Handel
Das DEZ: Eine Erfolgsstory wird 50

Das Donau-Einkaufszentrum setzte 1967 Maßstäbe. Das Center entwickelte sich rasant und zählt bis heute zur „Bundesliga“.

14.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr
Dr. Johann Vielberth (l.) und Max Vielberth vor dem Logo „50 Jahre Donau-Einkaufszentrum“: Die Brüder prägten Regensburg mit dem DEZ. −Foto: Fot: Tino Lex

Am 14. September 1967 standen Autos aus ganz Ostbayern dicht an dicht auf dem Parkplatz des gerade eröffneten Donau-Einkaufszentrums. Die Menschen der Region eroberten die neue Konsumwelt im Sturm. Dr. Johann Vielberth und sein Bruder Max setzten mit dem Projekt Maßstäbe. Sie errichteten die erste Mall in Bayern, das erste zweigeschossige voll klimatisierte Shopping-Center in Europa – eine echte Pioniertat. Am Donnerstagabend spiegelte ein Festakt im DEZ die vor 50 Jahren begonnene Erfolgsstory wieder.

„Ganz, ganz großen Respekt für den Mut, das anzupacken, für Ihre Überzeugtheit von einer neuen Idee und die erfolgreiche Umsetzung“ betonte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor knapp 200 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur. Das DEZ habe die enormen Veränderungen in 50 Jahren beeindruckend gemeistert. Mit Universität und später der BMW-Ansiedlung sei das Center ein entscheidender Faktor für Regensburgs Aufschwung geworden. „Wir sind stolz, solche Familienunternehmer in Bayern zu haben.“

Der Minister versprach, mit Blick auf Straßenbau und Erbschaftssteuer, die Staatsregierung werde alles tun, um Mittelstand und Familienunternehmen zu unterstützen. „Wir wollen lebendige Innenstädte.“ Durch Fahrverbote sei das nicht zu erreichen.

Die Idee zum DEZ hatte Johann Vielberth in den USA aufgesogen. Immer mehr mobile Verbraucher veränderten in den 1950ern und 1960ern die Konsumwelt. Nach dem deutschen Wirtschaftswunder sahen die beiden Oberpfälzer Brüder auch in Regensburg den Spielraum für ein Center neuen Zuschnitts. Das DEZ ermöglichte flächenintensive Verkaufsformen, die Regensburgs historische Altstadt überfordert oder beschädigt hätten. „In gewisser Weise“, sagte Regensburgs Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gestern, „hat das DEZ die Altstadt gerettet.“ Die Bürgermeisterin betonte, das DEZ habe an der Entwicklung Regensburgs bedeutenden Anteil. Und sie unterstrich das überzeugende soziale, gesellschaftliche und kulturelle Engagement des Donau-Einkaufszentrums.

Trotz der beeindruckenden Entwicklung: Mit dem Einzelhandel ist durchaus nicht alles im Lot. Insolvenzen von Ketten wie Max Bahr und Textilhäusern wie Wöhrl beeinflussten den Alltag im DEZ ebenso wie der Online-Handel, betonte Christian Bretthauer, Zentralgeschäftsführer der DV Immobilien Gruppe. „In vielen Fällen hat der Sonntagseinkauf am Computer oder Handy den Samstagsbummel ersetzt.“ Der schnelllebige „genehmigungsfreie“ E-Commerce genieße Vorteile, während der stationäre Handel oft hohe Genehmigungshürden überwinden müsse. Es brauche neue Konzepte in der Stadtentwicklung, gab Bretthauer den Vertretern aus der Politik mit.

Der Zentralgeschäftsführer führte die Gäste durch die Geschichte des Centers. Vor 50 Jahren mussten rund 50 Grundstückseigentümer gewonnen werden, um Flächen für das DEZ zu erwerben. Dr. Vielberth erinnerte sich an „manchen Sonntagnachmittag“, den er beim Kaffeetrinken in Weichser Wohnzimmern zubrachte, um Landwirte und Gärtner zu überzeugen.

Sieben Mann montierten ab 20. Juli 1966 in Weichs mächtige Betonfertigteile. Zur Zeit des Richtfests, im November 1966, sondierte Dr. Vielberth die Umsatzpotenziale für Kernsortimente. Anfangs nahm man sogar Leerstände bei der Vermietung in Kauf, um einen dauerhaft bedarfsgerechten Mieter-Mix zu erzielen. Von bis zu 60 möglichen Geschäften waren beim Start nur 40 fest vergeben.

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Skeptiker hatten dem Projekt „jenseits der Donau“ anfangs einen raschen Niedergang prophezeit. Bretthauer zitierte einen Satz, der damals im Regensburger Bauausschuss fiel: „Ach, geben wir dem jungen Mann ruhig die Genehmigung.“ In zwei Jahren sei das Haus eh am Ende.

Aber das DEZ entwickelte sich prächtig. 1974 verdoppelte es nahezu seine Fläche, 1981/1982 wurde der dritte Abschnitt realisiert, 1997/1998 entstand an der Walhalla-Allee der Komplex mit der markanten Parkspindel und ab 2003 wurde der Neubau im Süden fertiggestellt.

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Als 1989 die Schlagbäume an der Grenze zur Tschechoslowakei hochgingen, entdeckten die Menschen in Westböhmen die neue Freiheit und die Konsum-Vielfalt. Christian Bretthauer erinnerte an „Samstage, an denen bis zu 140 Busse aus Tschechien ihren Weg zum Donau-Einkaufszentrum fanden“.

Ein lebendiger Marktplatz

Die Ladenstraßen im ersten Bauabschnitt waren 100 Meter lang und 17,5 Meter breit. Damit boten sie auch für Veranstaltungen reichlich Platz – und für Bänke, Brunnen und Pflanzen. Die Aufenthaltsqualität war von Anfang an ein herausragendes Merkmal des Centers, sagte Bretthauer. Das Zusammenwirken von Dr. Vielberth als geistigem Kopf des DEZ und von Max Vielberth, der für das Wohlbefinden im Haus zuständig war, sei die Basis für den Erfolg des Centers.

„Wir wollten keine kalte Konsum-Maschine, sondern einen lebendigen, gesellschaftlich akzeptierten Marktplatz.“Dr. Johann Vielberth

„Wir wollten keine kalte Konsum-Maschine, sondern einen lebendigen, gesellschaftlich akzeptierten Marktplatz“, sagt Dr. Vielberth. Bunte Aktionen, Messen und Ausstellungen machten das DEZ zum Trendsetter für den Erlebniseinkauf. Das Center wurde – und wird – in Kooperation etwa mit Museen und dem Berufsverband Bildender Künstler bespielt. Max Vielberth brachte seine exzellenten Kontakte zur Kunstszene ein. Und Kunden „näherten sich mit der Einkaufstüte in der Hand der Kunst“. Zum Jubiläum dokumentiert ein 280 Seiten starker Band das Kunstgeschehen im Center.

Jüngstes Beispiel ist das mehr als 600 Quadratmeter große Kunstwerk an der Parkspindel, das am Mittwochabend präsentiert wurde und das Teil der Freiluft-Ausstellung „under construction“ der Donumenta ist, die bis Ende Oktober Kunst der Donauländer an Regensburger Fassaden und Gerüste holt.

Auf unserer interaktiven Karte finden Sie die einzelnen Kunstwerke der Open Air Gallery! Das größte Werk – spektakuläre 612 Quadratmeter groß – stammt von Anetta Mona Chisa und Lucia Tkacova aus Tschechien und hüllt die Parkspindel am Donau-Einkaufszentrum ein:

Vielfalt, Kompetenz, Service- und Aufenthaltsqualität des Donau-Einkaufszentrums sind bundesweit renommiert. Handelsketten, die für den „Shopping Center Performance Report 2016“ befragt wurden, platzierten das DEZ im Vergleich von 400 Häusern wieder in der „Bundesliga“.

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