auf Florian Hausner legte. Der verzog jedoch.

Dafür lief es für den ASV 32 Sekunden nach Wiederanpfiff immens besser: Marc Müller sah, dass Selim Mjaki einmal nicht auf halbrechts, sondern auf halblinks gestartet war. Müllers scharfer Pass fand den sprintenden Mjaki, und der traf zum 1:0 ins lange Eck. Kaum hatte wenig später Schrödl nur knapp das Hofer Tor verpasst, passierte Leon Schoen das bereits beschriebene Unglück.

Alle ASV-Fans sahen in der 67. Minute den Ball schon zum 1:1 im Gehäuse einschlagen. Denn Hofs Marian Schubert hatte Torhüter Guttenberger ausgetanzt. Sein Roller aufs Tor schien unabwendbar die Torlinie überqueren zu können. Doch Jonas Marx konnte sein linkes Bein noch ganz lang machen. So bugsierte er den Ball doch noch aus der Gefahrenzone hinaus. Eine artistische Meisterleistung.

Spannung bis zum Schluss

Auch nicht ohne war die Szene in der 89. Minute, als Hofs Sieber in den Strafraum eindrang. Dort kam ihm aber die Orientierung abhanden. Die dann folgenden acht Minuten Nachspielzeit brachten die Gastgeber mit vereinten Kräften schadlos über die Zeit.

Für den „Zug ohne Bremse“ hatte nach diesen 98 Spielminuten zunächst kein ASV-ler einen Nerv. Ausgepumpt und wohl auch in Gedanken an Leon Schoen wurde der erste Saisonsieg eher still genossen. Zunächst. Dann rollte der Jubel in der Umkleide los.

Über seinen ersten Punktspiel-Dreier als ASV-Trainer darf sich Dominic Rühl nur kurz freuen. cShon an diesem Dienstag (18.30 Uhr) geht es im Verbandspokal zum Landesliga-Spitzenteam SC Ettmannsdorf.