Diskussion
Steigt der FCN ab oder nicht?

Zwei Klatschen zuletzt lassen am 1. FC Nürnberg zweifeln. Doch es gibt auch Argumente für den FCN. Ein Streitgespräch.

10.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr

Wohin geht es mit dem 1. FC Nürnberg? Die Meinungen darüber schwanken nach den ersten sieben Spieltagen in der Bundesligasaison 2018/19. Foto: Eisele/dpa

0:7 in Dortmund und zwei Wochen später 0:6 gegen Leipzig. Ist das nun ein Anzeichen dafür, dass der 1. FC Nürnberg es schwer haben wird, die Bundesliga zu halten? Oder waren es erwartbare Niederlagen gegen Top-Teams und der Club ist an sich im Soll? Fragen, die die MZ-Autoren Wolfgang Endlein und Daniel Frasch ganz unterschiedlich beantworten.

Das sagt Wolfgang Endlein:

Wo steht der 1. FC Nürnberg? Ist das Glas halb voll oder halb leer? Derlei Gestalt war das Gespräch, das mein Kollege Daniel Frasch und ich nach dem 0:6-Untergang in Leipzig geführt haben – und aus dem der Anstoß für diesen Artikel entstand. Einer, der zwei gegensätzliche Meinung samt Argumenten abbilden soll.

Dabei waren wir eigentlich schnell einer Meinung: Der 1. FC Nürnberg steigt nicht ab. Ebenso schnell war mir aber klar, dass es bei mir keine Meinung, sondern mehr ein Gefühl ist. Eines, das getrieben ist von der Sympathie für den Verein, weniger von rationalen Überlegungen. Geht es nach dem Herz, steigt der FCN nicht ab. Der Kopf geht aber davon aus, dass der Verein den ungeliebten Abstiegsrekord weiter ausbauen wird.

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Klar, man könnte argumentieren, dass das 0:7 in Dortmund und das 0:6 in Leipzig erwartbare Niederlagen gegen Top-Teams der Liga waren, die nur etwas zu hoch ausgefallen sind. Nürnbergs Trainer Michael Köllner hat ebenfalls recht, wenn er nach sieben Spieltagen festhält: „Wir sind nicht mit null Punkten Letzter“. Der FCN ist mit acht Punkten und Siegen gegen direkte Konkurrenten wie Düsseldorf vielmehr im Soll, könnte man sagen.

Dennoch, der grundsätzliche Zweifel bleibt – und Michael Köllner liefert gleich selbst die Nahrung dafür. „Wir sind Außenseiter in dieser Liga“, hat der Trainer ebenso nach Leipzig gesagt wie, dass man vergangenen Saison als Überraschungsteam aufgestiegen sei und man die sportliche Situation im Lichte der angespannten finanziellen Situation sehen müsse.

Gefälle zwischen 1. und 2. Liga ist groß

Köllner sagt es richtig: Der Aufstieg in der Vorsaison kam etwas überraschend, auch wenn man das im Umfeld des einstigen Rekordmeisters nie so gesehen und hinter den Äußerungen Tiefstapelei vermutet hat. Jetzt spielt der Verein quasi mit dem Aufstiegsteam und in der Regel ein bis zwei Neuzugängen in der Startformation eine Liga höher. Das Gefälle zwischen 1. und 2. Liga, das zeigen die Relegationspartien der vergangenen Jahre, ist jedoch groß. Da kann man es als Ausdruck des Vertrauens in die Entwicklungsfähigkeit der Spieler sehen oder eben auch als Zwang infolge der finanziellen Situation.

Am Ende bleibt aber die Erkenntnis: Eine Mannschaft, die in der 2. Liga eine gute Saison gespielt, aber nicht brilliert hat, ergänzt durch Neuzugänge, denen man das Prädikat „okay“ geben kann, steht der FCN in einem ungleichen Wettbewerb. Denn die Vereine, mit denen er konkurriert, sind mit Ausnahme von Düsseldorf in den vergangenen Jahren regelmäßig Bundesligisten gewesen. Sie haben ihre Tanks mit dem Treibstoff des Fußball-Business, dem Geld, gut füllen und in der Folge Kader und sonstige Strukturen entwickeln können.

