„Klare Strategie“ Chef der Bundesnetzagentur: Russland will Gaspreise treiben

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht in der Drosselung der Gaslieferungen eine klare Strategie Russlands. „Russland liefert nun seit Tagen deutlich weniger Gas. Das soll uns verunsichern und die Preise treiben“, sagt Müller der dpa.
Deshalb organisiere die Bundesregierung zusätzliches Flüssiggas und das Gasspeichergesetz wirkt. „Gas einsparen und einspeichern für den Winter ist jetzt das Gebot der Stunde. “
Der russische Staatskonzern Gazprom hatte den Gasfluss durch die Ostseepipeline Nord Stream in den vergangenen Tagen verringert. Begründet wurde dies mit Verzögerungen bei der Reparatur von Verdichterturbinen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Drosselung als politisch motiviert eingestuft.
Lage ist „angespannt“
Am Samstag bezeichnete die Bundesnetzagentur die Lage der Gasversorgung in Deutschland erneut als „angespannt“. Die Gasversorgung sei im Moment aber stabil, hieß es in einem Bericht. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet.
Am Freitag hatte die Bundesnetzagentur erstmals seit Ende März die Lage zur Gasversorgung in ihrem täglichen Bericht als „angespannt“ bezeichnet. Zuvor hatte der russische Energiekonzern Gazprom die Gasflüsse durch die Pipeline Nord Stream auf 40 Prozent der Maximalleistung gedrosselt.
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Die von den ausbleibenden Lieferungen betroffenen Unternehmen könnten diese Mengen zurzeit anderweitig am Markt beschaffen, so die Behörde. Die Großhandelspreise seien in Folge der Lieferreduzierung spürbar gestiegen und hätten sich zuletzt auf höherem Niveau eingependelt. Es könne weiterhin Gas eingespeichert werden. Die aktuellen Füllstände der Speicher in Deutschland liegen demnach bei rund 56,7 Prozent.
Wirtschaftsweise für Einführung von Verbraucher-Prämien
Die „Wirtschaftsweise“ Veronika Grimm fordert im Zuge der Energiekrise die Einführung von Prämien für Verbraucher, die sparsam mit Gas umgehen. Angesichts der Drosselung russischer Gaslieferungen „sollte man dringend Prämien ausschreiben für Haushalte, die ihren Gasverbrauch im kommenden Winter drastisch reduzieren“, sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der „Rheinischen Post“. „Das könnte man durch den Vergleich der Gasrechnungen relativ einfach überprüfen, und die Leute würden sich jetzt schon - entsprechend ihrer Möglichkeiten - auf den Winter vorbereiten können.“
BDI fordert Rückkehr zur Kohle
Der Präsident des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm, fordert indes übergangsweise wieder mehr Strom aus Kohle zu erzeugen. „Mein Appell ist: Jetzt schon die Gasverstromung stoppen und sofort die Kohlekraftwerke aus der Reserve holen“, sagte Russwurm den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben).
Den Einwand, dass die vorübergehend höhere Kohleverstromung Klimaschutz-Probleme verursachen könne, wies Russwurm zurück. Ob jetzt oder im Winter mehr Kohle verstromt werde, sei „für die CO2-Emissionen nicht erheblich, aber so sichern wir uns zumindest höhere Füllstände in den Gasspeichern“.
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