Gasthaus
Bayerns Klassiker neu gedacht

Im Gasthof Zur Post in Bad Kötzting darf das Auge ruhig mitessen. Wer mag, probiert das hauseigene Bier.

15.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:11 Uhr
Anna Heidenreich
Junior-Chef Florian Huber ist gleichzeitig Koch bei der Post in Bad Kötzting – und hat die zugehörige Brauerei wiederbelebt. −Foto: Simon Tschannerl

Der Kachelofen macht die Wirtsstube sofort gemütlich, von einer der waldgrünen Keramikplatten grüßt der Pfingstl – passend zur Pfingstreiterstadt. Hell ist’s im Gastraum, aber der Schmalztopf aus Steingut, die spitzzulaufenden Bierstiefel oder ein Grammophon, alles ausgestellt rund um die Schenke, versprühen den gehörigen, urigen Charme. Das Drei-Sterne-Hotel mit Brauerei und Restaurant im Herzen von Bad Kötzting, direkt gegenüber des Rathauses, ist in der Region eine Institution. Seine Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück.

Adresse:
Herrenstraße 10, 93444 Kötzting, www.posthotel-bad-koetzting.deÖffnungszeiten: Montag, Dienstag und Mittwoch von 17.30 Uhr bis 23 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 7.30 Uhr 23 UhrBesondere Infos: Gekocht wird mit regionalen Zutaten. Dazu gibt es Bier aus der eigenen Brauerei, die bei Führungen besichtigt werden kann.Preise: Suppen 3,50 Euro; Hauptspeisen ab 9,80 Euro; Helles 3,20 Euro; Wein 0,25 l ab 4,80 Euro„Ein Gasthaus“ – das ist, liebe Leser, eine Momentaufnahme. Die Beschreibung eines Essens, die – meist – genießerische Erinnerung an Geschmack und Atmosphäre. Eine subjektive Sache also, ein Tipp, der Ihnen empfiehlt: Gehen Sie hin, bilden Sie sich Ihr Urteil.

Seit 1985 führt Familie Huber den Gastronomiebetrieb mit Hotel und Restaurant. Die zugehörige Brauerei war seit den 70ern stillgelegt, bis Junior-Chef Florian Huber, der übrigens auch die Küche bei der Post schmeißt, den Betrieb 2009 übernahm und 2011 als Quereinsteiger-Braumeister die Brautradition wieder aufleben ließ. Die Biersorten Rittergold, Ritterweiße und Leopold haben ihre Fans.

Wir verzichten an diesem Sonntagmittag auf Alkohol. Dafür lassen wir es uns beim Essen richtig gutgehen. Auf der Karte sind Bayerische Klassiker wie Schweinebraten oder Zwiebelrostbraten genauso vertreten wie etwas außergewöhnlichere Kreationen: Ravioli vom Stör oder Gemüse-Hirsepflanzerl mit Kräuterschmand, Paprikadip und gemischtem Salat – und die sind hier auch nicht das einzige Angebot für Fischliebhaber und Vegetarier.

Unsere Wahl fällt letztlich auf das „Posthalterpfandl“ mit Medaillons vom Rind und Schwein in Champignonrahmsauce sowie hausgemachten Spätzle und den Steirischen Senfkrustenbraten auf Salat mit Kernöl und süß-sauer eingelegtem Kürbis.

Um es kurz zu machen: Beides war ein Traum und sah genau so schön aus, wie es gut geschmeckt hat. Im Pfandl krönt etwas Schaum die Sauce, das Fleisch ist butterweich. Beim Salat überzeugt die frische, bunte Mischung und das Dressing genauso wie der warme Braten in seiner knusprigen Panade aus Senf, Ei und Semmelbröseln. Den besonderen Clou lieferte aber der Kürbis. Wer danach noch Platz im Bäuchlein hat: Der heiße Apfelstrudel mit Vanilleeis ist ein Klassiker – und köstlich.