Handball
ESV-Damen erobern die Tabellenspitze

Die Tür zur 2. Bundesliga steht nach dem 32:25-Heimsieg über den MTV Heide weit offen. Die Peter-Schwestern werfen 16 Tore.

16.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:01 Uhr
Am dritten Spieltag ist ESV-Youngster Sophia Peter in der Aufstiegsrunde endgültig ankommen. Die 17-jährige „gelernte“ Rückraum Mitte erzielte vier ihrer fünf Treffer binnen 21 Minuten in der ersten Halbzeit. Bislang stand in Frankfurt/Oder und Aldekerk zusammen ein Treffer zu Buche. −Foto: Bruessel-Foto

Seit Samstag um 18.27 Uhr halten die Handballfrauen des ESV 1927 Regensburg in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga alle Trümpfe in ihren Händen. Relativ stabil um die 1350 Fans verfolgten via Livestream das Spiel und sahen alles an taktischen Kniffen, Willensleistungen und eine Torflut, was den Handballsport so kurzweilig und attraktiv macht. In dem an Intensität und Dramatik vor allem in der ersten Hälfte kaum zu überbietenden Schlagabtausch stürzten die Bunkerladies den bis dato makellosen Tabellenführer MTV Heide mit 32:25 (16:15). Franzi Peter & Co. trotzten dabei dem durchaus diskutablen Siebenmeter- (1:13) und Strafzeitenverhältnis (8:4) zu ihren Lasten.

Somit hat der ESV die Norddeutschen, die ihre Ambitionen mit der Verstärkung durch drei Akteuren von Kooperationspartner TSV Wattenbek unterstrichen, an der Spitze des Fünferfeldes abgelöst. Am dritten von fünf Spieltagen haben sich die Schwarz-Blauen mit dem zweiten Sieg in eine ideale Ausgangsposition gebracht, um am Samstag (17 Uhr) im „Endspiel“ – erneut in der Halle an der Dechbettener Brücke – gegen den vermeintlichen Underdog TV Allensbach den Aufstieg perfekt zu machen. Dass mit den selbst ernannten „Hühnern vom Bodensee“ jedoch nicht gut Kirschenessen ist, musste der TV Aldekerk, eine Woche zuvor noch 24:23-Bezwinger des ESV, eineinhalb Stunden nach der Schlusssirene in Regensburg erfahren: Nach Dauerrückstand von bis zu sieben Toren retteten die Westdeutschen beim 27:27 gerade noch einen Zähler.

Franzi Peter eröffnet Torreigen

Vor der Geisterkulisse – nur Funktionsträger und eine umfangreiche Medienvertretung waren zugelassen – spürte man die beiderseitige Nervosität: Freistehend warf Doro Mooser daneben, im Gegenzug ging ein Querpass Heides ins Aus. Franzi Peter eröffnete mit dem 1:0 (3.) den Torreigen. Gegen die extrem offensive Abwehr der Gäste ging die Linkshändern konsequent in die Abwehrlücke, was unmittelbar zuvor Anna Fuhrmann und Amelie Bayerl (noch) nicht machten.

Bereits an der Mittellinie wurden die ESV-Spielerinnen attackiert – eine taktische Maßnahme der Gäste, die bis zu deren Auszeit (12.) dauerte und in eine 6:0-Deckung mündete. Während Regensburg sich jede Wurfposition aufwendig erarbeiten musste, erzwang der MTV mit seinem gefährlichen Kreisspiel Strafwürfe (4., 6., 7.) und Zeitstrafen (6., 9., 11., 12.).

ESV nutzt die Überzahl

Doch auch in Unterzahl war der ESV den Norddeutschen überlegen: Die Bunkerladies gingen in dieser Phase sogar mit „plus eins“ hervor und machten ihrerseits nach der Pause in Überzahl den Sack zu. Bei 23:20 kassierte Heide drei Zeitstrafen (45., 46., 47.), der ESV zog auf 29:20 (49.) davon. Es hatte sich eine alte Handballweisheit bestätigt: Abwehrarbeit ist Willenssache!

Willen und Biss zeigte Fuhrmann nach abgelegter Zurückhaltung, um dann, ohne sich zu schonen, auf die Abwehr zuzusteuern. In Aldekerk im ersten Abschnitt erzwang die Spielmacherin so drei Treffer, nun gelangen in gleicher Art binnen 16 Minuten deren fünf (9., 10., 14., 17., 25.). Im Gegensatz zur Vorwoche kam das Konterspiel des ESV zumdest punktuell ins Laufen, um mit leichten Toren dem Gegner auch moralisch zuzusetzen.

Auch nach dem Wechsel verhinderten die Bunkerladies in Unterzahl leidenschaftlich Flurschaden, auch weil Linksaußen Sophia Peter ihre Qualitäten im Rückraum einbrachte. Die 17-Jährige legte eine bisher nicht gesehene selbstbewusste Partie hin, eroberte am eigenen Kreis fünf Bälle und ließ sich durch ihren ersten Fehlwurf (7.) nicht beirren. Sichtlich befreit spielte die gelernte Mittelspielerin nach ihrem Ausgleich zum 4:4 (8.) auf. Neben dem Youngster ragten Torfrau Natalia Krupa, Fuhrmann und Elffach-Torschützin Franzi Peter heraus. Für Trainer Csaba Szücs war „der Schlüssel, dass wir nach der Pause in der Abwehr auch nach 20 Sekunden fokussiert waren“. Ein Sonderlob galt Sophia Peter: „Das hat sie hervorragend in der Abwehr und auf Außen gemacht“.