Garten
Tipps und Tricks zum Kompostieren

Salat und Radi kümmern dahin am Beet? Vielleicht liegt’s am Kompostieren: Fachmann Franz Högl aus Dietrichsdorf gibt Tipps.

14.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:33 Uhr
So dekorativ sind Würmer ansonsten nicht – aber als Kompost-Erzeuger schätzt jeder Gärtner sie. Foto: Hutzler −Foto: Hutzler

Frisches Gemüse, knackiges Obst und leuchtende Blumen aus dem eigenen Garten – dafür legen sich Hobby-Gartler gerne ins Zeug. Wer was auf sich hält, verwendet auch Kompost aus eigenem „Anbau“. Richtig betrieben, ist das für Ernte und Umwelt ideal, sagt Franz Högl. Und erklärt, worauf Gartler achten und wovon sie lieber die Finger lassen sollten.

Der Landwirtschaftsmeister muss es wissen: Er leitet zusammen mit seiner Schwester Rita die Firma Högl, die bei Volkenschwand eine Kompostier- und eine Vergärungsanlage für organische Abfälle betreibt.

1. Die Standort-Suche

Bei einem gewerblichen Kompostierbetrieb wie dem der Familie Högl in Volkenschwand zählt vor allem eines: ausreichend Platz, zum Lagern und zum Arbeiten. Gut zugänglich und „strategisch“ günstig zu Beeten und Co. gelegen – das empfiehlt sich schon auch für Hobbygärtner. Aber sie sollten bei der Standort-Wahl vor allem auch den Faktor „Zeit“ berücksichtigen.

Denn bei den Högls in Dietrichsdorf-Volkenschwand dauert es im Schnitt gerade mal drei Wochen, bevor das Rohmaterial zu fertigem Kompost umgesetzt ist. Hobbygartler haben es nicht so eilig; da dauert es schon mal ein Jahr, bis der Kompost „reif“ ist.

In dieser langen Zeit sollte das Material einerseits nicht in der prallen Sonne liegt – da trocknet es aus und verrottet nicht mehr. Andererseits sollte es gegen allzu ergiebigen Regen geschützt sein. Denn eine völlig durchnässte Pampe fault höchst anrüchig vor sich hin. Idealerweise ist das Material feucht wie ein ausgedrückter Schwamm. Tipp: Abdecken, z.B. mit etwas Rasenschnitt, oder Komposter mit Deckel nutzen.

2. Der Input

Abwechslungsreiche Kost ist gesund – auch für Kleinstlebewesen. Der komplette frische Rasenschnitt auf einen Sitz – das legt das robusteste Bodenleben lahm. Die Mischung macht’s: Feiner Kaffeesatz auf groben Pflanzenschnitt; auf die dünne Laubschicht die Reste vom Gemüseputz drauf; Eierschalen zwischen die ausrangierte Blumenerde.

Tabu ist natürlich alles, was nicht abbaubar ist, zum Beispiel Plastiktüten. Ferner pestizidhaltiges Material, zum Beispiel Obstschalen mit Konservierungsstoffen. Fleisch- und andere Speisereste sollten auch nicht in den Kompost – sie locken Ratte & Co. an.

Wohl dem, der neben dem Kompost noch etwas Platz hat: Da lässt sich zum Beispiel herbstliches Schnittgut zwischenlagern. Aber Vorsicht: Bei falscher Lagerung entsteht Sickersaft – müffelt und belastet den Boden!

Franz Högl profitiert vom großen Maßstab, in dem er Grüngut (großteils aus den Wertstoffhöfen im Landkreis) kompostiert: Bei so viel Input ist die Materialmischung quasi inbegriffen. Aber auch er lagert bei Bedarf mal Material zwischen, das saisonal bedingt in großer Menge anfällt, etwa Laub.

3. Der Prozess

Bei Kompost denkt man erst mal an Regenwürmer und Asseln – aber die kommen eher zum Finale, weiß Franz Högl. Dafür, dass Teesatz, Lauchstängel und Rasenschnitt (hoffentlich) zu einer homogenen krümeligen braunen Substanz werden, sorgen anfangs vor allem Winzlinge: Bakterien, Pilze, Algen.

