Mountainbike
Ein Rad-Team, das sich suchte und fand

Frauen und Männer haben im Edelsten-Team internationale Ansprüche und in Oliver Gref einen fachkundigen Unterstützer.

22.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr

Das Edelsten-Team will Spaß, Hobby und Ansprüche verbinden. Foto: Weiss/Edelsten

Oliver Gref hat eine große Leidenschaft, das Rad – und das schon lange. Der ehemalige Nationalfahrer, Jahrgang 1967. ist in Regensburg in seinem Sport ein Begriff und die Leidenschaft lässt ihn nicht los. Der Geschäftsführer der Rad-Manufaktur Edelsten sieht sich in der Lage, „etwas von der Förderung, die ich erfahren habe, weiterzugeben.“ Und er bietet Material, das Fahrer lockt – allerdings nicht auf der Straße, sondern im Mountainbike-Sektor. Also baut er an einem Team, in dem auch Sohn Leo, der auch auf der Straße fährt, das eine oder andere Rennen bestreiten wird. Oder verpflichtet mit Sponsoren wie Achim Reichel vom gleichnamigen Hörgeräte-Laden mal eben Gleichgesinnte. „Ihn habe ich bei einer Herbsttrainingsfahrt verhaftet.“

Im Edelsten-Team, wo zuletzt die Frauen wie Veronika Weiss für die Erfolge sorgten, schicken sich jetzt auch wieder Männer an, für Furore zu sorgen. Elias Tranninger, ein Österreicher aus Innsbruck, ist so jemand. Er stürzt sich an diesem Wochenende ins Weltcup-Geschehen in Barcelona. „Wir fahren häufig in der Stadt“, sagt der 23-Jährige, der sich in jungen Jahren auch mal auf der Straße versuchte. „Aber das ist nicht meins.“

Meistertrikot ist eines der Ziele

Tranninger studiert Wirtschaftswissenschaft, macht im Februar 2020 seinen Master und strebt eine Zukunft im Sportmarketing an. Bevor er ins Berufsleben einsteigt, will er aber in seiner Mountainbike-Disziplin noch ein paar Ziele erreichen. Tranninger fährt Eliminator-Rennen, die so ähnlich ablaufen wie die Sprintrennen im Langlauf. Explosivität ist Trumpf: Tranninger tritt in der Spitze 2250 Watt, mehr als Straßenradsprinter.

Der Dreizehnte der Weltcup-Gesamtwertung 2018 will in dieser Saison endlich mal aufs Stockerl, wie Österreicher einen Platz unter den besten drei nennen. Und am 1. Mai steht eine andere Mission an – sich das Trikot des österreichischen Staatsmeisters überzustreifen nämlich. „Dann könnte man das Edelsten-Trikot“ – die beherrschende Farbe ist Lila – „ja mit rot weißen Streifen machen“, witzelte der Österreicher bei der Teamvorstellung im Regensburger Cafe Vincent-Mulemi, dem eine gemeinsame Ausfahrt am Nachmittag vorangegangen war.

In Österreich hat diese Disziplin durchaus Vergangenheit und auch soviel Aufmerksamkeit, um es in die Sportnachrichten zu schaffen, weil mit Daniel Federspiel ein Landsmann von Elias Tranninger den Gesamt-Weltcup gewann, Weltmeister war und jetzt auf die Straße gewechselt ist. „Für mich ist auch die EM in Tschechien ein Ziel.“

Wie ein Innsbrucker, der rund 20 Stunden die Woche in sein Training investiert, nach Regensburg ins Edelsten-Team fand? „Über Social Media“, sagt Tranninger. Schnell hatte er gemerkt, „dass Olli (Gref, d. Red.) weiß, um was es geht. Für mich ist das ein Glückstreffer.“ Denn ein individuell gestaltetes Spezialrad wie seines ist Gold wert. Ein Fahrrad von der Stange tut es da natürlich nicht. „Bei uns ist das Gewicht alles.“ Was man sich leisten kann und was nicht, hängt am Budget. „Voriges Jahr war ich auch bei einem Rennen in den USA. Heuer wird das nicht klappen“, sagt Elias Tranninger.

Das Team Edelsten sorgt schon länger für Furore. Lesen Sie hier, wie es entstand.

Die Wege, wie die Fahrer dieser Mannschaft, die Spaß, Hobby und Erfolg verbinden will, zusammenfinden, sind alles außer gewöhnlich. „Ich habe mich mit Jonas (Teamkollege Stocker, d. Red.) beim Rennen im Salzkammergut unterhalten, so gut das bei Puls 180 eben geht“, berichtet der Münchner Student Tobias Rübenach, wie er anheuerte. „Ich habe lange nach einem Cross-Country-Team gesucht.“

Sich suchen und finden, das geht auch bei den Mountainbike-Ladies von Edelsten ein bisschen anders, als es bei anderen geht – und nicht per Bewerbung. „Es geht darum, dass kompatible Leute zusammenfinden“, sagt Veronika Weiss, die als Chefredakteurin eines Mountainbike-Magazins beruflich damit befasst ist, was sie auch als Hobby betreibt. Sie weiß genau und sagt mit Augenzwinkern: „Jeder von uns Radfahrern hat ja irgendwie einen Hau.“

„Frauenrennen sind spannender“

Die Intention von Weiss und Neuzugang Sarah Reiners ist eine gemeinsame. „Es geht darum, nach außen zu tragen, wie geil dieser Sport“, sagt Reiners, für die die deutschen Meisterschaften in ihrer Heimat, der Vulkaneifel, einer der Höhepunkte des Jahres werden sollen. Denn der Mountainbikesport ist männerdominiert. „Bei großen Rennen machen Frauen vielleicht gerade zehn Prozent des Starterfeldes aus“, sagt Weiss. Warum? „Das weiß ich auch nicht so genau. Vielleicht haben Frauen Hemmungen. Aber Frauenrennen sind im Weltcup spannender als Männerrennen, weil die Dichte höher ist. Es ist hochkarätiger Sport, aber eben auch ein teurer Sport.“ Auch weil die Ziele oft im Ausland liegen: Polen oder Island stehen zum Beispiel heuer bei Veronika Weiss auf dem Plan.

Bei allem Leistungsanspruch geht es darum, Leistung und Spaß eng zu verknüpfen. Das ist es, was das Team will – und was Oliver Gref schon immer mit seiner Leidenschaft verbindet.

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