2. Schach-Bundesliga Bavaria Regensburg hält mit Meister mit und verliert gegen Absteiger

Regensburg, Stadt.Mit einem beinahe sensationellen dritten Platz haben die Schachspieler des SC Bavaria ihre zweite Saison in der 2. Bundesliga Ost abgeschlossen.
Die Zielsetzung Klassenerhalt wurde damit deutlich übertroffen. Am letzten Spieltag trotzten die Regensburger auch noch dem scheinbar übermächtigen Meister MSA Zugzwang Münchnen ein mehr als gerechtes 4:4 ab. Mit einer selbstverschuldeten 3,5:4,5-Niederlage gegen Absteiger Bayern München 2 hatte Bavaria tags zuvor die Chance auf ein echtes Endspiel um den Titel verpasst.
Fast skurril mutet somit die Erfolgsbilanz dieser Saison an. Neben dem Unentschieden gegen den Meister stehen fünf Siege für Bavaria zu Buche – und die drei Niederlagen musste das Team allesamt gegen die drei Absteiger einstecken. Das belegt gleichzeitig, welches Potential das junge Regensburger Team in sich birgt, wenn es ihm gelingt, die Chancen noch konsequenter zu verwerten.
Eine harte neue Aufgabe
Die neue Saison 23/24 wird einen großen Umbruch in der 2. Bundesliga mit sich bringen, die von vier auf zwei Gruppen reduziert werden sollen. Diese zwei verbleibenden zweiten Ligen spielen dann aber mit zwölf statt derzeit zehn Mannschaften ab 2024/25 weiter. Das bedeutet, dass von den derzeit 40 Zweitligisten 16 den Gang in die dritte Liga werden antreten müssen. Für die Bavarianer heißt das, dass nur ein Platz unter den ersten fünf den sicheren Ligaerhalt bringt. Die Sechstplatzierten müssen in die Relegation, die letzten vier Teams steigen ab.
Gegen den FC Bayern II schien nach Niederlagen von WGM Jana Schneider, die in Zeitnot in bedrängter Stellung nicht die rettenden Züge fand, von Uwe Kleibel, der einen taktischen Schlag seines Kontrahenten übersehen hatte, und FM Lars Goldbeck, der die Möglichkeiten seiner Stellung zu positiv beurteilte, viel für einen Bayern-Sieg zu sprechen. Doch IM Novak Pezelj und FM Cédric Oberhofer hielten das Bavaria-Team mit zwei überzeugenden Siegen im Spiel. Vor allem Cédric Oberhofer riss nach einem Bauernopfer in der Eröffnung die Initiative am Brett an sich, konnte sich spielentscheidend Material erobern, was den Münchner zur Aufgabe zwang. Trotz des Rückstandes von 2:3 waren die Bavarianer siegesgewiss. Am Spitzenbrett hatte sich GM Jiri Stocek im Duell mit GM Michael Bezold eine sehr vorteilhafte Endspielposition mit einem starken Randfreibauern erkämpft, die der tschechische Nationalspieler routiniert zum vollen Punktgewinn nutzte. Auch bei IM Georg Kilgus schien der Sieg nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Kiebitze, die mit Bavaria mitfieberten, hatten längst den klaren Gewinnweg für den Wiener Internationalen Meister erspäht. Der jedoch fand ihn nicht, verzettelte sich und erlaubte dem Münchener ein für diesen schmeichelhaftes Remis. Auch IM Florian Kaczur den siegbringenden Punkt nicht beisteuern und musste eine nicht nur ihn total frustrierende Niederlage einstecken.
Ein Kampf auf Augenhöhe
Dass die Moral trotz der mehr als ärgerlichen Niederlage intakt war, bewiesen sie in einem hart umkämpften Spitzenspiel gegen Meister Zugzwang München. Die Münchner, angetreten mit vier Großmeistern und vier Internationalen Meistern, schienen der Papierform nach deutlicher Favorit. Doch die Bavarianer warfen all ihre Kampfkraft in die Waagschale und lieferten dem Ligaprimus einen Kampf auf Augenhöhe.
Nach der Punkteteilung von Pezelj zeigte auch Kilgus mit seinem Sieg gegen GM Gerals Hertneck sein wahres Leistungsvermögen. Auch Kleibel überraschte seinen Kontrahenten IM Raykhman mit seiner Eröffnungswahl und hielt die Partie immer im Gleichgewicht. Den Münchnern gelang dank des verdienten Sieges des jungen ukrainischen IM Baidetskyi über WGM Jana Schneider der Ausgleich zum 2:2.
Auch Stocek konnte sich mit den schwarzen Steinen nicht gegen GM Bromberger durchsetzen und musste sich mit einem Remis zufrieden geben. Doch Oberhofer brachte mit seinem Sieg gegen IM Zeller Bavaria wieder in Front. Nachdem Kaczúr in einem Turmendspiel trotz eines Minusbauern die Punkteteilung gegen den österreichischen GM Shengelia erwungen hatte, war beim 4:3 das Unentschieden bereits gesichert. Goldbeck wurde in einem Damenendspiel ein Minusbauer zum Verhängnis. Nach über sechs Stunden Spielzeit musste er sich in die Niederlage fügen und das 4:4 gestatten.
Statistik 2. Bundesliga Ost: FC Bayern München II – SC Bavara 4,5:,3,5: Michael Bezold – Jiri Stocek 0:1; Alexander Belezky – Florian Kaczur 1:0; Alexander Zajogin – Jana Schneider 1:0; Patrick Höglauer – Novak Pezelj 0:1; Thomas Rodewis – Georg Kilgus 0,5:0,5; Andreas Schenk – Lars Goldbeck 1:0; Christoph Singer – Cedric Oberhofer 0:1; Thomas Reich – Uwe Kleibel 1:0
SC Bavaria – MSA Zugzwang 4:4: Stocek – Stefan Bromberger 0,5:0,5; Kazur – David Shengelia 0,5:0,5; Schneider – Valentin Beidetskyi 0:1; Pezelj – Stefan Kindermann 0,5:0,5; Kilgus – Gerald Hertneck 1:0, Goldebeck – Robert Zysk 0:1; Oberhofer – Frank Zeller 1:0; Kleibel – Alexander Raykhman 0,5:0,5
Abschlusstabelle: 1. MSA Zugzwang München 14 Matchpunkte; 2. SK Göggingen 12; 3. SC Bavaria 11; 4. SK Passau 9; 5. Erfurter SK 8 (37 Brettpunkte); 6. Nickelhütte Aue 8 (36); 7. SC Garching 8 (35); 8. FC Bayern München II 7 (32,5); 9. SC NT Nürnberg 7 (30); 10. SG Leipzig 6 (29,5)
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