Fussball Ein historischer Jahn-Sieg
Sechs Geschichten zum 5:0-Torfestival des SSV Jahn Regensburg beim Hamburger SV am stürmischen Sonntag

HSV-Heimdebakel: Auf einer Stufe mit dem FC Bayern München
„Ein 6:1 wird es dieses Mal nicht geben“, hatte Achim Beierlorzer vor dem ersten Aufeinandertreffen
zwischen dem Hamburger SV und Jahn Regensburg prophezeit. Einen Kantersieg der Oberpfälzer,
wie in dem bisher einzigen Duell, einem Freundschaftsspiel im Jahre 1951, hatte keiner
für möglich gehalten. Erinnert an seine Aussage, musste Beierlorzer schmunzeln nach
dem historischen 5:0. So hoch gewann der Jahn bisher nur einmal im Profigeschäft.
In der Drittliga-Saison 2009/2010 beim FC Bayern München II. Seit Sonntag stehen die
Oberpfälzer zumindest in einer Statistik auf einer Stufe mit dem deutschen Rekordmeister.
Der Jahn ist nun der zweite deutsche Klub, der das Kunststück vollbrachte, einen 5:0-Sieg beim ehemaligen Bundesliga-Dino zu feiern. „Das ist auch für mich persönlich der größte Erfolg, den ich mit einer Mannschaft
in der Höhe erzielen konnte“, sagte Beierlorzer zu der Partie, über deren sensationellen
Ausgang auch die internationale Presse berichtete.
Stürmische Heimreise nach stürmischem Auftritt
Ähnlich turbulent wie der Auftritt der Regensburger im Volksparkstadion verlief auch
die Heimreise vieler Regensburger. Ob Bahn- oder Flugverkehr: Sturmtief „Fabienne“
wirbelte viele Zeitpläne durcheinander. Auch die Jahn-Profis mussten sich gedulden.
„Wir hatten bissl Wartzeit in Hamburg, bis wir ein Zeitfenster bekommen haben für
den Start“, erzählte Beierlorzer und fügte hinzu: „Die Heimreise war stürmisch – wie
glaube ich überall in Deutschland. Es war ein interessanter Flug für eine Stunde.
Ich habe mich noch nicht oft festhalten müssen im Flieger.“ Kurz vor 23 Uhr waren
die Regensburger wieder daheim.
Jeder Schuss ein Treffer: Die neue Jahn-Effizienz

„Es gibt Spiele, da will der Ball nicht rein. Dann gibt es Spiele wie heute, da geht
gefühlt ein jeder Ball rein“, fasste Marco Grüttner den Auftritt der Regensburger
in Hamburg passend zusammen. Bei Sargis Adamyan platzte der Knoten endlich. Der armenische
Nationalspieler hat eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. Vor zwei Jahren spielte
der Angreifer noch in der Regionalliga. Für den TSV Steinbach lief er vor deutlich
überschaubareren Kulissen auf. Glückwünsche für seinen Hattrick gegen den HSV vor
rund 47 000 Zuschauern nahm er dankend entgegen. Er wirkte erleichtert. Denn auch
Adamyan, der zuletzt immer ganz ordentlich unterwegs war, aussichtsreichen Chancen
aber liegen gelassen hatte, weiß, dass ein Stürmer vorrangig an Treffern gemessen
wird. „Es ist schon super, wie das heute gelaufen ist. So kann es weiter gehen“, sagte
er und richtete den Blick gleich auf die kommende Aufgabe gegen Heidenheim. „Wir müssen
uns gut regenerieren, weil wir am Mittwoch schon wieder spielen – und dann hauen wir
wieder alles raus.“
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Der Jahn kann auswärts doch noch gewinnen
Dass sich die Regensburger in der 2. Bundesliga prinzipiell auf fremdem Terrain weniger
wohl fühlen als daheim ist kein großes Geheimnis mehr. Bis zum Sonntag waren die Jahn-Auswärtsfahrten
auch in dieser Saison wenig ertragreich. Einem 0:2 in Paderborn folgte ein spektakuläres
3:5 in Bielefeld. Zwei Spiele, null Punkte. nIn der vergangenen Spielzeit holte die
Beierlorzer-Elf auch „nur“ 18 der insgesamt 40 Punkte in der Ferne. Seit dem 2:1-Sieg
am 13. April in Fürth hatten die Fans des Zweitligisten darauf gewartet, mal wieder
mit drei Zählern im Gepäck die Heimreise anzutreten. Am Sonntag wurden sie mit einem
Spektakel für ihre Geduld belohnt.
MZ-Reporter Felix Kronawitter mit Eindrücken aus Hamburg:
Ein Elfmeter, der Diskussionsstoff liefert
Nach Adamyans Dreierpack hatten sich die Hamburger bemüht, noch vor der Pause den
Anschluss zu finden. Der besten HSV-Torchance ging eine Szene voraus, die das Potenzial
hatte, nach Schlusspfiff für reichlich Diskussionsstoff zu sorgen. Wären da nicht
diese fünf Regensburger Buden gewesen. Fünf Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit
grätschte Marcel Correia in Aaron Hunt. Foul oder kein Foul? War die Aktion innerhalb
des Strafraums? War das vermeintliche Foulspiel überhaupt innerhalb des Spielfeldes?
Fragen über Fragen! Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm kurz Kontakt zu seinem Assistenten
an der Seitenlinie auf und zeigte auf den Punkt. „Das war schon kurios. Gottseidank
müssen wir über diese Geschichte gar nicht mehr diskutieren“, sagte Beierlorzer und
lächelte. Der HSV-Kapitän trat selbst an zum Strafstoß. Der Schuss mit einer Geschwindigkeit
von rund 3,5 Stundenkilometern stellte Jahn-Keeper Philipp Pentke nicht vor große
Probleme. Den Tipp für die Ecke, die Hunt gerne anvisiert, hatte dem Jahn-Keeper Torwarttrainer
Kristian Barbuscak mit auf den Weg gegeben, wie Beierlorzer verriet.
Adrian Fein – der strahlende Jahn-Debütant
Zehn Minuten vor Schluss holte Jahn-Coach Beierlorzer den erst in der 22. Minute für
den gelbrotgefährdeten Benedikt Saller eingewechselten, aber nun selbst gelbvorbelasteten
Marc Lais wieder vom Feld. Und so feierte neben Maximilian Thalhammer, der sogar von
Beginn an im Mittelfeld ran durfte, mit Adrian Fein ein zweiter Regensburger seinen
ersten Zweitliga-Einsatz für den Jahn. „Profidebüt und dann auch noch bei so einem
geilen Auswärtssieg beim HSV – ein perfekter Tag“, sagte der 19-Jährige.
Die zehn höchsten Jahn-Siege in der Übersicht:
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