60 Jahre Götz: Neue Generation – alte Prinzipien

Welche Erfahrungen aus 60 Jahren Firmengeschichte der Unternehmer, Humanist und prominente Katholik Dr. Karlheinz Götz an seinen Sohn und Nachfolger Alexander weitergibt

28.10.2009 | Stand 16.09.2023, 21:07 Uhr

Regensburg. Metallische Fassade, außen liegende Stahlträger – die Firmenzentrale von Götz Gebäudemanagement strahlt Modernität aus. Im Inneren steht direkt an der Treppe zur Chefetage eine alte Schulbank. Auf dem Pult liegt ein Buch – die Promotionsarbeit von Vorstandschef Dr. Karlheinz Götz. „Das ist kein Widerspruch,“ klärt der Senior-Chef auf, „das ist unser Erfolgsgeheimnis“. Auch wenn die Mitarbeiterzahl von Bayerns größtem Dienstleister mittlerweile fünfstellige Dimensionen erreicht hat: „Wichtig ist auch und gerade das, was meinen Eltern vor 60 Jahren wichtig war, als sie das Unternehmen gegründet haben,“ sagt der 68-Jährige.

Führung eine Frage des Vertrauens

Für den Humanisten und Katholiken Götz ist das Wohl der Mitarbeiter das A und O: „Wir dürfen nicht vergessen, wem wir den Erfolg zu verdanken haben.“ Nach Tarif zu bezahlen, sei daher eine Selbstverständlichkeit. Unternehmer zu sein, bedeute für ihn „die richtigen Personen an der richtigen Stelle im Unternehmen zu haben und individuell das richtige Maß an Führung zu finden.“ Ausdrücklich betont er, dass seine Ehefrau Gertraud Götz, seit 1963 im Unternehmen und damit die dienstälteste Mitarbeiterin, maßgeblich am Auf- und Ausbau der Firmengruppe beteiligt war und ist.

Für Götz sen. bedeutet Führung nicht zu kommandieren oder alle und alles zu kontrollieren. „Führen ist für mich eine Frage des Vertrauens. Ich gebe den Vorschuss und warte, wie die Mitarbeiter damit umgehen.“

Ein Prinzip, das sich ausgezahlt hat. Von Unterhaltsreinigung und Sicherheitsdienst über Schädlingsbekämpfung bis zu technischen Wartungen bietet Götz eine ellenlange Liste an Dienstleistungen an. Der Aufstieg war zuletzt so rasant, dass Götz dreimal unter „Bayerns Best 50“ der am schnellsten wachsenden Unternehmen rangierte. Trotz Konjunkturkrise werde die Firmengruppe in diesem und im kommenden Jahr im einstelligen Bereich wachsen. Dennoch – auch heute, mit rund 15 000 Mitarbeitern in 70 Tochtergesellschaften, gelte Karlheinz Götz‘ Angebot an alle: Wer etwas Besonderes auf dem Herzen hat, kann es dem Chef persönlich sagen.

RegensburgWas aber nichts mit „guter Onkel oder Sozialapostel“ zu tun habe, winkt Götz ab. Es gehe ihm um das Signal des Respekts vor den Mitarbeitern wie auch der Gleichbehandlung im Sinne von Fördern und Fordern: „Ich versuche gerecht und ein Vorbild zu sein.“ Das bedeute aber auch, dass er von allen Mitarbeitern verlange, den Zusatz im Logo „Dienste von Qualität“ so zu verinnerlichen wie er selbst. Und: „Wer mein Vertrauen missbraucht und glaubt, mich ausnutzen zu können, ist für mich erledigt…“ Begriffe wie Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit seien auch im heutigen Geschäftsleben nicht antiquiert. Diese Faktoren seien mitentscheidend, ob man einen Auftrag erhält oder nicht.

Wie weit ihn diese Philosophie getragen hat, wird auf der Mitarbeiter-Feier zum Firmenjubiläum ersichtlich: Entspannt sitzt der Chef auf einer Bierbank, plaudert mit Mitarbeitern, prostet ihnen zu – auch ein Foto mit ihm ist kein Thema. 60 Jahre wurde die Firma in diesem Jahr alt, mehr als vier Jahrzehnte davon wuchs sie unter der Philosophie des Gründersohns von „Götz Blitz-Blank“, das nach dem Krieg mit der Reinigung von Schaufenstern in Regensburg seinen Anfang nahm.

Traditionell stand das Götz-Logo mit den vier bunten Rauten stellvertretend für Reinigung und Hygiene, Industriewartung, Umweltpflege und Sicherheitsdienst. Im Laufe der vergangenen Jahre entwickelte sich die Götz-Gruppe zum „Full Service Anbieter“ in den Bereichen infrastrukturelle, technische und kaufmännische Dienstleistungen im Gebäudemanagement. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden inzwischen Ausdrücke wie Facility Management, Zertifizierung, Coaching oder Implementierung. Für die Expansion in neue Geschäftsbereiche ist seit Jahren Alexander Götz verantwortlich. Unter der Regie seines Vaters hat er im Betrieb die harte Schule vom Azubi bis zur Meisterprüfung im Gebäudereinigerhandwerk, vom Jobber in den Semesterferien seines BWL-Studiums bis zum „Junior“ durchlaufen, wie er heute von den Mitarbeitern in Anerkennung seiner Führungsposition genannt wird.

Lieber stetig als schnell wachsen

Ende 2011 will sich der „Senior“ mit dann 70 Jahren ganz aus dem operativen Geschäft zurückziehen und noch öfter sein Urlaubsland Kanada besuchen. Für Alexander Götz kein Grund für schlaflose Nächte. Mittlerweile sei er in das Geschäft mit international agierenden Industrie- und Handelsunternehmen, großen Kliniken, Universitäten und Verwaltungen hineingewachsen, sagt der „Junior“. „Natürlich wird die Luft rauer, die Anforderungen und der Druck nehmen zu“, so der 37-Jährige. Was leider auch an den schwarzen Schafen in seiner Branche liege. „Mich beruhigt es allerdings“, so Alexander Götz, „dass wir nicht alles mitmachen müssen. Wir können auch mal die Finger von einem Auftrag lassen, wenn wir merken, dass etwas suspekt ist“. Er halte sich an die Maxime des Vaters, dass man am besten nicht schnell, sondern stetig wachse – daher werde er auch versuchen, den hohen Kunden-Anteil aus dem öffentlichen Dienst zu halten. Auch folge er der Devise, für Neues offen zu sein, weiter die Herausforderung neuer Geschäftsfelder zu suchen, wenn sie vielversprechend sind – das gelte für Branchen wie für die Länder, in denen Götz präsent ist. Was die Fußstapfen des Vaters anbelange, die seien groß, gibt er zu. „Aber mit einer guten Basis hat man auch gute Entfaltungsmöglichkeiten.“