Medizin
Schwarzen Hautkrebs komplett heilen

Das Uniklinikum Regensburg erforscht derzeit ein Verfahren, durch das alle Tumorzellen im Körper aufgespürt werden sollen.

22.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:53 Uhr

Auswertung der liquid biopsy im Labor; im Bild Dr. Melanie Werner-Klein Foto: UKR/Klaus Völcker

Eine diagnostische Lücke bei schwarzem Hautkrebs könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn sich die Idee einer Forschergruppe des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) als zutreffend erweist. Durch ein neues Diagnoseverfahren soll sich die Prognose betroffener Patienten langfristig verbessern, heißt es in einer Pressemitteilung der Universitätsklinik.

Der schwarze Hautkrebs, in der Medizin als malignes Melanom bekannt, ist nach wie vor die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen. Jedes Jahr erkranken über 21 000 Personen bundesweit und die Zahlen steigen weiter an. Gefährlich am schwarzen Hautkrebs ist, dass er auch Monate oder Jahre nachdem der primäre Tumor entfernt wurde, Metastasen aus gestreuten Krebszellen bilden kann, welche zumeist mit einer schlechten Prognose für den Patienten einhergehen. Große Hoffnung liegt deswegen derzeit auf Therapien, die sich gezielt auf solch gestreute Melanomzellen konzentrieren.

Forschungsprojekt am Uniklinikum

Im Januar 2019 beginnt nun am UKR ein Forschungsprojekt, das eine Form der Blutwäsche, die Leukapherese, erproben will, um Tumorzellen im Körper zu identifizieren. Durch eine verbesserte Diagnostik können Patienten im Anschluss gezielt therapiert werden, so die Hoffnung. Das Projekt, für das innerhalb des UKR die Klinik und Poliklinik für Dermatologie, der Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren der Universität Regensburg sowie das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin zusammenarbeiten, wird für das erste Jahr von der Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs mit 50 000 Euro finanziert.

Ein zuverlässiges Verfahren als Ziel

Durch die derzeit zur Verfügung stehenden diagnostischen Verfahren können nicht bei jedem Patienten verbliebene Krebszellen entdeckt werden. Einen solchen Zustand, bei dem sich wenige Tumorzellen im Körper des Patienten befinden, die jedoch nicht nachweisbar sind, wird als minimale Resterkrankung bezeichnet. „Ziel unseres Forschungsprojekts ist es, ein zuverlässiges Nachweisverfahren für Patienten mit minimaler Resterkrankung zu etablieren und so eine diagnostische Lücke in der aktuellen medizinischen Versorgung zu schließen“, erläutert PD Dr. Sebastian Haferkamp, Projektverantwortlicher an der der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR.

Basis für eine individuelle Therapie

Der erste therapeutische Schritt ist die chirurgische Entfernung des Melanoms. Da mit den aktuellen Möglichkeiten jedoch im Nachgang nicht bei jedem Patienten mit Gewissheit festgestellt werden kann, ob die Krebszellen bereits gestreut haben und im Körper zirkulieren, werden derzeit alle Patienten medikamentös nachbehandelt. Dies verursacht zum einen hohe Kosten in der Krankenversorgung. Zum anderen erhalten Patienten, bei denen keine minimale Resterkrankung vorliegt, eine medizinisch nicht notwendige Therapie, die erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

„Die Methoden zum Nachweis zirkulierender Tumor-DNA basieren derzeit alle auf der Identifikation einer bestimmten Zellmutation. Dies hat sich jedoch für einen Großteil aller Patienten als ineffektiv erwiesen, da über die Hälfte der malignen Melanome gar keine solche Mutation aufweist“, erklärt Dr. Melanie Werner-Klein, Projektverantwortliche am Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren der Universität Regensburg, die diagnostischen Herausforderungen.

Leukapherese als diagnostisches Mittel

Um die Diagnostik zu verbessern, wird aktuell intensiv an Verfahren zum Nachweis von Tumorzellen oder zirkulierender Tumor-DNA aus einer Blutprobe (liquid biopsy) geforscht. Da sich allerdings nur eine sehr geringe Anzahl von Krebszellen im Blut befindet, liegt die Fehlerquote bei den Entnahmemengen regulärer Blutproben sehr hoch. Um diese Quote zu senken, will die Regensburger Forschergruppe die Entnahmemenge erhöhen. Dazu soll die Leukapherese als diagnostisches Mittel erprobt werden. „Durch diese Form der Blutwäsche werden einzelne Bestandteile aus dem Blut herausgefiltert, dem Patienten gleichzeitig aber das verbleibende Blut wieder zugeführt. Dadurch kann mit der Leukapherese ein sehr großes Blutvolumen untersucht werden“, erklärt Dr. Werner-Klein.

„Unsere Arbeit wird dazu beitragen, die diagnostische Lücke bei der minimalen Resterkrankung zu schließen. Durch eine genaue Diagnostik kann die Therapie auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden, so dass sich die Verträglichkeit und die Prognose deutlich verbessern werden“, fasst PD Dr. Haferkamp zusammen.

Mehr Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.