Natur
Ungewöhnlicher Baum für den Bayerwald

Die Platane ist vor allem als schattenspendender, dekorativer Parkbaum beliebt. Dabei kann sie richtig punkten.

04.08.2020 | Stand 16.09.2023, 5:00 Uhr
Die Lappen an der Rinde und die Fruchtkugeln – links frisch, oben alt – sind neben Merkmale der breitkronigen Platane. −Foto: Petra Schoplocher

Wer die Zaubernuss als nächste Verwandte im Stammbaum stehen hat, der darf sich schon was einbilden. Und dann sind da ja noch ein paar optische Reize, mit denen die Platane Aufmerksamkeit auf sich lenken kann.

„Aber mehr als Park- und Straßenbaum“, schränkt Dr. Arthur Bauer gleich ein. Große forstwirtschaftliche Bedeutung haben die insgesamt acht Platanenarten – die mit Ausnahme der morgenländischen alle aus den USA oder Mexiko stammen – nicht. Was nicht heißen soll, dass man sie in unseren Breiten nicht vereinzelt einmal probieren könnte. Denn: Sie ist gering gefährdet, relativ unempfindlich gegen Wind und Frost und kann längere Trockenphasen überstehen. Heimisch ist sie auf Kreta und den Gebirgen des Baltikum, ihre Verbreitung reicht heute aber bis nach Süditalien und Griechenland und ins östliche Anatolien.

Platane wächst schnell und lang

Folglich kommen trockenere Standorte, auch über 1000 Meter, durchaus in Frage, wenngleich ihr frische, mäßig durchlässige Böden, gerne mit Kalk, lieber sind. Und sie braucht Platz und Licht. Die Platane wächst schnell, bildet starke Hauptäste aus und hochgewölbte Kronen. Selbst über 300 Jahre alte Bäume legen noch kräftig zu und erreichen Höhen bis 30 Meter. Freistehende Exemplare sind im Alter oft breiter als hoch. Ihr Herzwurzelsystem macht sie standhaft.

Zur PersonVerbundenheit:Beratung/Kontakt
: Dr. Arthur Bauer (59) stammt aus Regenpeilstein. Er studierte Forstwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist seit Februar 2017 Leiter des Bereichs Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Cham.„Schon immer“ war Arthur Bauer gerne in der Natur, vor allem aber im Wald.: AELF Cham, Bereich Forsten. Ölbergstraße 3, Waldmünchen. Telefon (09972) 94 30 20

Der Stamm der Platane ist knollig-verdickt, die Blätter – an Ahornbäume erinnernd, die sich im Artennamen wiederfindet – sind dreilappig, grün, frisch und glänzend. Die Rinde wächst nicht mit und wird alle paar Jahre im Sommer in Teilen abgeworfen – was durchaus mit ungewohnten Geräuschen verbunden ist. Dafür enthält sie Gerbstoffe, die schon im Altertum gegen Verstopfung, bei Zahnschmerzen und Fieber sowie als Antiseptikum genutzt wurden. Die Früchte – nicht giftig, aber zu hart, um sie zu genießen, wurden zu Wein vergoren, der dann gegen Schlangenbisse oder Skorpionstiche gute Dienste leistete. Die Blätter der ahornblättrigen Platane sollen bei Augenkrankheiten helfen.

Ein anderes Symptom löst sie hingegen aus: Empfindliche Menschen können durch das Einatmen des Staubs von den Sternhaaren, die die jungen Blätter und Zweige sowie Blütenstände bedeckten, „Plantanenhusten“ bekommen, eine Reizung der Bronchien.

Das Holz ist auch gut für Furniere

Charakteristisch sind ihre Früchte und ihre Kronen, die im östlichen Mittelmeerraum oder dem Kaukasus, wo sie sich wohlfühlt, schon einmal 50 bis 60 Meter ausmachen können. Auch heute noch sind solche Bäume (die über tausend Jahre alt werden können) in vielen Ortschaften zu finden.

Die Platane verfügt über helles Splintholz und rötliches Kernholz, das sich gut bearbeiten lässt. In östlichen Ländern wurden die für Metzgerein nötige Hackklötze aus ihm gefertigt, Verwendung findet es als Furnier-, Drechsler- oder auch Brennholz. Witterungsfest und dauerhaft ist es allerdings kaum.

Zwei Pilzarten verursachen Krebs oder die Massaria-Krankheit, die aber selten die Platane als Ganzes gefährden, wohl aber die Verkehrssicherheit durch absterbende Äste. Dabei sind die als Schattenspender im Park durchaus wichtig – oder in der griechischen Mythologie. Angeblich soll Zeus mit Europa unter einer grünen Platane...