Fussball
Donaustauf: Fußballer werden Handlanger

Wem beim Bayernligisten das Kurzarbeitergeld nicht reicht, der kann auf der Baustelle des Chefs jobben. Trio fängt bald an.

30.03.2020 | Stand 16.09.2023, 5:04 Uhr
Gerd Winkler

GmbH-Chef Matthias Klemens (im Foto) und Trainer Franz Koller rüsten gerade den SV Donaustauf für die zweite Saison in der Bayernliga. Foto: Brüssel

Während mitten in der Corona-Krise sich viele höherklassige Fußballvereine bis hinauf zu den Profis offensichtlich in Schockstarre befinden und teils krampfhaft nach Lösungen für ihre Finanzen suchen, hat Bayernliga-Neuling SV Donaustauf die vom Verband unterbrochene Saison 2019/20 abgehakt und bereits die Weichen für die nächste gestellt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Restrückrunde nicht mehr zu Ende gespielt wird“, urteilt GmbH-Chef Matthias Klemens und verkündet: „Wir sind mit den Planungen für die nächste Saison fast durch.“

Für Spieler, Trainer, Betreuer und die Buchhaltung sei eine einheitliche Lösung gefunden worden, berichtet Klemens: „Für März zahlen wir noch zu hundert Prozent aus.“ Ab April sei für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet, die Geringverdiener auf 450-Euro-Basis erhalten von der GmbH 20 Prozent. Der mit seiner Campus Group im Raum Leipzig auf Altbausanierung und Denkmalschutz spezialisierte Klemens hat darüber hinaus ein weiteres Angebot für seine Spieler. „Wem das Kurzarbeitergeld nicht reicht, der kann bei mir in der Firma arbeiten“, erläutert der 48-Jährige das Jobangebot: „Wir haben 100 Leute auf den Baustellen und einen Haufen Arbeit, da ist genug zu machen.“ Ein Trio habe darauf reagiert und einen Arbeitsvertrag bei Campus unterschrieben. Erster Arbeitstag ist am Mittwoch: Abulai Dabó sowie die Winter-Neuzugänge Sasha Diakiese und Kevin Rääbis sind sich nicht zu schade, um den Handwerkern quasi als Handlanger zuzuarbeiten.

Gögl verlässt SV Donaustauf

Wie die Januar-Verpflichtungen Vaclav Heger, Niko Zisi und Tobias Lottner sind Diakiese und Rääbis mit einem Vertrag über eineinhalb Jahre ausgestattet. Vom bisherigen Stamm wird Florian Gögl den SVD verlassen. Der Abwehrchef kann den Aufwand nicht mehr betreiben. „Florian war im Aufstiegsjahr und heuer ein wertvoller Spieler, aber zweimal Training in der Woche ist zu wenig“, kommentiert Klemens die Personalie und fügt an: „In der nächsten Saison wollen wir eine feste vierte Einheit.“ Nach einer komplizierten Operation am Kiefer weilt der letzte verbliebene Brasilianer im Kader, Pedro Braz, bis zum Sommer in der Heimat. Verlängert haben unterdessen die Leistungsträger Mario Baldauf und Keeper Almin Abdihodzic sowie Michael Fischer und Dabó. Nikola Vasilic und Alexander Stierstorfer hatten sowieso ein gültiges Arbeitspapier bis Juni 2021.

Sponsoring:
„Natürlich muss man mit jedem Sponsor reden, wie wir das fair händeln, wenn wir nicht mehr spielen“, sagt Klemens: „Wir werden für nächste Saison wohl einen Schritt entgegenkommen.“

Ein Trio, das man gerne halten würde, pokert. Dazu zählt Torhüter Daniel Hanke: „Er hat seinen Stammplatz verloren. Ich weiß nicht, ob er sich mit der Rolle als Nummer zwei begnügt“, sagt Klemens. Fraglich ist die Zukunft von Kapitän Martin Saunter (Hüftprobleme) und Moritz Mayer (Studium). Derweil haben drei Neuzugänge für die nächste Saison einen Vertrag am Fuße der Walhalla unterschrieben. Ein Duo steht nach mündlichen Zusagen dieser Tage vor der Unterzeichnung, bei einem weiteren Spieler fehle noch die Freigabe vom Verein.

Kollers Netzwerk nützlich

Namen will Klemens noch nicht nennen, nur so viel: Das deutschsprachige Sextett bedient alle Mannschaftsteile bis auf die Torwartposition. „Für uns ist wichtig, dass der Großteil künftig deutsch spricht“, sagte Klemens im Hinblick auf die Sprachbarrieren, die es in der Multi-Kulti-Truppe gab. Zugute bei diesem Vorhaben kommt ihm das Netzwerk von Coach Franz Koller, der lange Jahre als Stützpunkttrainer für den Bayerischen Fußballverband arbeitete. „Ich habe seit Januar bestimmt hundert Telefonate mit Spielern geführt“, berichtet Koller über den Aufwand – bis er zum „Ertrag“ führt. „Auf mündliche Zusagen verlasse ich mich nicht, ich glaub’s erst, wenn der Vertrag unterschrieben ist“, sagt Koller: „Man glaubt nicht, was ich in den langen Jahren schon alles erlebt habe.“