Rezept
Gickerl nach Marie Schandri

Die „Gefüllten jungen Hühner“ der Regensburger Meisterköchin sind auch heute noch eine Inspiration.

05.06.2020 | Stand 16.09.2023, 5:01 Uhr
Gabi Röhrl
Mit rescher Haut und saftiger Brust kommt der Bauerngockel nach zwei Stunden aus dem Ofen. −Foto: Gabi Röhrl

Die Verleihung des Marie-Schandri-Preises in Regensburg lässt seit 2018 das Andenken andie berühmte Köchin (1800-1868) vom Goldenen Kreuzwieder aufleben. Die Auflagenstärke ihres „Regensburger Kochbuchs“ stellt diejenige von so manch etabliertem Sternekoch in den Schatten. Aus der Fülle ihrer Rezepte strahlt die ganze Anmut einer Vollblutköchin, die ihr Leben in den Dienst ihres Handwerks gestellt hat. Stichwortartig hat sie diese für den kochenden Nachwuchs protokolliert. Interessante Rezepturen habe ich ausprobiert und mit Mengenangaben ergänzt.

Als Grundlage diente mir dabei die Ausgabe von 1915 aus dem Verlag von Alfred Coppenrath. Und, wie der Zufall es wollte, stieß ich dabei auf eine Serie von Hühner-Rezepten. Das erste beginnt gleich mit der strengen Anweisung: „Nachdem die Hühner abgestochen sind, werden sie gebrüht, doch nicht zu heiß, da sonst die Haut abgeht.“ Ich beschließe, mir diese Prozedur zu ersparen und auf einen zeitgemäßen Service zurückzugreifen. Also habe ich bei einem bekannten Biohof ein ansehnliches, bratfertiges Bauerngickerl von satten 2,3 Kilo abgeholt.

Hinweis: Da das Original-Rezept vermutlich für Stubenküken gedacht war, die nur schwer zu kriegen sind, wurde die Bratzeit entsprechend angepasst.

Füllung:Braten: Sauce: Beilagen-Empfehlung:
1/2 Zwiebel in kleine Würfel geschnitten, 80 g Butter, ca. 80 g Semmelbrösel, ca. 40 g Geflügelleber (ist normalerweise mit dabei), 50 ml Milch, 2 EL Semmelbrösel (falls nötig), 2 Eier; 2 EL gehackte Petersilie, Salz & PfefferBauernhuhn ca. 2,3 kg, 2 Zwiebeln, etwas Hühnerfett von den Abschnitten(nicht im Originalrezept enthalten) Hühnerknochen, 2 Zwiebeln, 2 Karotten, ein paar Selleriewürfel, 1 EL Tomatenmark, 1 EL brauner Zucker, 1/4 l Madeira, 1/4 l Rotwein, 1 l Hühnerbrühe, 2 Lorbeerblätter, 1 EL weiße Pfefferkörner, 1 EL Wacholderbeeren, 1 kleine Kartoffel, 30 g kalte ButterKartoffel-Karottengemüse mit Petersilie und etwas Liebstöckl

Zubereitung: Hähnchen ausnehmen, Bürzel entfernen, Flügelknochen am ersten Gelenk abschneiden, außen und innen mit Wasser abspülen, trockentupfen. Für die Füllung Butter schaumig rühren, Zwiebel in etwas Butter anschwitzen, Leber klein wiegen. Alles mit den übrigen Zutaten zu einer homogenen Masse kneten. Ist diese zu fest, Milch nachgießen; ist sie zu locker, Semmelbrösel zugeben.

Füllung in den Bauchraum geben, diesen verschließen. Das Huhn außen salzen und pfeffern, mit den Zwiebelvierteln, dem Hähnchenfett und etwas Wasser in eine Bratreine geben. Eine Stunde bei 160 Grad und eine weitere Stunde bei 180 Grad Umluft kross backen. Dabei die Brust immer wieder begießen, gegebenenfalls etwas Flüssigkeit nachfüllen.

Für die Sauce: Braunen Zucker leicht karamellisieren, nacheinander Hühnerknochen und Gemüse anbraten, Tomatenmark zugeben und mitrösten, mit Madeira und Rotwein ablöschen, einreduzieren lassen, Hühnerbrühe und Gewürze zugeben, Kartoffel fein einreiben und etwa eine Stunde köcheln lassen. Zum Schluss noch den Bratenfond aus der Reine zugeben, durch ein Sieb passieren und mit der kalten Butter aufmontieren.

Finish: Das Hähnchen tranchieren, auf dem Gemüse anrichten, mit Sauce übergießen und mit Petersilienblättern garnieren.

Zur Person: Gabi Röhrl

Gabi Röhrl führte mit ihrem Mann Anton 30 Jahre lang die Klosterschenke Weltenburg. 2006 sanierten sie den Kramerhof in der Holledau als Ort für Kunst und Kulinarik.„Nur die Füße tun mir leid“ (2019) heißt ihr Kinofilmüber ihre Jakobsweg-Pilgerreise.

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