Wenn Wohnen zum teuren Luxusgut wird

12.06.2023
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Der Traum vom Eigenheim bleibt längst für viele genau das: ein Traum.  −Foto: unsplash

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Alles wird derzeit teurer - auch das Wohnen. Steigende Mieten lassen den Ruf nach mehr Sozialwohnungen lauter werden

Aktuell steigen die Kosten für die wichtigsten Lebensbereiche so schnell wie lange nicht. Neben den Lebensmitteln und der Energie sind es vor allem die Nebenkosten, die deutlich gestiegen sind. Gerade Wohnen war schon vor den neuen Preissteigerungen extrem teuer. Preissteigerungen um bis zu 100 Prozent gab es in einigen Regionen in Bayern in den letzten Jahren. Dass sich der Trend bald umkehrt, ist aktuell nicht in Sicht.

Die Mietpreisentwicklung in Bayern

Allein in den sechs Jahren von 2015 bis 2021 haben sich die Nettokaltmieten um 10,1 % erhöht. Damit sind sie die größten Preistreiber der letzten Jahre gewesen. Immerhin hatte sich die Teuerung im vergangenen Jahr zumindest in den teuren Großstädten etwas verlangsamt. Ob dies eine Trendumkehr ist, muss abgewartet werden.

Im Herbst dieses Jahres stehen Mietern schon neue Belastungen ins Haus. Die Energiekosten und in deren Folge die Nebenkosten werden deutlich steigen. Der Mieterbund rechnet schon jetzt damit, dass Millionen von Deutschen die hohen Nachzahlungsforderungen nicht bezahlen können. Auch in Bayern sind zahlreiche Mieter betroffen. Der Verein macht sich für eine soziale Abfederung stark. Man müsse die Zahl der Bezugsberechtigten für Wohngeld deutlich erhöhen. Die Obergrenze solle bei einem Haushaltseinkommen von 5.000 Euro brutto im Monat liegen.

Fataler Trend: Zahl der Sozialwohnungen sinkt

Zudem fehlen in Bayern immer mehr Sozialwohnungen. Allein in Weilheim fehlen aktuell 200 WBS Wohnungen. Die vorhandenen, mit Wohnberechtigungsschein (WBS) zur Verfügung stehenden 350 Einheiten sind komplett belegt. Weilheim ist leider kein Einzelbeispiel, sondern eher die Regel. 2020 lag die Zahl der Sozialwohnungen im Freistaat bei gut 135.000. Sie sank seit 2018 um 1,500 Einheiten.

Dass sich die Zahl bald signifikant erhöht, ist nicht zu erwarten. Der Bund will in Zukunft mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren und 100.000 neue Sozialwohnungen pro Jahr bauen. Ob dies gelingt, ist allerdings fraglich, denn Experten sehen das Projekt als unterfinanziert an. Besonders in Großstädten wird die Wohnungssuche für Geringverdiener und Familien immer schwieriger.

Sie werden nach und nach aus den Innenstädten in die Randgebiete verdrängt. Hier leben sie mit einer schwachen Infrastruktur, die besonders Familien trifft. Sie haben einen längeren Weg zur Schule und zur Arbeit. Dies schmälert die wichtige Zeit für die Familien. Städte haben als soziale Gebilde also die Pflicht, sozialen Wohnraum zu schaffen. Entsprechende Forderungen werden jedoch selten gehört.

Was sind eigentlich Sozialwohnungen?

Im sozialen Wohnungsbau entstehen Gebäude, deren Bau staatlich gefördert wird. Die Wohnungen für sind für Personengruppen, die wirtschaftlich nicht in der Lage sind, ihren Bedarf am freien Markt zu decken. Es besteht eine Belegungsbindung. Bezogen dürfen die Wohnungen nur von Personen, die über einen Wohnberechtigungsschein verfügen. Der Antrag für diesen Schein wird bei der Kommune gestellt. Die Bewilligung ist an Einkommensgrenzen und weitere Bedingungen geknüpft.

Zweckgebundene Wohnungen dürfen nicht anderweitig vergeben werden. Neben dieser Belegungsbindung ist die Miete gedeckelt, Grundlage ist das Wohnungsbindungsgesetz. Wer über einen Wohnberechtigungsschein verfügt, hat Anspruch auf eine Sozialwohnung. Dies nutzt im Zweifel wenig, wenn zu wenig Wohnraum zur Verfügung steht. In München werden im Jahr nur etwa 3.000 Sozialwohnungen frei. Darauf haben sich allein 2020 rund 35.000 Menschen bewerben.

Fazit

Sozialwohnungen sollen Menschen mit einem kleinen Einkommen und Familien wirtschaftlich unterstützen. Die Mieten sind durch eine staatliche Förderung günstiger als auf dem freien Markt. Leider entspricht das Angebot in keiner Weise der Nachfrage.