Beruf
So sieht der Job von Pferdewirten aus

Welches Pferdekind wünscht sich das nicht? Jeden Tag reiten wie Bibi und Wendy! Pferdewirte erwartet aber harte Arbeit.

11.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:21 Uhr
Andrea Warnecke

Haben „das Gefühl fürs Pferd“: Pferdewirtschaftsmeister Markus Scharmann und die angehende Pferdewirtin Katharina Grupen. Foto: Kirsten Neumann/dpa

Katharina Grupen ist ein Pferdemädchen. Die 20-Jährige reitet „schon immer“, wie sie sagt. „Meine Eltern haben mich aufs Pferd gesetzt, bevor ich überhaupt laufen konnte.“ Aufgewachsen in einer Familie, in der Mutter und Vater professionelle Reiter waren, hatte sie bereits mit acht Jahren ihr erstes eigenes Pony. Seit 2016 gehört Grupen zum Bundeskader für Vielseitigkeitsreiten und gewann 2017 Team-Gold bei der Junioren-EM.

Dennoch war der Weg in den Beruf der Pferdewirtin für sie nicht von Anfang an vorgezeichnet. Nach dem Abitur strebte sie zunächst ein Pharmazie-Studium an. Ein Praktikum im Sportstall von Vielseitigkeitsreiter Andreas Dibowski gab dann den Ausschlag, die duale Ausbildung zur Pferdewirtin beim Bundesstützpunkt in Warendorf anzufangen. Azubis der Fachrichtung Klassische Reitausbildung sorgen für die Grundausbildung junger Pferde und bilden Reiter in verschiedenen Disziplinen aus.

Vier Spezialisierungen zur Wahl

Somit entscheidet bereits die Wahl des Ausbildungsbetriebs über die Fachrichtung. Um im Bereich Pferderennen, beispielsweise im Trabrennsport, ausgebildet werden zu können, müssen Azubis etwa einen Betrieb finden, der auf den Rennsport spezialisiert ist.

Branche braucht dringend Nachwuchs

Katharina Grupen hat Abitur gemacht und konnte deshalb ihre Ausbildung von drei auf zwei Jahre verkürzen. Grundsätzlich gibt es aber keine Zulassungsvoraussetzungen, auch Bewerber ohne Schulabschluss können einen Platz bekommen.

Zusätzlich sollten Azubis ein hohes Maß an Pferdeverständnis mitbringen, findet Grupen. „Am allerwichtigsten ist das Gefühl fürs Pferd“, stimmt Scharmann zu.

Wer Pferde ausbildet, muss auch reiten können

Sicher ist der Beruf nichts für Couch-Potatoes. Das tägliche Pensum unterscheidet sich stark von dem, was Freizeitreiter womöglich gewohnt sind. Pferdewirte kommen nicht nur am Wochenende oder für ein paar Reitstunden auf den Hof. Sie müssen jeden Tag die Pferde versorgen, die Boxen misten, den Hof sauber halten, die Futterkammer auffüllen und die Tiere auf die Weiden und zum Auslauf bringen.

Unterrichten gehört dazu

Scharmann erklärt, dass der Beruf des Pferdewirts ein anstrengender Job ist, für den eine gute körperliche Grundfitness nötig ist. Markus Bretschneider betont, dass viele junge Leute falsche Vorstellungen von dem Beruf haben. Oft seien sie dann vom Umfang der harten körperlichen Arbeit und den nicht immer freizeitfreundlichen Arbeitszeiten überrascht. Pferdewirte arbeiten nämlich auch dann, wenn andere frei haben - am Wochenende oder am späten Abend.

Einen Tipp möchte Grupen angehenden Azubis geben: „Ich würde jedem wärmstens empfehlen, einmal in einen Betrieb reinzugucken und da ein Praktikum zu machen.“ So kann man den Berufsalltag kennenlernen.

Arbeit, die sich nicht so anfühlt

Scharmann, der selbst eine Ausbildung zum Pferdewirt absolviert hat, ist sicher, dass sich die Arbeit im Idealfall nicht wie Arbeit anfühlt. Man dürfe sich nur vor dem Pensum nicht scheuen. Dafür bekäme man auch etwas zurück. Grupen stimmt ihm zu: „Ich habe unheimlich Spaß daran, zu sehen wie die jungen Pferde sich entwickeln, wie sie von Tag zu Tag lernen. Und vielleicht ein paar Jahre später auch zu sehen, was aus ihnen geworden ist.“

Grupen möchte ihrem Beruf auch nach dem Abschluss treu bleiben, aber noch ein Pädagogik-Studium anhängen. Sie kann sich vorstellen, später als Reitlehrerin an einem Internat zu arbeiten. Sie möchte für die Zukunft möglichst breit aufgestellt sein und sich auch für den Tag absichern, an dem sie vielleicht einmal nicht mehr reiten kann.

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