Motorrad-Oldie Die glückliche Jahresbilanz des Sinzinger Motorradfahrers Paul Listl

Regensburg. Eins ist auch klar: So, nein so kann ein Paul Listl nicht aufhören – auch mit 63 nicht. Der Sinzinger, der einst als Profi unterwegs war und in Motorradkreisen stets unter dem Vornamen Paul Maria läuft, ist in der Klasse 15 der Interessengemeinschaft Endurosport, kurz IGE, mit seinen 100 Punkten heuer in der Gesamtwertung Zweiter geworden im Feld der 16 Starter.
Was nach schnöder Ergebnisberichterstattung klingt, ist in der Jahresbilanz viel mehr: Paul Listl hätte 2022 sterben können bei einem Rennen.
„Ich habe Mist gebaut und Glück gehabt“, fasst der Motorrad-Oldie zusammen, was gleich beim ersten Rennen im hessischen Schlüchtern passiert war. „Aus dem Staub heraus“ bretterte Listl wider besserer Kenntnis Vollgas gegen eines der künstlichen Hindernisse – ein Rohr – und flog in hohem Bogen durch die Luft – ein Gedankenfehler und einer der schlimmsten Unfälle seiner Laufbahn.
„Den Helm hebe ich auf“
Paul Listl hatte Riesendusel und sagt: „Den Helm hebe ich mir auf.“ Aber es folgte natürlich eine Leidenszeit wegen der Verletzungen an Rippe und Hand. „Ich kam nicht alleine ins Bett und brauchte bei jedem Toilettengang Hilfe“, berichtet Listl. Kurz und schlecht: „Die ersten zwei Wochen waren die pure Hölle.“
Das letzte Listl-Rennen aber war es nicht, natürlich nicht. Eine Veranstaltung verpasste Paul Listl, aber schon in Niederwürzbach im Saarpfalz-Kreis war er wieder am Start. „Noch mit Schiene habe ich gemeldet. Ich musste mir in Absprache mit KTM aber ein anderes Motorradl besorgen.“ Und es musste umgebaut werden. Bernhard Leitner, ein Kumpel mit Motorrad-Laden in Nittendorf, unterstützte, um die automatische Kupplung zu installieren. Es klappte: Listl kam, sah und gewann.
Übrigens auch die restlichen drei Rennen der Serie in Bad Winsheim, Feldatal und Mernes. „Drei von viermal war Schlamm – und das ist mein Motiv von früher.“ Doch zum Gesamtsieg reichte das nicht mehr. Weil wegen der Sommerhitze und Schwierigkeiten bei den Genehmigungen in Kaltenholzhausen und Laubus-Eschbach ersatzlos gestrichen wurden und somit die zwei ergebnislosen Rennen Listls zu viel des Guten waren.
Neutraublinger wird Meister
Die Gunst der Stunde nutzte ein Neutraublinger ohne Profivergangenheit: Mit fünf Treppchenplätzen und einem vierten Platz sammelte Friedrich Büsch 21 Zähler mehr und wurde Meister. „Er ist inzwischen sowas wie mein Konditionstrainer“, sagt Listl. Gemeinsame Fahrradrunden machen Spaß, zum Beispiel. Listl genießt aber längst auch bei den Rennen die „große Clique“. Und so läuft die Vorbereitung für 2023 prompt wieder.
− cw
Weitere Artikel aus diesem Ressort finden Sie unter Regensburg.