Landwirtschaft
In Bayern blüht wieder Mohn

Josef Schmidt gilt als Pionier des bayerischen Mohnanbaus. Er hat die Produktion von Bio-Mohnmehl möglich gemacht.

23.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:52 Uhr
Michaela Schabel

Im Frühsommer blühen die Felder mit der Sorte „Viola“ in Pink-violett. Foto: Josef Schmidt

Drei Wochen lang begeistert die Pracht blühender Mohnfelder direkt in Bayern rund um den Biohof Grenzmühle. Josef Schmidts Engagement ist es unter anderem zu verdanken, dass der Mohn wieder in Bayern blüht. Im oberpfälzischen Steinwald, dort wo die Böden karg sind und fast ausschließlich als Weideland genutzt werden, sprießt der Mohn.

Josef Schmidt ist gelernter Gartenbauer, doch sein Wunschtraum war es, Biobauer zu werden. Vor zehn Jahren konnte er den Hof Grenzmühle im Steinwald übernehmen und mit der „Roten Aktie“ seinen Traum realisieren. Statt Dividenden bekommen die Aktionäre Bio-Rindfleisch bis zum Lebensende. Rotes Höhenvieh ist das eine Standbein, das andere inzwischen der Mohn.

Premiere in Deutschland

Während Mohnanbau in Österreich eine sehr lange, bis heute andauernde Tradition hat, wurde in Deutschland der Mohnanbau in den 50er-Jahren generell verboten, weil Mohn das Alkaloid Morphin ausbildet, woraus man Drogen herstellen kann. 1910, als es noch keinen Rapsanbau in Bayern gab, war Mohn auf 1500 Hektar wegen seiner ungesättigten Fettsäuren ein wichtiger Öllieferant.

Pionier des heutigen Mohnabbaus in Bayern

Im Rahmen eines Projektes zum Thema „Sonderkulturen – Steigerung der ackerbaulichen Wertschöpfung“ bekam Josef Schmidt 2013 unter Vorlage eines erweiterten persönlichen Führungszeugnisses und seiner beruflichen Qualifikation als Landwirt eine Sondergenehmigung der Bundesopiumstelle für den Mohnanbau und wurde damit Pionier des heutigen Mohnabbaus in Bayern. Angebaut wird Sommermohn der Sorte „Mieszko“, der wie der Wintermohn „Zeno morphex“ so niedrige Alkaloidwerte hat, dass daraus keine Drogen hergestellt werden können. Inzwischen gibt es sechs Landwirte in Bayern, die Mohn anbauen.

In Zusammenarbeit mit einem Forschungsprojekt zu biologischem Mohnanbau an der Uni Bonn und den Anbaugebieten Friedenfels im Landkreis Tirschenreuth initiierte Josef Schmidt die Kultivierung einer zweiten Sorte des Sommermohns, ebenfalls mit geringen Alkaloidwerten. Die Felder blühen dann im Frühsommer „Mieszko“-pink und mit „Viola“ pinkviolett und unterstützen, inzwischen auf über drei Hektar Land verteilt, bestens den Biokreislauf.

Für die Vergleichbarkeit der Forschungsergebnisse eignen sich allerdings die größeren Anbauflächen der Friedenfelser Güter des Baron Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg besser. Ihm ist auch die neue Mohnmühle zu verdanken und die Produktion des Bio-Mohnmehls.

Genügsam und mühsam

Als Tiefwurzler ist der Mohn gerade für karge Böden die ideale Pflanze. Er kann Nährstoffe und Wasser aus einem Meter Tiefe erschließen, sichert damit den Grundwasserspiegel und belüftet den Boden. Mohn unterstützt durch große Kohlendioxideinlagerungen saubere Luft. Die verholzten Stängel sind nach der Ernte guter Dünger, fördern die Humusbildung und geben auf diese Weise die Bioenergie in den Biokreislauf zurück. Mohn liebt trockene Sommer. „Im letzten Jahr gab es die bisher beste Ernte“, freut sich Josef Schmidt.

Das größte Problem ist das Unkraut. „Die Pflanzenentwicklung ist megalangsam“, erklärt Schmidt. Sechs Wochen brauchen die nur einen Zentimeter großen Blattrosetten, um sich zu entwickeln. Für den Biobauer kommt allerdings nur die mechanische Unkrautbekämpfung infrage. Dafür hat Josef Schmidt eigens spezielle Hacktechniken entwickelt und professionalisiert. Wenn die Mohnpflanze größer ist, unterdrückt sie selbst das Unkraut. Für den Landwirt lohnt sich der Mohnanbau. „Für ein Kilo Mohn bekommt man mindestens vier Euro. Für ein Kilo Weizen noch nicht mal einen.“

Prächtig gedeiht der Mohn im Steinwald. Gemahlen wird er in der neuen Mühle in Friedenfels. Das dort erzeugte Bio-Mohnmehl wurde auf der „Internationalen Grünen Woche“ im Rahmen des Wettbewerbs „Bayerns beste Bioprodukte“ mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.