Industrie
Conti will die Antriebssparte loswerden

In Regensburg arbeiten 3000 Menschen in dem Unternehmensbereich. Die IG Metall verweist auf Beschäftigungsgarantie bis 2023.

03.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:34 Uhr

Aus verschiedenen Einzelkomponenten wird bei der Continental-Antriebssparte Vitesco Technologies (früher Powertrain) die Leistungselektronik für Hybrid- und E-Fahrzeuge produziert. Foto: Continental AG

Bei der Continental AG in Regensburg herrscht Unruhe: Der Automobilzulieferer erwägt die Ausgliederung seines Antriebsgeschäfts, das seit kurzem Vitesco Technologies heißt (vorher Powertrain). Bislang war nur von einem Teilbörsengang ab Mitte 2019 die Rede gewesen. Dieser hatte sich wegen der Unsicherheiten in der Autoindustrie verschoben.

In Regensburg liegt der Hauptsitz der Antriebssparte mit 3000 Mitarbeitern. Conti-Sprecherin Simone Geldhäuser versicherte am Dienstag auf Anfrage der Mittelbayerischen, dass die Beschäftigungssicherung für die Mitarbeiter weiterhin Bestand hat. „Unabhängig von der Form der Verselbstständigung gelten für Powertrain die am 18. April 2018 veröffentlichten, mit den Arbeitnehmervertretern vereinbarten Eckpunkte im ‚Zukunftsbündnis Continental in Motion‘.“

IG Metall überrascht vom neuen Vorhaben

Der Regensburger IG-Metall-Bevollmächtigte Jürgen Scholz reagierte überrascht auf die Ankündigung, dass Vitesco Technologies abgespalten werden soll. Sein Kenntnisstand sei bisher gewesen, dass das Antriebsgeschäft als 100-prozentige Continental-Tochter weitergeführt werde. „Ich erwarte, dass Conti zur Beschäftigungssicherung steht“, sagte er. Es liege in der Verantwortung des Vorstands, alle Optionen zu prüfen. Eine Abspaltung sei vielleicht sogar die bessere Alternative. „Die Familie Schäffler weiterhin als starken Ankeraktionär zu haben, wäre besser als irgendwelche intensiv kapitalmarktgetriebenen Investoren.“

Die Continental AG hatte am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung angekündigt, man ziehe „einen möglichen Spin-Off der Division Powertrain (künftig: Vitesco Technologies) mit anschließender Börsennotierung“ in Betracht. Spin-Off bedeutet eine Abspaltung. Die Prüfung erfolge parallel zu den laufenden Vorbereitungen des Unternehmens auf einen möglichen Teilbörsengang des Antriebsgeschäfts 2020.

Vielversprechender Zukunftskurs?

„Mit diesem Vorgehen stellen wir sicher, dass unser Antriebsgeschäft seinen vielversprechenden Zukunftskurs im kommenden Jahr zu den dann bestmöglichen Bedingungen einschlagen kann – ob in Form eines Teilbörsengangs oder eines Spin-Offs“, erläuterte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart. Auch er bekräftigte die weitere Gültigkeit der Beschäftigungssicherung für Powertrain bis 2023 für den Fall gesellschaftlicher Veränderungen.

„Besonders in den Bereichen Elektronik und Elektrifizierung sind wir stark aufgestellt.“Andreas WolfLeiter des Antriebsgeschäfts

Andreas Wolf, Regensburger Leiter des Antriebsgeschäfts, unterstrich die Bedeutung eines schnell verfügbaren, unternehmerischen Freiraums für den künftigen Geschäftserfolg, denn die Autoindustrie durchläuft einen radikalen Umbruch: „Wir freuen uns auf 2020 und sind bereit für den Sprung in die Zukunft. Besonders in den Bereichen Elektronik und Elektrifizierung sind wir stark aufgestellt. Sie bilden die Basis für unsere Strategie des profitablen Wachstums.“

Der mögliche Teilbörsengang sei als eine unter mehreren Optionen bisher der Favorit für das Erreichen dieser Ziele gewesen, so Wolf. Mit der Prüfung eines Spin-Offs ziehe das Unternehmen eine zusätzliche Handlungsoption in Betracht und schaffe damit so oder so 2020 die bestmögliche Ausgangsposition für den Erfolgskurs von Vitesco Technologies.

Die „Hannoversche Allgemeine“ hatte Ende August berichtet, dass Conti weltweit neun Werke seiner Antriebssparte schließen will.Auch deutsche Standorte stelle der Konzern aus Hannover infrage. Von dem Autozulieferer kam keine Bestätigung.

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