Schwimmen Günther Kaunzinger – der Deutsche Meister aus Berching

Halle/Berching.Nächster Titel für Günther Kaunzinger: Der 87-jährige Gredinger (AK85) hat sich bei den 37. internationalen deutschen Meisterschaften der Masters in Halle Platz eins über die 800 Meter Freistil erschwommen (22:19,54 Minuten). Über die 1500 Meter Freistil konnte sich der Vorjahressieger vom SWV Berching mit einer Zeit von 43:02,02 Minuten zudem über Silber freuen. Im Gespräch schildert Kaunzinger, wie er sich fit hält und warum das Schwimmen für ihn einen solch bedeutenden Stellenwert hat.
Herr Kaunzinger, wie gelingt es Ihnen, bis ins hohe Alter nicht nur sportlich aktiv, sondern auch erfolgreich zu bleiben?
Günther Kaunzinger: Das ist einmal der Ehrgeiz, und dann auch der Lebensstil als solcher. Ich mache jeden Tag eine halbe Stunde Gymnastik – also schon eine strenge Gymnastik, kein Larifari. Ich gehe jeden Tag morgens und abends mit dem Hund spazieren und gehe zweimal die Woche Schwimmen. Da bin ich sehr eisern und bin eine Stunde im Wasser. Was ich aber auch gemerkt habe: Man kann noch so viel tun, man baut trotzdem ab. Bei mir ist das ungefähr eine Minute pro Jahr – bei gleichem Trainingsumfang. Das ist einfach der Altersverschleiß.
Apropos Altersverschleiß: Wie steht es um Ihre Konkurrenz?
Kaunzinger: Je länger die Disziplin, desto weniger Ältere sind dabei. Bei 1500 und 800 Metern findet man nicht mehr viele Leute. Da ist einfach die Kraft nicht mehr da, diese Distanz zu schwimmen. Auf den Kurzstrecken sind noch mehr Ältere vertreten, da findet sich dann auch mal ein 90-Jähriger. Aber auf meinen Distanzen sind nicht mehr viele dabei.
Wie kamen Sie überhaupt zum Langstrecken-Schwimmen als Sport?
Kaunzinger: Ich war lange Jahre Wasserwacht-Leiter und habe Schwimmunterricht gegeben. Dann bin ich umgesattelt und über Marathon beim Triathlon gelandet. Ich war mit 65 Jahren noch Bayerischer Meister meiner Altersklasse und habe Triathlon bis zu meinem 70. Lebensjahr durchgezogen. Anschließend bin ich eine ganze Zeit lang ohne großen Ehrgeiz gewesen. Mit 78 Jahren habe ich dann einen Bademeister gebeten, meine Zeit zu messen und war erstaunt, dass ich im Vergleich zu anderen Spitzenschwimmern meines Alters gar nicht so schlecht war. Also bin ich direkt in den Verein in Berching eingetreten und war mit 80 Jahren zum ersten Mal auf einer deutschen Meisterschaft. Aber aller Anfang ist schwer, und ich bin damals Dritter geworden (lacht).
Was fasziniert Sie am Schwimmen besonders?
Kaunzinger: Das Schwimmen hat einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Ich habe Probleme mit Arthrose in Fingern und Knien. Wenn ich eine Stunde laufe, ist das schon anstrengend für mich. Aber: Sobald ich mich ins Wasser stürze, fühle ich mich wie ein anderer Mensch (lacht). Da ist alles viel einfacher, man schwebt so richtig darin. Der Druck auf die Gelenke ist weg, da ist dann kaum Gewicht zu spüren.
Sie haben am 1. März ihren 87. Geburtstag gehabt. Aber verschwenden Sie überhaupt einen Gedanken ans Aufhören?
Kaunzinger: Das ist ein offenes Kapitel. So lange ich kann, mache ich mit dem Training weiter. Über Wettkämpfe habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber ich muss natürlich aufpassen, nächstes Jahr werde ich 88 und es kommen die 85-Jährigen in meiner Altersklasse nach. Drei Jahre machen schon viel in der Substanz aus. Wenn ich aber Titelchancen habe, dann nehme ich die DM schon wahr. Selbst wenn ich dann schon zur AK90 zähle.
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