„Allein durch Anspruchshaltung ist noch keiner in der Liga geblieben.“

Man muss sich nur anschauen, welcher Aufsteiger der vergangenen Jahre, der diese Voraussetzungen nicht mit sich brachte, ist noch in der 1. Liga? Darmstadt, Paderborn und Braunschweig mussten alle wieder den Weg zurück nach unten antreten, von wo sie nie wieder gekommen sind. Vom Namen und Potenzial her mag der Club für viele seiner Fans weit entfernt sein von Paderborn und Co., aber allein durch Anspruchshaltung ist noch keiner in der Liga geblieben.

Das sagt Daniel Frasch:

Zugegeben, viel Spielraum für positive Gedanken lassen zwei Auswärtsniederlagen in Folge mit einem Torverhältnis von 0:13 aus Nürnberger Sicht nicht gerade – nicht einmal beim zu schneller Euphorie neigenden Clubfan. Denn sowohl beim 0:7 in Dortmund als auch beim 0:6 in Leipzig wurden dem 1. FC Nürnberg mehr als deutlich die Grenzen aufgezeigt. Und ja, der Club zerfiel dabei in seine Einzelteile, wie er es letztmalig vor 35 Jahren beim VfB Stuttgart (0:7) „schaffte“. Aber sollen diese beiden äußerst schmerzhaften Niederlagen wirklich einen ernsthaften Anhaltspunkt liefern für eine mögliche Ligazugehörigkeit beziehungsweise Unzugehörigkeit? Mitnichten.

Denn egal wie hoch die Pleiten auch ausfielen, sie waren zu erwarten. Vielleicht waren sie von FCN-Trainer Michael Köllner sogar einkalkuliert worden. Einen Hehl machte der Oberpfälzer schließlich nie aus der Außenseiterrolle seiner Mannschaft: „Das wussten wir schon vor der Saison.“ Fakt ist auch: Egal ob 0:1 oder 0:7, null Punkte bleiben null Punkte. Dass dabei die Art und Weise, wie die Truppe um Kapitän Hanno Behrens zwei Mal auf fremden Terrain unterging, weder dem eigenen Anspruch, noch dem der treuen Anhängerschaft gefallen konnte, ist selbstredend. Auch sollen und dürfen die jüngsten, historischen Niederlagen keinesfalls schön geredet werden – ganz im Gegenteil.

Eine schonungslose Aufarbeitung der Geschehnisse ist bereits erfolgt, wie Enrico Valentinis Worte verdeutlichen. „Wir müssen jetzt knallhart zu uns selbst sein und zusehen, dass wir nicht nur daheim gut sind, sondern auch auswärts“, ließ sich Nürnbergs Rechtsverteidiger auf der Homepage des Clubs zitieren. Mindestens genau so wichtig wie die bereits erfolgte Analyse ist jedoch der Blick vorn. Denn auch das hat die junge und über alle Maßen unerfahrene Nürnberger Mannschaft bereits bewiesen: Sie ist in der Lage, Spiele auf Bundesliganiveau erfolgreich zu bestreiten. Zwar nicht gegen Topteams wie Leipzig, Dortmund und die Bayern. Gegen andere, seit vielen Jahren etablierte Mannschaften hingegen schon. Bremen (1:1), Hertha BSC Berlin (0:1), Mainz (1:1) und Hannover (2:0) – das ist alles, nur keine Laufkundschaft.

Mit Aufstiegen und Abstiegen kennt sich der FCN aus. Mitunter folgte eines aufs andere:

Das sind Vereine aus finanziellen Sphären, in die der Club erst nach mehreren Jahren Bundesligazugehörigkeit vordringen könnte. Und dennoch spielte diese Nürnberger Mannschaft auf Augenhöhe und heimste starke sieben Punkte im Max-Morlock-Stadion ein. Damit sammelte der 1. FC Nürnberg in drei Heimpartien gleich viele Zähler, wie es dem FC Bayern München in vier Partien gelang. Nein, es war längst nicht alles schlecht in den ersten sieben Partien.

Jetzt ist Michael Köllner gefordert. Er muss seine junge Mannschaft aufrichten und deren Spielweise stabilisieren, um sie künftig vor solch dramatischen Negativerlebnissen zu bewahren. Dass er hierfür der richtige Mann ist, hat der Oberpfälzer bereits im vergangenen Jahr bewiesen. In der Nürnberger Nordkurve prangte zuletzt ein Transparent mit der Aufschrift: „Diese Liebe ist nichts für Feiglinge.“ Pathetisch sein konnten die Club-Fans schon immer. Schimpfen ebenfalls. Die Angst vor einem Abstieg aber ist (noch) nicht angebracht.

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