Gasthaus
Wo die Oberpfalz europäisch kocht

Im „Goldenen Löwen“ in Kallmünz verbinden sich Tradition und europäische Einflüsse aufs Schmackhafteste.

13.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:10 Uhr
Sebastian Heinrich
Michael Schröder (li.) serviert Basilikum-Sorbet mit Sauerrahm und Olivenöl, Philipp Eichinger Variationen vom Topfen, Schokolade und Kirsche. −Foto: Lex

Auf der Facebook-Fanseite stehen vier Wörter: „Europäisches Restaurant in Kallmünz“. Wer es gern knapp hält, der hat damit fast alles gesagt über das Restaurant „Zum Goldenen Löwen“. Aber weil man mit Genüssen ja tunlichst viel Lebenszeit verbringen sollte, braucht es doch ein paar Zeilen mehr.

Wir biegen hinterm mattgold schimmernden Zoigl-Stern ab und treten über eine knarzende Schwelle in die Gaststube. Schwarz-weiß-Fotoporträts, Pendeluhr, Röhrenradio, Wildgeweihe, Kachelofen: Man muss es erst mal hinbekommen, dass ein solches Ambiente nur gemütlich wirkt und nicht auch altbacken. Im „Goldenen Löwen“ klappt das, dank schlichten schwarzen Möbeln und angenehmer Beleuchtung. Seit August 2017 führen Philipp Eichinger und Michael Schröder das seit vielen Jahren weit über die Grenzen des malerischen Kallmünz hinaus für hervorragende Küche bewährte Gasthaus. Sie haben es von der Familie Luber gepachtet.

Besser kann man das nicht machen.

Wir bestellen weißes Zoigl-Bier, das wunderbar herb-intensiv schmeckt. Dazu gibt es – gratis – ein Oberpfälzer Antipasto: Brothäppchen mit cremig-knusprigem Griebenschmalz aus Hausschlachtung. Dann die Kartoffelsuppe: würzig, aber nicht überwürzt, obenauf ein leichter Rahmschaum und drei geröstete Bratwurstscheiben: Besser kann man das nicht machen.

Infos zum Lokal:

An den meisterhaften Hauptspeisen wird deutlich, was mit „europäisch“ gemeint ist. Im Fenchel-Risotto mit paniertem Ziegenkäse ist das regionale Gemüse wunderbar abgeschmeckt auf bissfestem Reis nach bester norditalienischer Art. Die Bauchstecherla mit Schweine-Ragout sind eine unfassbar schmackhafte Spiegelung von Tagliatelle al Ragù aus Bologna. Der Tafelspitz ist, ohne Übertreibung, sensationell: das Kalbfleisch in britischer Roastbeef-Manier zartrosa, eine Pfeffersauce zum Hineinlegen, Schwammerl und ein perfekt integrierter gastronomischer Immigrant: gedünsteter Brokkoli. Die Desserts, Zwetschgenbavesen und fruchtig-frisches Basilikumsorbet, sind die letzte Geschmacksexplosion des Abends. Und Espresso können sie auch. Damit ist dann wirklich alles gesagt.

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