Bestattungen
Trauern in Zeiten von Corona

Wie spreche ich mein Beileid aus? Was muss ich auf dem Friedhof beachten? Trauerexperte Klaus Dirschauer gibt Tipps.

10.11.2020 | Stand 10.11.2020, 11:08 Uhr
Bestattungsrituale in der Kirche und am Grab müssen coronabedingt anders aussehen. −Foto: Jens Büttner/picture alliance/dpa

Die Hand geben – geht gerade nicht. Umarmen – in Corona-Zeiten schlecht. Abstand ist angesagt – auch bei Trauerfeiern und Bestattungen auf dem Friedhof. „Trauernde sind aber auf Nähe und Beistand angewiesen“, sagt der Bremer Pastor, Trauerexperte und Buchautor Klaus Dirschauer (84). Unter dem Titel „Herzliches Beileid“ hat er einen „Knigge für Trauerfälle“ geschrieben, mit dem er nicht nur vor Fettnäpfchen bewahren will, die in der Kirche oder auf dem Friedhof am offenen Grab lauern. Dirschauer ermutigt auch, trotz Corona-Beschränkungen auf Trauernde zuzugehen.

Der evangelische Theologe rät zum „Abstand mit Anstand“. In der Corona-bedingten Distanz müssten Bestattungsrituale in der Kirche und am Grab zwar notgedrungen anders aussehen. „Aber sie sind deshalb nicht weniger wichtig.“ Zum Beispiel beim Trauerzug auf dem Friedhof, dem sich auch jemand anschließen kann, der aufgrund einer zahlenmäßigen Beschränkung nicht in die Kirche gekommen ist. „Auf dem Friedhof ist ja mehr Platz – und der Gang zum Grab muss nicht stumm bleiben, er kann gestaltet werden, beispielsweise durch ein Gebet oder eine Psalm-Lesung.“

Kondolenz-Brief oder Beileids-Karte als Alternative

Wo räumliche Nähe nicht möglich ist, rät Dirschauer zur klassischen Form des Kondolenz-Briefes oder der Beileids-Karte. Eine WhatsApp-Nachricht oder ein Eintrag über Facebook gehen für ihn jedenfalls gar nicht. Kondolieren sei eben eine nachdenkliche Kommunikation, „eine verbale Intimität auf Abstand“. Für Dirschauer ist Kondolieren mit einem „Medienwechsel“ verbunden, mit dem Griff zum Briefbogen und zum Füllfederhalter.

Vorstellbar sei noch ein persönliches Kondolenzschreiben, das per E-Mail versendet werde. Aber grundsätzlich sei es gut, nach passenden Worten zu suchen – und sich darin auch mit dem Verstorbenen und dem trauernden Angehörigen zu beschäftigen.

Anteilnahme aussprechen – mit Corona-Abstand

„Der Tod wird in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen versteckt, viele sind unsicher, wie sie sich Menschen gegenüber verhalten sollen, die von einem Todesfall betroffen sind“, sagt der Trauerexperte. Eine Unsicherheit, die schon bei Kleinigkeiten anfängt. „Kann man den Trauernden auf der Straße eigentlich mit ‚guten Tag‘ begrüßen?“, fragt Dirschauer und gibt auch gleich die Antwort: „Besser ist es, einen Augenblick stehenzubleiben, dem Gegenüber ohne Umschweife seine Anteilnahme auszusprechen. Das geht auch mit Corona-Abstand.“

Selbstverständliche Traditionen, wie die Kleiderordnung für die Trauerfeier, die kurze Verbeugung vor dem Sarg in der Kirche, der Eintrag ins Kondolenzbuch - diese und andere Rituale sind vielen Menschen fremd geworden. Dirschauer ruft sie wieder in Erinnerung. „Es sind Traditionen mit einem tiefen Sinn, die den Umgang miteinander erleichtern und dem Trauernden helfen, wieder ins Leben zurückzufinden.“

Dirschauer wirbt dafür, nach der Beerdigung mit Trauernden in Verbindung zu bleiben. „Das erste Trauerjahr ist die Zeit der kleinen Abschiede nach der Beerdigung. Geburtstage, Ostern, Weihnachten - alles passiert nun erstmals ohne den Verstorbenen. Da ist Beistand gefragt.“