Covid-19 Pandemie macht auch Jägern zu schaffen
Große Jagden helfen, den Wildschweinbestand in Schach zu halten. Sie fallen aus – problematisch angesichts der Schweinepest.

Cham.Allein auf die Pirsch, keine Hegeschau, kein Umtrunk, kein Jägerlatein: Die Corona-Pandemie macht auch vor der Jagd nicht halt. „Es war für uns sicherlich kein einfaches Jahr“, lautet deswegen auch das Fazit von Gerhard Luckner, Vorsitzender der Jägerkameradschaft Cham. Das Virus machte es bislang den Waidmännern schwer, so zu jagen, wie sie es eigentlich wollen. Besonders die traditionellen Gesellschaftsjagden im Herbst und Winter finden derzeit unter stark veränderten Vorzeichen statt.
Diese Jagdform gilt als besonders effizient, denn es kann mit einem vergleichsweise geringen Aufwand der Wildschweinbestand im Zaum gehalten werden. Vor dem Hintergrund, dass im September bei einem toten Wildschwein in Brandenburg erstmals in Deutschland die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen worden war, hat sie zusätzlich an Bedeutung gewonnen. „Es ist zwingend nötig, zur Eindämmung dieser Tierseuche die Wildschweinpopulation in den Griff zu bekommen. Leider macht uns hier Covid-19 das Leben besonders schwer“, erklärt Luckner.
Die Zahl der Schwarzkittel steige rasant und dadurch seien auch die Bedingungen günstig, dass der Erreger sich von Ostdeutschland aus schnell bis nach Bayern verbreite. Zudem liege der Wald im Moment voller Eicheln und Bucheckern. Zum reichen Nahrungsangebot auf den Feldern komme diese Nahrung im Winter noch hinzu.
Die Jagd an Kirrungen, an denen Jäger vor allem Schweine mit Mais anlocken dürfen, sei kaum noch möglich. Das Jahr 2020 drohe daher zu einem Mastjahr mit einer explosionsartigen Vermehrung des Bestandes zu werden. In der Folge dürften künftig wohl auch die entsprechenden Schadenersatz-Forderungen durch Flurschäden steigen.
Den Jägern seien aber in gewisser Weise die Hände gebunden, denn in Bayern gelte derzeit ein generelles Veranstaltungsverbot. Darunter falle auch die Gesellschaftsjagd. Es könne zwar von der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden, soweit dies im Einzelfall aus infektionsschutzrechtlicher Sicht vertretbar ist. „Das bedeutet aber viel Aufwand und Bürokratie“, weiß Luckner. Er könne deswegen jeden Jagdpächter verstehen, der Drückjagden in Zeiten einer Pandemie nicht organisieren will. „Wir Jäger sind uns unseres Auftrags bewusst", betont Luckner. Er ist sich deswegen sicher, dass im Moment viele kleinere Jagden im Rahmen des gesetzlich Erlaubten stattfinden.
Kopfzerbrechen bereite den Jägern auch die Schließung der Gastronomie. „Der Verkauf in diesem Bereich ist wegen der Lockdowns eingebrochen“, weiß Luckner. Der einzige Ausweg sei die Privatvermarktung der Produkte, die allmählich an Fahrt gewinne. Als „Jäger mit Leib und Seele“ vermisse Luckner besonders das jagdliche Brauchtum. Das „Haus der Jäger“ – der Dreh -und Angelpunkt des Vereins – blieb bis auf einen Notbetrieb für Schulungszwecke und die Nutzung der Messstation geschlossen. „Zur Jagd gehört auch das Zusammensitzen, Fachsimpeln und die Geselligkeit. All das kam 2020 viel zu kurz.“ (cga)
„Junge Jäger“ kreativ
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Idee:
Kreativität bewiesen die „Jungen Jäger“. Da die vorweihnachtliche Sitzweil der Jägerkameradschaft ausfiel, entschlossen sie kurzerhand, sich gegenseitig zu „bewichteln“. Das heißt, nach einer Auslosung schickten sie sich gegenseitig die Geschenke.
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Gemeinschaft:
Dies geschah unter Geheimhaltung des Absenders. So konnten sie zumindest mit Abstand den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gruppe stärken. Luckner: „Es ist erstaunlich, auf welche Ideen diese Truppe immer kommt.“
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