Ob groß, ob klein: Alle Verwerter von abgestorbenem Material brauchen für ordnungsgemäße Arbeit Luft und – nein, keine Liebe, aber zumindest Wärme und Feuchte.

Im Kern ist Kompost selbst eine Heizung: Der Zersetzungsprozess setzt Wärme frei. Betriebe wie Högl, die sich Qualitätsstandards unterwerfen, müssen das kontrollieren.

Denn Temperaturen von 55 bis 70 Grad töten Erreger von (Pflanzen- und Menschen-)Krankheiten und Unkrautsamen ab. Hobbygärtner sollten derlei Risiko-Gut gar nicht erst kompostieren. Denn im Garten-Maßstab ist es schwierig, per Hitze das gesamte Material gleichmäßig zu „hygienisieren“.

4. Der Arbeitseinsatz

Ja, leider: Kompost macht Arbeit. Damit das Material gleichmäßig verrottet, muss man mindestens ein Mal im Jahr mit der Schaufel das Unterste zuoberst befördern. Durch dieses „Umsetzen“ des Komposthaufens können Wurm und Co. frische Luft schnappen, die Wärme verteilt sich gleichmäßig. Außerdem verhindert es, dass sich klimaschädliches Methan bildet. Hobbygartler mit Kreuzweh müssen jetzt tapfer sein: Im Kompostierbetrieb erledigt eine Maschine die Arbeit, ein Mal pro Woche…

Dort wird der Kompost bei großer Trockenheit übrigens auch gewässert.

Schneller geht das Verrotten, wenn man grobes/ holziges Material vorab zerkleinert: Fällt im Garten viel Ast- und Strauchschnitt an, rentiert sich vielleicht ein Häcksler. Bei Högls zerfetzt ein Schredder eingangs das Grüngut. „So entstehen große Oberflächen. Da können Mikroorganismen besser angreifen“, erklärt Franz Högl.

5. Der Lohn

Der fertige Kompost wird gesiebt – im Garten von Hand durch ein Sieb; im Betrieb erledigt das wiederum eine Maschine. Ziel ist es, zu grobes Restmaterial auszusortieren: Man kann es einfach nochmals kompostieren – oder in die Biotonne werfen. Die Högls liefern die zu groben und holzigen Reste in ein Biomassekraftwerk.

Hinter dem Sieb dann der Lohn der Mühen: (mehr oder weniger reifer) Kompost! Im Beet oder Blumentopf wirkt er langsamer als Kunstdünger – aber dafür viel länger. Und er gibt dem Boden Struktur, zieht Wurm und Co an, die den Boden lockern. Aber Vorsicht: Im Gemüsebeet etwa reicht schwachzehrenden Pflanzen (z.B. Feldsalat, Hülsenfrüchte) ein Liter reifer Kompost pro Quadratmeter; Starkzehrer wie Zucchini, Tomate vertragen bis zu sechs Liter.

6. Der Zusatz-Verdienst

Wer selbst kompostiert oder per Biotonne und Wertstoffhof zum Kompostieren beiträgt, hilft der Umwelt: Kompost schließt den Nährstoff-Kreislauf im Garten und ersetzt „Kunst-“(Mineral-)dünger, der mit hohem Energieaufwand produziert wird.

Auch die Högls verkaufen ihr Produkt als umweltfreundlichen Dünger für Öko- und konventionellen Landbau. Und an Blumenerde-Werke: „Da ersetzt er bis zu 25 Prozent Torf“, so Rita und Franz Högl. Ein Plus, das sich auch Gärtner zugute halten dürfen: Wenn sie Torf ausmustern, schützen sie die letzten Hochmoore, die obendrein wichtige Bremsen im Klimawandel sind.

Ein zweites Standbein des Betriebs ist die Verarbeitung des Inhalts von Biotonnen. Dieser Abfall eignet sich nicht zum Kompostieren – er wird stattdessen vergoren; dabei entstehen Strom und Dünger. Allerdings sorgt das Sammelgut selbst immer wieder mal für Probleme – bei den Verwertern und in der Landschaft: