Interview
Fibalon-Coach hört nach der Saison auf

Mario Göhring hat Neumarkts Basketsballer zu einer perfekten Saison gecoacht. Dennoch will er nach der neuen Saison aufhören.

02.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr

Wenn Coach Mario Göhring spricht, dann heißt es für die Basketballer der Fibalon Baskets, genau zuzuhören. Foto: Rehberger

Herr Göhring, wissen Sie eigentlich noch, wie es sich anfühlt, zu verlieren?

In der Vorbereitung haben wir ein Testspiel gemacht und zwei Turniere gegen teils höherklassige Teams gespielt. Da sind wir wieder daran erinnert worden, wie sich Niederlagen anfühlen.

Die Frage musste man nach einer perfekten vergangenen Saison mit 22 Spielen und ebenso vielen Siegen in der Bayernliga einfach stellen. Jetzt steht nach dem Aufstieg die neue Spielzeit in der 2. Regionalliga an: Können wir denn wieder eine perfekte Saison erwarten?

(lacht) Davon gehe ich fest aus. Aber im Ernst: Wir spielen eine Liga höher, in der viele zweite Mannschaften von 2. Liga-Teams spielen, in denen junge, talentierte Spieler entwickelt werden sollen. Wir treffen also auf viele Teams mit jungen Wilden, wie ich sie mal nennen will.

Was hat das zur Konsequenz für das Spiel in der Liga?

Dass Intensität und Geschwindigkeit anders, höher sind.

Was für Ihre Mannschaft bedeutet, dass sie wie spielen muss?

Wir müssen definitiv schneller spielen, um einfach punkten zu können.

Jung sein ist das eine, ihre Mannschaft ist andererseits recht erfahren. Das kann ja auch ein Vorteil sein.

Sicher. Mit zwei Ergänzungen ist das Team weitestgehend zusammengeblieben. Die Mannschaft weiß also, was ich will und wir werden unser Konzept auch nicht völlig über den Haufen werfen für die neue Saison. Ich denke daher, dass wir im taktischen Bereich möglicherweise Vorteile haben im Gegensatz zu manch jüngerer Mannschaft.

Der Coach, der seine Spieler nervt

Weil Sie Ihr Konzept ansprechen: Wie sieht es denn aus?

Ich will schnell spielen und intensiv verteidigen.

Aber will das nicht jeder?

Davon zu reden, ist das eine, man muss es aber auch umsetzen. Wir trainieren sehr viel Verteidigung. Ich nerve die Spieler damit. Alle Ballsportler wollen schließlich möglichst viel mit dem Ball machen und nicht ohne. Aber ich bin der Überzeugung, dass man, wenn man mit hoher Intensität verteidigt, sich das automatisch auch auf das Offensivspiel positiv auswirkt.

Warum?

Weil dann die Konzentration in der Verteidigung sich auch auf die Offensive überträgt.

Wenn Sie die Vorbereitung Revue passieren lassen: Wo steht Ihre Mannschaft aktuell?

Ich denke, wir sind als Mannschaft weiter als im Vorjahr. Ich bin als Trainer auch sehr froh, dass mir ein großer Kader zur Verfügung steht.

Wie groß?

16 Mann sind es insgesamt, zwölf kann man am Spieltag melden. Da ist der Wettbewerb unter der Woche und hohe Intensität garantiert. Wir haben mindestens so viel Qualität wie im Vorjahr, aber was das Team wirklich auszeichnet, ist, dass jeder verstanden hat, dass das Team größer ist als der Einzelspieler. Wir haben einen richtig großen Zusammenhalt. Ich habe im Basketball ja schon viel selbst gesehen. Ich kann daher sagen: So ein Zusammenhalt ist selten.

Mehr zur Karriere von Mario Göhring lesen Sie hier:

Wenn wir das alles zusammenfassen: Was erhoffen Sie sich, mit Ihrer Mannschaft in dieser Saison zu erreichen?

Ich hoffe, dass wir Anfang des Frühjahrs den Klassenerhalt sicher haben. Nach dem jetzigen Stand sollte ein Platz im Mittelfeld drin sein.

Sie sagen nach jetzigem Stand. Was könnte dies denn gefährden?

Die Liga ist eine bisschen wie eine Wundertüte. Bei vielen Teams ist deren Zusammensetzung alles andere als klar. Vor allem bei den Mannschaften, die junge Spieler von höherklassigen Mannschaften ausbilden, weiß man nie, welche Spieler letztlich am Spieltag dabei sind.

Fibalon Baskets haben eine Wundertüte als Gegner

Wie ist das bei Zwickau, das der Gegner im ersten Saisonheimspiel am Mittwoch um 16 Uhr ist?

Das ist die größte Wundertüte. Zwickau ist aus der 1. Regionalliga abgestiegen. Man weiß nicht, was die jetzt vorhaben, ob sie beispielsweise aufgerüstet haben, um wieder aufzusteigen oder nicht. Ich habe mich zwar informiert, aber wer bei Zwickau am Spieltag aus dem Mannschaftsbus steigt, wird man sehen.

Bei den Fibalon Baskets sind in der kommenden Saison zwei neue Spieler mit im Bus. Stellen Sie die beiden doch bitte mal vor.

Cristiano Marques ist von Heroldsberg zu uns gekommen.

Was ist er für ein Spielertyp?

Er ist ein Flügelspieler, der uns als guter Werfer vergangene Saison vor einige Probleme in den Spielen gegen Heroldsberg gestellt hat.

Und der zweite Neuzugang…

…heißt Milan Marinkovic und ist für eine große Position. Milan ist in Kroatien geboren und in Serbien aufgewachsen. Seit zwei Jahren lebt er in Nürnberg. Der Kontakt ist über unseren Spieler Aleks Dokic zustande gekommen.

Zwei Spieler sind bei Neumarkter Basketballern neu, zwei gehen

Gibt es auch Abgänge bei den Fibalon Baskets?

Tim Gieritz steht diese Saison nicht mehr zur Verfügung und Sascha Raum will vorerst nur noch mittrainieren.

Das alles klingt recht positiv. Vor zwei Spielzeiten sah das aber noch ganz anders aus. Warum hat man damals den Weg des freiwilligen Abstiegs aus der 2. Regionalliga in die Bayernliga gewählt?

Damals haben wir uns schweren Herzens dafür entschieden. Einigen Spieler waren die weiten Auswärtsfahrten in der Nord-Staffel der 2. Regionalliga zu stressig. Und wenn du nur mit sechs Spielern auswärts antrittst, macht das auch keinen Spaß. Aus heutiger Sicht kann man aber wohl sagen, dass es wie ein Anlaufnehmen war.

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Jetzt spielt die Mannschaft wieder 2. Regionalliga Nord und es hat keine Klagen vorab gegeben?

In diesem Jahr gab es überhaupt keine Diskussion, ob wir in der 2. Regionalliga antreten. Wir wollen gut bestehen und wir haben das Werkzeug dazu.

Wenn wir über die Saison hinausschauen: Wo geht es mit dem Neumarkter Basketball hin?

Was nach der Saison kommt, findet zum einen ohne mich statt, zum anderen steht in den kommenden Jahren ein Umbruch an.

Sie hören also als Trainer auf? Warum?

Ich bin bald 36. Ich spiele Basketball, seit ich zehn Jahre alt bin. Elf Jahre habe ich den Profi-Traum gelebt – mit einer hohen Intensität. Da ist es okay, wenn ich ein Jahr mal nur ins Training gehe und darüber hinaus keine Verantwortung habe.

Bereits vor der Saison hat eine weitere langjährige Kraft bei den Fibalon Baskets aufgehört: Günther Stagat. Der langjährige Vorsitzende sprichtim Interviewüber die Hintergründe und seinen kuriosen Weg zum Basketball.

Über die Zukunft der Fibalon Baskets

Sie haben einen Umbruch angesprochen. Warum braucht es den und wird er für den Verein zu schaffen sein?

Wir haben einige Spieler, die jenseits der 30 sind. Aus der Jugend kommt zwar schon was nach, aber wir können nicht auf einmal alle austauschen und keiner merkt’’s.

Wie muss man demnach die Situation bei den Baskets einschätzen. Positiv oder eher negativ?

Die Zeichen stehen insgesamt sehr gut. Der Verein ist sehr gut aufgestellt. Es gibt also keinen Grund zu Schwarzmalerei. Zumal es ja nicht nur um das Herrenteam geht. Dass wir beispielsweise alle Altersklassen mit Teams besetzen können, ist schon bemerkenswert. Das große Potenzial des Vereins liegt darin, dass es gelingt, Menschen im Ehrenamt zu installieren.

Weitere Nachrichten aus dem Sport in der Region Neumarkt lesen Sie hier.