Naturschutz
Die Fledermäuse hängen im Bunker ab

Der Forstbetrieb Roding hat bei Ast ein Winterquartier für die Fledermäuse geschaffen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz.

14.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr

Philipp Bahnmüller von den Bayerischen Staatsforsten im Inneren des auf fledermäusische Bedürfnisse ausgelegten Winterquartiers im Aster Wald. Dieses war früher mal ein Munitionsbunker der Bundeswehr. Foto: Schoplocher

In die Freude mischt sich Neugier: Ob die Fledermäuse den für sie eigens umgebauten Bunker als Winterquartier annehmen? Und wenn ja, wann und welche Arten?

Es war ein gleichermaßen spannender wie aufschlussreicher Termin, zu dem sich Vertreter des Forstbetriebs Roding der Bayerischen Staatsforsten und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) da in der Nähe von Ast getroffen haben. Philipp Bahnmüller und Peter Bart stellten ein besonderes Projekt vor: Die Staatsforsten haben einen alten Sprengstoff- und Munitionsbunker der Bundeswehr in ein Fledermaus-Winterquartier umbauen lassen. Gerade rechtzeitig ist es fertig geworden, nun steigt die Spannung.

Der Bunker ist ideal, weil er selbst bei hohen Minusgraden frostfrei bleibt, eine unabdingbare Voraussetzung, die das massive Bauwerk auch dank seines verwinkelten Zugangs erfüllt. Dieser wurde so umgestaltet, dass auch kleinere Kriechtiere im Inneren Zuflucht finden können, erläuterte Peter Bart. Die dafür nötige Rampe sowie die Gewölbesteine, die für Höhlencharakter sorgen sollen, waren zugleich der größte Kostenfaktor des 5000 Euro teuren Vorhabens.

Speziell für die Fledermäuse wurden die vormals betonglatten Innenwände mit Rauputz versehen. Dies ist nötig, damit sich die Tierchen einhängen können. An der Decke ließ der Forstbetrieb Roding Hohlblocksteine befestigen – für ein angenehmes Plätzchen für den Winterschlaf.

Weil die Luft in den Bundeswehrbunkern deren früheren Nutzungszwecken gemäß eher trocken ist, wurde das etwa zehn Kubikmeter große Herzstück rund zehn Zentimeter geflutet – Nun passt die Luftfeuchtigkeit, die nötig ist, um die empfindlichen Flughäute vor Austrocknung zu bewahren.

Das Konzept (mit)erarbeitet hatMarkus Schmidberger vom Landesbund für Vogelschutz, informierte Bart. Von ihm sei unter anderem die Anregung gekommen, die Wände nicht durchgehend zu verputzen. Sonst könnte es dem Marder beispielsweise gelingen, bis zu den „schlafenden“ Säugetieren an der Decke vorzudringen. Bart stellte die Langfristigkeit des Projekts heraus und gab sich realistisch, dass nicht gleich im ersten Winter Mengen an Fledermäusen zu erwarten seien.

Um für Nachhaltigkeit zu sorgen, haben die Initiatoren an umliegenden Bäumen 14 Sommerquartier-Kästen in verschiedenen Größen angebracht, die die Flattertiere in möglichst großer Vielfalt – ein Vorkommen von rund 20 Arten in der Gegend scheint möglich – anziehen sollen. Diesen würde die „Höhle“ dann auffallen, und weil Fledermäuse auf Traditionen setzen, wird das Wissen um gute Quartiere untereinander weitergegeben.

Im Idealfall wird aber nicht nur der Bunker angenommen, sondern werden auch die „künstlichen“ Rückzugsorte für den Sommer wieder abgebaut. Mittelfristig sollen Bäume diese Aufgabe übernehmen. Für Philipp Bahnmüller gehört es zu einer natürlichen Forstwirtschaft, genau solche Strukturen zu schaffen. Ganz nach dem Motto „schützen, schonen, nutzen“, der Prämisse der Staatsforsten, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolge.

Ob sich die Fledermäuse wirklich im Bunker niederlassen, soll erstmals vorsichtig im Spätwinter kontrolliert werden, erklärte Peter Bart. Solange bleibt die Türe verschlossen. Im Sommer würden dann die Tagquartiere in den Bäumen für ein Monitoring dienen können. Auch er unterstrich, dass „wir nicht nur Holz machen“.

Herausragendes Engagement der Staatsforsten

Luitpold Titzler, stellvertretender Bereichsleiter Forsten, war voll des Lobes für die Kollegen der Staatsforsten. Deren Engagement gehe weit über den gesetzlichen Auftrag einer vorbildlichen Waldbewirtschaftung hinaus. Es spiegele die Einstellung wieder, aktiven Naturschutz zu betreiben.

Das Fledermausprojekt im Aster Wald sei umso herausragender, als dass der Forstbetrieb nicht nur eine Idee (teils mit eigenem Personal) umgesetzt, sondern auch noch eigenes Geld in die Hand genommen habe. Und: Kollege Peter Bart habe sogar eine spezielle Fortbildung besucht, verriet er.

Die Idee, Bundeswehrbunker für ein Artenschutzprojekt zu nutzen, stammt aus einer Erfahrungsbörse, die die Staatsforsten für Naturschutzprojekte eingerichtet haben. Im Zuständigkeitsbereichdes Forstbetriebsliegt zwischen Lengau und Lixenried ein zweiter, ebenso Ende der 1990er Jahre an die damalige Staatsforstverwaltung übereigneter Bunker. Wenn die kleinen Säugetiere ihr neues Winter-Zuhause gut annehmen, wäre es denkbar, die Eignung des zweiten Bunkers zu prüfen. Schließlich gebe es zu wenig Quartiere für die nachtaktiven Jäger. Und denen würde man nur allzu gerne „unter die Flügel greifen“.

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