Schiedsrichter
Ex-Regensburger erlebt im Harz „einen Kulturschock“

14.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:02 Uhr
Markus Schmautz
Jens Weisweiler (hier in Keilberg im Einsatz) pfeift jetzt in Salzgitter. −Foto: Sabrina Brandt/ofa

Schiedsrichtermangel, Aschenplätze, Parkplätze auf dem Supermarkt-Gelände, Legionellen, Duschen in der Gastkabine: Das alles hat Jens Weisweiler in den vergangenen Monaten als Schiedsrichter erlebt.Allerdings nicht im Kreis Regensburg, sondern im Nordharz. Aus beruflichen Gründen hat es ihn nach Salzgitter verschlagen. Seinem liebgewonnenen Hobby, der Schiedsrichterei, dem Weisweiler seit 2018 nachgeht, ist er treugeblieben.

Ans Aufhören denkt er nicht: „Die Schirigruppe Nordharz ist über jeden einzelnen Schiedsrichter froh und dankbar, der sich stellt. Es herrscht ein wesentlicher größerer Mangel ans Schiris als in der Oberpfalz“, erklärt der 45-Jährige, der beruflich bedingt 2004 aus Hildesheim nach Regensburg kam. „Als mein Sohn in der G-Jugend in Burgweinting zu spielen begann, war kein Trainer da. So kam ich nach einer längeren Pause wieder zum Fußballsport.“ Christian Martin holte Weisweiler danach in die Jahnschmiede, wo er unter anderem als Talentscout tätig war.

2018 begonnen

2018 las Weisweiler zufällig, dass ein Schiri-Neulingskurs angeboten wird. „Ich wollte etwas Neues ausprobieren, war neugierig, wusste, dass Schiris knapp sind“, erklärt Weisweiler und fand von Beginn an Gefallen am Pfeifen. Bis zu seinem Wegzug nach Salzgitter leitete er Seniorenspiele bis zur Kreisklasse. Spaß bereiteten ihm aber auch Partien im Jugendbereich oder seine Einsätze als Schiedsrichter-Assistent.

Seit einigen Monaten ist er nun für STV SG Ringelheim im Einsatz – und hat viele Unterschiede zu Regensburg ausmachen können. „Zu Beginn war es wie ein Kulturschock für mich. Weg vom bayerischen Grantler, mit dem man nach dem Spiel ein Bier trinkt, egal, wer gewonnen oder verloren hat. Nach dem Spiel war es auf dem Weg in die Kabine maximal gespenstisch still. Persönlich beleidigend wurde es nie.“

Bedingungen in Oberpfalz besser

In der beschaulichen Oberpfalz konnte Weisweiler die meisten Situationen mit einem Augenzwinkern lösen. In den vergangenen Monaten musste Weisweiler Erfahrungen mit einer für ihn neuen Dimension an Aggressivität und Verbissenheit machen. „Ich kann es keinem jungen Schiri verdenken, wenn er früh die Pfeife weglegt. Niemand freut sich, wenn er mit Bedrohungen und Beleidigungen verabschiedet wird.“

In seiner aktuellen Gruppe war es zuletzt der Fall, dass bei Bezirksligaspielen im Herrenbereich kein Gespann gestellt werden konnte. Weisweiler hat Gründe ausgemacht. „In der Oberpfalz hat fast jeder Verein einen gepflegten Platz mit Vereinsheim, eigene Parkplätze, einen Schiri-Betreuer, eine Schirikabine. Ascheplätze gibt es nicht. Insgesamt wird der Schiedsrichter als Teil des Spiels gesehen, ist integriert.“ Im Harz, vor allem im Stadtgebiet von Salzgitter, sei das leider oft anders. Ascheplätze, Parkplätze beim benachbarten Supermarkt, marode Sportheime und Kabinen, fehlende Schiedsrichterkabinen, kaputte Duschen, teilweise mit Legionellen durchsetzt. „Da kann es schon Mal passieren, dass man mit den Gästen duschen muss. Das macht besonders Spaß, wenn die verloren haben“, berichtet Weisweiler. “

In seiner neuen Schiedsrichtergruppe Nordharz hat Weisweiler die Unterschiede aufgezeigt, Verbesserungsvorschläge gemacht. Spaß macht es trotzdem noch, „auch wenn die Umstände mitunter etwas schwieriger sind“. Anekdoten gibt‘s dennoch. Bei einem Spiel auf einem Aschenplatz sprachen ihn fünf ältere Herren an. Enttäuscht wollten sie wissen, warum er pfeife und nicht die hübsche blonde Kollegin, die eingeteilt war. „Nur wegen ihr seien sie gekommen. Die Fünf sind aber trotzdem bis zum Schlusspfiff geblieben.“

Lehrgang für Schiedsrichter

Vom 3. bis 5. Februarführt die Gruppe Regensburg für Kandidaten ab 14 Jahren einen Neulingskurs für Schiedsrichter beim BSC und am Abschlusstag in der BFV-Loge im Jahnstadion durch. Anmeldung telefonisch (0176/450 602 19) oder per Mail (florianislinger@googlemail.com) bei Obmann Florian Islinger.