Tiere
Füchse lieben das Stadtleben

Die Tiere tauchen immer öfter in Großstädten auf. 5000 Füchse dürften in München leben. Der Mensch macht es ihnen leicht.

10.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:27 Uhr

Da findet der Fuchs bequem, was er zum Leben braucht. Abfalltonnen in Städten machen ihm die Nahrungssuche leicht. Foto: Stephanie Pilick/dpa

Heute ist es schon wahrscheinlicher, in der Großstadt einem Fuchs zu begegnen als in der Natur. Im Bayerischen Wald ist sein Revier viel zu groß. Spaziergängern bleibt er verborgen. In der Stadt hat der Fuchs gelernt, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht und seine Scheu verloren. Er streift gelassen durch die Viertel.

Schlau, wie der Fuchs ist, kann er sich sehr schnell an neue Lebenssituationen anpassen. In der Fachliteratur gilt der Fuchs deshalb als „Kulturfolger“. Er folgt den Menschen in die Großstädte. Man schätzt inzwischen, dass in München bereits 3000 bis 5000 Füchse leben, mehr als drei- bis fünfmal so viele wie auf dem Land. Berlin ist mit geschätzten 8000 Füchsen deutsche Fuchshauptstadt, überboten von London mit 10 000 Füchsen. Das sind Schätzungen. Menschen reagieren überrascht, erfreut, manche haben Angst. „Aus Sicht der Abteilung für Veterinärwesen sind aber Füchse kein größeres Thema im Stadtgebiet Regensburg“, so Matthias Engel, Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Verbraucherschutz. In sechs Jahren gab es vier Anfragen wegen Füchsen.

Die Stadt als Schlaraffenland

Dass der Fuchs in die Städte gezogen ist, ist leicht nachvollziehbar. Als Kulturfolger, weiß er die Vorteile der Stadt zu schätzen. Er hat in der Stadt keine natürlichen Feinde. Das Klima ist wärmer. Im Winter findet er schneller etwas zu fressen. In der Stadt lebt er wie in einem Schlaraffenland. Er braucht nicht einmal Mäuse, Ratten oder Tauben zu jagen, was für die Städter durchaus ein Segen wäre, denn überall findet der Fuchs genügend Abfälle, um zu überleben. Der Stadtfuchs ernährt sich heute in erster Linie von dem, was die Menschen nicht aufessen und wegwerfen. Besonders schätzt er die großen Mülltonnen der Supermärkte und Fastfood-Ketten, Pizzas, Sandwiches, liegengelassene Brote in den Parks, Komposthaufen, Fallobst in den Gärten oder auch Katzen- und Hundefutter.

Deshalb sind auch die Fuchsreviere in der Stadt wesentlich kleiner, und die ist Fuchsdichte entsprechend größer. In nahrungsarmen Landschaften wie in kalten Regionen braucht ein Fuchs bis zu 3000 Hektar, im Bayerischen Nationalpark 430, in Berlin Neukölln 100, in Zürich nur 30 Hektar zum Leben.

Gefahr: Infektion:
Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der für den Menschen lebensgefährlich sein kann. Der reife Wurm lebt im Darm des Fuchses, auch von Hunden und Katzen. Mit dem Kot der Tiere gelangen die Eier des Fuchsbandwurmes auf den Boden oder ins Gebüsch.Der Mensch kann sich über Eier in bodennahen Früchte, Pilzen und Gemüse infizieren. Das Risiko ist relativ gering. Man müsste mehrere Hundert Eier aufnehmen. Handhygiene und Erhitzen auf 60 Grad von Obst und Gemüse in Bodenhöhe ist wichtig.

Entscheidend ist, wie viele Grünflächen vorhanden sind. Der Fuchs bevorzugt Parks, und zwar möglichst ruhige. Im Nymphenburger Park in München befinden sich wesentlich mehr Füchse als im Englischen Garten, wo zu viel los ist. Aber auch Uferböschungen, Hangterrassen, verlassene Kleingärten, Friedhöfe, die Außenflächen von Kitas und Spielplätze mag der Fuchs, besonders die Sandkästen. Zäune helfen wenig, um Füchse abzuwehren. Sie zwängen sich unten durch. Am besten ist es, wenn man sich auf seinem Grundstück bewegt und nirgends Essen liegengelassen wird.

Der Fuchs hat nicht nur seine Ernährung umgestellt, Fleisch oder vegetarisch ist egal, er frisst alles. Aus dem dämmerungs- und nachtaktiven Wildtier wurde ein Tagesgänger. Mitunter trottet er tagsüber durch die Straßen, folgt Passanten in der Hoffnung, dass ein paar Leckerlis für ihn abfallen. Manche Stadtfüchse haben schon gelernt, dass der Verkehr der einzige Feind ist und überqueren erst die Straße, wenn die Autos vorbei sind.

Die Menschen mögen Füchse

Wo sich ein Fuchs genau aufhält, wissen ohnehin meist nur Spurentrainer wie Christian Lindenthaler und seine Frau , die einmal im Monat in München die Spuren der Füchse und anderer Wildtiere verfolgen. Die meisten Füchse leben in München ganz ungestört, denn auch die Menschen mögen die Füchse, signalisieren sie doch ein Stück Natur. Nur wenn Beschwerdeanrufe bei der Stadt oder Polizei kommen, werden Füchse genau geortet. Panik ist fehl am Platz. Der Fuchs ist als Wildtier ein Fluchttier, friedlich, wenn er in Ruhe gelassen wird. Man sollte ihn aber weder füttern noch streicheln, damit er nicht zu nahe kommt. Selbst bei Begegnungen mit Hunden rennt der Fuchs davon. Interaktionen gibt es eher mit kleineren Hunden, wobei Spielaktionen von erschreckten Herrchen oft subjektiv als aggressive Attacken gewertet werden.

Wegen der Übertragung von Tollwut, der Fuchsräude und des Fuchsbandwurms haben manche Menschen Angst, sich zu infizieren. Tollwut gibt es seit 2008 in Deutschland nicht mehr. Infizierungen mit Fuchsräude oder Fuchsbandwurm sind sehr gering und medizinisch behandelbar. Bei regelmäßigem Fuchsbesuch im Garten sollte man den Fuchskot mit einer umgestülpten Plastiktüte konsequent vom Grundstück absammeln.

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