Fussball Dem SSV Jahn fehlt in Hamburg das Glück
Der Regensburger Fußball-Zweitligist unterliegt beim HSV mit 1:3. Turbulente Partie ist geprägt von knappen Entscheidungen.

Hamburg.Das Glück hatte der SSV Jahn an diesem Nachmittag wahrlich nicht gepachtet. In einem turbulenten Spiel, das von ebenso knappen wie umstrittenen Entscheidungen und fünf Videobeweisen geprägt war, unterlag der Regensburger Fußball-Zweitligist am Sonntag beim Hamburger SV mit 1:3 (1:2). Max Besuschkow (33. Minute) glich für die Gäste aus der Oberpfalz zwischenzeitlich die HSV-Führung durch David Kinsombi (21.) aus.
Hamburgs Liga-Toptorjäger Simon Terodde (39.) mit seinem 15. Saisontreffer sowie Bakery Jatta (61.) stellten anschließend den Sieg für die Hanseaten am 14. Spieltag sicher. Der HSV setzte sich mit dem vierten Sieg in Serie vor Holstein Kiel an die Tabellenspitze, während Regensburg durch das vierte sieglose Spiel in Folge auf den 14. Tabellenplatz abrutscht.
„Mit ein bisschen Abstand betrachtet ist es eine verdiente Niederlage. Wir waren insgesamt nicht auf dem Level, den wir zeigen können“, räumte Jahn-Coach Mersad Selimbegovic in seiner ersten Analyse ein. Das zweite Gegentor sei ein Knackpunkt gewesen. Zu den vielen diskutablen Situationen merkte der 38-Jährige an: „Wir haben versucht, diese Entscheidungen zu ignorieren, weil wir sie ohnehin nicht beeinflussen können.“ Insgesamt bleibt Selimbegovic optimistisch: „Wir spielen gut, wir sind gut unterwegs. Wir haben in jedem der vergangenen Spiele gezeigt, dass wir mithalten können.“
HSV-Coach Daniel Thioune sagte: „Es gab immer wieder Phasen, die das Spiel sehr interessant gemacht haben. Es war eine Herausforderung für uns, dieses aggressive Pressing zu brechen. Der Ausgleich hat uns aus dem Verwaltungsmodus geholt.“
Starker Beginn
Der Jahn startete an der Stätte des legendären 5:0-Triumphs vom September 2018 mutig und selbstbewusst. Die Regensburger ließen den Ball laufen und schnürten den HSV zunächst ein. Erik Wekesser zwang mit einem Freistoß aus 30 Metern Ex-Bayernkeeper Sven Ulreich zu einer Parade (6.). Kurz darauf brannte es allerdings lichterloh vor dem Jahn-Tor. Sonny Kittel brachte einen Freistoß von links in den Strafraum, Stephan Ambrosius kam aus kurzer Distanz zum Abschluss. Der Ball wurde kurz vor der Linie abgeblockt. Die Gastgeber reklamierten in dieser Szene vergeblich ein Handspiel.
Selimbegovic hatte die Startformation des Pokalspiels in Wiesbaden auf einer Position verändert. Kaan Caliskaner rückte für Sebastian Stolze (Oberschenkelverletzung) ins Team. Die HSV-Leihgabe Aaron Opoku (Erkältung) musste ebenso wie Benedikt Saller (muskuläre Probleme) passen. Dafür saß Benedikt Gimber zumindest wieder auf der Bank. Bei den Hamburgern fiel neben Jan Gyamerah und Klaus Gjasula auch Amadou Onana kurzfristig aus.
Einen weiteren Freistoß von Kittel lenkte Torhüter Alexander Meyer zur Ecke ab. Nach dem munteren Beginn legten beide Vertretungen eine ganz kurze Verschnaufpause ein. Bemerkenswert blieb allerdings die Intensität, mit der die Regensburger den gegnerischen Spielaufbau attackierten.
Und doch ließen sie sich überrumpeln. Zunächst rettete Meyer mit einer tollen Parade gegen Bakery Jatta. Unmittelbar darauf brachte Tim Leibold nach einer Kombination mit Jeremy Dudziak den Ball an den Fünfmeterraum. Kinsombi hatte bei seinem ersten Saisontor Glück, weil er das Leder nicht perfekt traf, der Ball aber an Meyer vorbei ins Netz trudelte. Nach 321 Minuten ohne Gegentor ließ der Jahn wieder einen Treffer zu.
