Ausdauer
Triumph nach der Leidenszeit

Laura Berschneider laborierte an einer Corona-Infektion – wenige Monate später siegt sie bei einer 24-Stunden-Radtrophy.

25.09.2020 | Stand 16.09.2023, 4:34 Uhr
Die Fitness kehrte überraschend schnell zurück: Die gebürtige Ballertshofenerin Laura Berschneider vom Biketeam Regensburg −Foto: Gradl/Gradl

Laura Berschneider schildert ihren Zustand sehr plastisch: „Ich hatte das Gefühl, ein Elefant sitzt auf meiner Brust.“ Atemnot peinigte die gebürtige Ballertshofenerin (Gemeinde Lauterhofen), Geruchs- und Geschmackssinn waren komplett verlorengegangen. Als eine der Ersten litt die 28-jährige Anfang März an den Folgen einer Corona-Infektion, damals waren in Deutschland erst wenige Tausend Menschen betroffen.

Angesteckt hatte sich Berschneider, die für das Biketeam Regensburg startet, vermutlich bei einem Trip in die Schweiz. Im Wintersportort Zermatt hatte sie einige Tage bei einer Freundin auf einer Berghütte verbracht. Die Infektion äußerte sich zunächst auch nur in leichten Beschwerden. „Ein bisschen Husten, Fieber, Schnupfen“, berichtet Berschneider und fügt hinzu: „Erst nach eineinhalb Wochen wurde es wirklich schlimm.“

Sechs Monate später saß die ambitionierte Hobbysportlerin vom Bike-team Regensburg wieder auf dem Rad, absolvierte Anfang September die Radtrophy in Hitzendorf bei Graz. Im 24-Stunden-Wettbewerb der Einzelstarter triumphierte die Regensburgerin. Auf einem Kurs von knapp vier Kilometern Länge spulte sie 160 Runden und damit eine Strecke von 619 Kilometern ab. Der erste Platz in der Damenwertung war der Lohn für die Anstrengung.

Geduld zahlt sich aus

„Lange hätte ich mir nicht vorstellen können, dort überhaupt starten zu können. Ich hatte mit den Spätfolgen der Infektion zu kämpfen, und drei Tage vor dem Rennen hatte ich zudem noch Probleme mit der Bandscheibe, was den Start in letzter Sekunde fast noch verhindert hätte“, blickt Berschneider zurück. Am Uniklinikum Regensburg, wo sie selbst als Medizinisch-technische Radiologieassistentin arbeitet, hatten die Ärzte ihre Lungenfunktion gecheckt, als die akuten Folgen der Corona-Infektion abgeklungen waren. „Die Sauerstoffsättigung war zwar okay, aber Langzeitschäden waren nicht ausgeschlossen. Die Lungenfunktion könnte besser sein. Sie müssen Geduld haben, hieß es“, sagt Berschneider. Langsam wagte sie sich wieder ans Radfahren heran, steigerte sachte das Pensum. Erst im August stieg sie wieder voll ins Training ein. Bei einem erneuten Trip in die Schweiz, diesmal nach Graubünden, stellte sie fest: „Hey, es geht wieder! Ich versuch’s einfach mal in Hitzendorf.“ Trotzdem reiste sie mit eher geringen Erwartungen nach Österreich, nahm sich vorsichtshalber erst mal den zwölfstündigen Wettbewerb vor. Es lief weit besser als erwartet. „Gleich zu gewinnen ist natürlich super“ jubelt Berschneider – und das bei ihrem ersten 24-Stunden-Rennen überhaupt.

Vorsprung behauptet

Bei hohen Temperaturen und tagsüber quälender Schwüle gelangte sie nach rund 15 Stunden Renndauer nachts um zwei an einen Tiefpunkt, „sowohl körperlich als auch mental“, wie Laura Berschneider berichtet. Dennoch gelang es ihr, eine hartnäckige Verfolgerin auf Distanz zu halten und einen Vorsprung von acht Runden zu behaupten. Um 10.30 Uhr morgens überquerte sie als erste Frau jubelnd den Zielstrich. „Ich habe erst mal ein paar Tage gebraucht, um das zu realisieren“, sagt Berschneider. Sie vergisst dabei nicht einen Dank ans Betreuerteam und Biketeam-Kollegen wie Christine Bogner, Bernhard Steinberger, Christoph Gerblinger oder Michael Brinsteiner, die ebenfallls bei dieser Radtrophy dabei waren.