Fussball So gut wie nie: Jahn bricht alle Rekorde
Im Sommer gelang erstmals der Klassenerhalt, nun ist der beste Saisonstart der Vereinsgeschichte in der 2. Liga perfekt.

Regensburg.Zehn Spiele sind vorbei. Die Mannschaften der 2. Fußball-Bundesliga haben sich beschnuppert und bekämpft und erste Duftmarken gesetzt. Besonders eindrucksvoll hat dabei ausgerechnet der Underdog aus der Oberpfalz sein Revier markiert. Der SSV Jahn hat vier Mal gewonnen, drei Mal verloren und drei Mal Unentschieden gespielt. Das ergibt 15 Punkte – und so viele haben die Regensburger in der 2. Bundesliga noch nie in den ersten zehn Spielen gesammelt. Kurzum: Rekord!

Die Geschichte des SSV Jahn in der zweithöchsten Spielklasse seit Einführung der Bundesliga ist nicht wirklich lang. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Regensburger zwei Spielzeiten in der 2. Bundesliga Süd, in der jüngeren Vereinsgeschichte absolvieren sie nun ihre vierte Saison im Unterbau der Bundesliga. So gut wie derzeit lief es aber noch nie.
Der Turbo läuft konstant
1975 hatten sie nach zehn Spielen einen Sieg, drei Unentschieden und sechs Niederlagen, 1976 einen Sieg, ein Remis und acht Niederlagen. 2003 startete der Jahn mit zwei Siegen, vier Unentschieden und vier Niederlagen, 2012 mit drei Siegen und sieben Niederlagen. In der vergangenen Saison kamen die Regensburger mit ebenfalls drei Siegen und sieben Niederlagen wieder eher schlecht aus den Startlöchern, schalteten aber im weiteren Verlauf der Saison den Turbo ein. Dieser hat seitdem nur noch kurzzeitig gestottert, wirklich ausgegangen ist er aber nicht mehr. In der aktuellen Saison stehen die Oberpfälzer derzeit auf dem neunten Tabellenplatz und damit glänzend da.
Wie konnte das passieren? Vor allem: Warum haben es die anderen Mannschaften aus der 2. Liga, denen die widerspenstigem Oberpfälzer langsam ziemlich auf den Geist gehen dürften, nicht verhindert? Liegt es daran, dass der Jahn eine eingespielte Mannschaft hat? Wohl nur bedingt. In der Tat wurde in der Sommerpause wenig verändert. Ausgerechnet die Regensburger hatten aber Anlaufschwierigkeiten. In den ersten fünf Spielen der Saison konnten sie nur magere vier Punkte sammeln. Die Gegner schienen sich auf die kampfstarke Bande des Jahn perfekt eingestellt zu haben. Nach der Pokal-Blamage der Regensburger beim Fünftligisten BSG Chemie Leipzig warnten selbst die Spieler davor, dass es eine ganz schwierige Saison werden würde.

Doch dann kam der 23. September. Die Regensburger liefen im riesigen Stadion des Hamburger SV ein und schlugen den haushohen Favoriten mit nicht weniger als 5:0. Seitdem strotzt die Truppe vor Selbstvertrauen. In Szenen, in denen der Ball in den Spielen zuvor noch versprang, klebt er den Regensburger Spielern nun am Fuß. Die Stürmer haben zudem ihre Chancenverwertungsquote in einer Rasanz gesteigert, die im Fußball selten ist. Die Stürmer Marco Grüttner und Sargis Adamyan zeigten zuletzt ihre ganze Klasse. Um allerdings ja nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass die Mannschaft auf Einzelne reduziert werden könne, verweist Grüttner demonstrativ auf das Wir-Gefühl beim Jahn: „Wir sind halt einfach ein Super Team, da kämpft jeder für jeden und läuft jeder für jeden. Egal wer dann spielt, der gibt einfach sein Bestes und haut alles raus“, meinte der Kapitän nach dem Spiel gegen Darmstadt am vergangenen Sonntag.

Nach dieser Partie, die 1:1 endete, übten sich die Regensburger übrigens in Bescheidenheit. Obwohl es in der Schlussphase noch zwei Chancen auf den Siegtreffer gab, wollten die Spieler den einen Punkt, der am Ende blieb, nicht verdammen. Jeder Zähler sei wichtig, erklärten sie. Vor allem, wenn es eine Serie zu verteidigen gilt, wie Andy Geipl erläuterte. Fünf Spiele hintereinander ungeschlagen – das sei super: „Wir werden schauen, dass wir die Serie ausbauen und so lang wie möglich halten können.“ Der aktuelle Höhenflug des Jahn ist sicher auch darin begründet, dass mehrere Spieler individuell positiv überraschen. Und die Kameradschaft in der Truppe scheint wirklich so gut zu sein, wie Grüttner sagt, sind es doch ausgerechnet zwei Leihspieler, die derzeit besonders stark auftrumpfen.
Sörensen hat sich gut entwickelt
Der eine davon ist Asger Sörensen. Der von Red Bull Salzburg ausgeliehene Innenverteidiger ist in seiner zweiten Saison beim Jahn und hat sich von einer guten Alternative zum Stammspieler entwickelt. Mit jeder Partie mehr scheint er routinierter und abgeklärter zu werden. Technisch und körperlich bringt er sowieso alles mit, was ein guter Innenverteidiger braucht.
Die vielleicht noch größere Überraschung ist aber, wie schnell sich Adrian Fein beim Jahn eingefunden hat. Der 19-Jährige ist für eine Saison vom FC Bayern München ausgeliehen. Er wechselte erst kurz vorm Ende der Transferphase nach Regensburg, schaffte es dann aber in rasendem Tempo, sich bei Trainer Achim Beierlorzer aufzudrängen.

Das einzige Haar in der Suppe: Mit jedem weiteren guten Spiel von Sörensen oder Fein wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie vielleicht noch über diese Saison hinaus beim Jahn spielen, kleiner. Beierlorzer und Geschäftsführer Christian Keller wird dies aber keine schlaflosen Nächte bereiten. Bereits in den vergangenen zwei Jahren war der Jahn ein beliebtes Sprungbrett für junge Spieler, wie etwa bei dem vom FC Augsburg ausgeliehenen Erik Thommy, der nun Bundesliga-Spieler in Stuttgart ist. Dass insbesondere Fein das Zeug zu einer ähnlichen Entwicklung hat, stellte Keller bereits im Rahmen von dessen Verpflichtung fest: „Er ist ein Spieler, der definitiv in der Bundesliga ankommen kann, wenn er die entsprechenden Entwicklungsschritte geht.“ Wenn er diese beim Jahn macht und damit dazu beiträgt, dass die Regensburger auf Kurs bleiben, dürfte dies Keller wohl auch sehr freuen.

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