Leicht abgefälscht
Und nach 333 torlosen Minuten traf er selbst mal wieder. Nach einer Hereingabe von Jan-Niklas Beste trat Albion Vrenezi zunächst über den Ball. Andreas Albers verlängerte gedankenschnell auf Besuschkow, der bei seinem dritten Saisontor mit einem strammen Flachschuss, den Ambrosius noch leicht abfälschte, Sven Ulreich das Nachsehen gab.
Heftig umstritten war die erneute HSV-Führung. Meyer brachte am Fünfmeterraum nach einem Pass von Jatta den Ball nicht unter Kontrolle. Kinsombi spitzelte diesen weiter auf Terodde, der mühelos einschob. Die Regensburger protestierten bei Schiedsrichter Lasse Koslowski heftig. Meyer habe die Hand auf dem Ball gehabt. Doch der Treffer hatte auch nach dem Videoentscheid Bestand, sehr zum Ärger des SSV Jahn. Bereits bei der 1:2-Niederlage in Hamburg im März hatten sich die Regensburger benachteiligt gefühlt, da ein vermeintlich regulärer Treffer von Jann George keine Anerkennung gefunden hatte.
Jatta enteilt Hein
Nach dem Wechsel forderte der HSV nach einem Einsteigen von Oliver Hein gegen Leibold erneut vergeblich einen Elfmeter. Meyer war sofort wieder beim einem 16-Meter-Geschoss von Jatta gefordert und auf dem Posten. Die Hausherren blieben nun am Drücker. Aber endlich eröffnete sich dem Jahn mal eine Konterchance. Vrenezi scheiterte an der Strafraumkante am aus dem Tor geeilten Ulreich (58.).
Der Videobeweis wurde auch beim dritten HSV-Tor wieder zurate gezogen. Jatta enteilte nach einem präzisen Pass von Leibold nicht zum ersten Mal Oliver Hein, der den Ball beim Abschluss noch abfälschte. Abseits oder nicht? Kein Abseits, so lautete letztlich nach der Überprüfung die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns.
Es ging weiter mit dem minutenlangen Videostudium. Jan-Niklas Beste hatte im Mittelfeld gegen Kittel den Ball erobert und schloss ein Solo erfolgreich ab (67.). Koslowski entschied nachträglich auf ein Foul von Beste.
Selimbegovic warf in der Schlussphase alles auf den Platz, was die Bank an Offensivkräften hergab. Die Jahn-Elf steckte niemals auf, konnte sich für ihren Aufwand allerdings nicht mehr belohnen.
Routinier Nachreiner hadert
„Ich kann mich an kein Spiel erinnern, das so extrem gegen uns gelaufen ist“, haderte Routinier Sebastian Nachreiner nach dem Schlusspfiff. Natürlich sei er mit einigen Entscheidungen nicht einverstanden gewesen, sagte der 32-Jährige. Allerdings sei die „enorme Qualität“ des HSV-Kaders selbstverständlich ein Faktor gewesen.
Auch der Ex-Hamburger Christoph Moritz hätte sich „gewünscht, dass die eine oder andere Entscheidung auch mal für uns gefallen wäre“. „Mit einem Quäntchen Glück hätten wir etwas mitnehmen können“, bilanzierte Moritz. Mit Blick auf das Abrutschen auf den 14. Platz sagte er: „Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt. Sorgen ist vielleicht das falsche Wort, aber natürlich schauen wir auf die Tabelle. Ich bin guten Mutes, dass wir wieder punkten.“
Albion Vrenezi sah in Hamburg zudem die 5. Gelbe Karte und wird am kommenden Sonntag im Jahn-Heimspiel gegen den VfL Bochum gesperrt fehlen.
Statistik
Hamburger SV – Jahn Regensburg 3:1 (2:1)
Hamburger SV: Ulreich – Vagnoman, Leistner, Ambrosius, Leibold – Kinsombi (76. G. Jung), Heyer, Dudziak (84. Wood) - Kittel (90. Wintzheimer), Terodde (84. Hunt), Jatta (90. Heil)
SSV Jahn Regensburg: Meyer – Hein, Nachreiner, Elvedi, Wekesser – Vrenezi (66. George), Besuschkow, C. Moritz (79. Schneider), Beste (88. Makridis) – Caliskaner (79. A. Becker), Albers (79. Kennedy)
Schiedsrichter: Lasse Koslowski (Berlin); Tore: 1:0 Kinsombi (21.), 1:1 Besuschkow (33.), 2:1 Terodde (39.), 3:1 Jatta (61.)
Hier der Liveticker zum Nachlesen:
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