Energiewende
„Es liegen noch Schätze begraben“

09.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:35 Uhr
Wiedereinstieg in den Anlagenbau: Seit Frühjahr 2021 speist die Biogasanlage im sächsischen Gordemitz knapp 700 Kubikmeter Biomethan pro Stunde ins Gasnetz ein und versorgt im Schnitt bis zu 4000 Haushalte. Schmack Biogas war als Generalunternehmer unter anderem für Gastechnik, Leitungsbau, Stahlbau und Koordination der Peripheriegewerke verantwortlich. −Foto: Fotos: Schmack/Loeffler

Die Nachfrage nach Biogas steigt. So will die Firma Schmack aus Schwandorf das Potenzial heben. Die Geschichte von Schmack Biogas verlief dabei nicht immer geradlinig: Aufstieg, Insolvenz, Übernahme und dann wieder ein Verkauf.

Seit gut einem Jahr gehört die Schwandorfer Firma, die Biogas-Anlagen nicht nur baut, sondern auch wartet und betreibt, zum schweizerisch-japanischen Green-Tech-Unternehmen Hitachi Zosen Inova.

Beim Vorbesitzer – der für ihre Wärme- und Klimatechnik bekannten Viessmann Group – hatte man nicht mehr so richtig ins Portfolio gepasst. Dort wollte man sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

Die Viessmann-Gruppe war im Jahr 2010 nach einer Insolvenz bei den Schwandorfern, deren Kerntechnologie die Nassfermentation ist, eingestiegen. Die Nassfermentation ist das klassische Betriebsverfahren beim Biogas. Rund 95 Prozent der Anlagen in Deutschland laufen mit diesem Verfahren.

Bau, Betrieb und Service

Und solche Anlagen werden auch weiterhin von den Schwandorfern konstruiert werden. „Der Anlagenbau wird definitiv wieder ausgebaut“, sagt Manuel Götz, Geschäftsführer von Hitachi Zosen Inova Schmack GmbH, wie das Unternehmen seit dem jüngsten Besitzerwechsel mit vollem Namen heißt. Der Bauingenieur ist selbst bereits seit 2003 bei Schmack, stieg nach dem Studium als Projektleiter ein.

Götz hat dabei die gesamte Wertschöpfungskette im Blick. „Wir wollen auch weiterhin einen Schwerpunkt im Service setzen.“ Dieses Geschäft soll weiter eine große Rolle spielen, denn dort sind die Margen höher, als wenn man die Anlage für den Kunden nur bauen würde. Auch ist das Servicegeschäft risikoärmer als der Anlagenbau, da Investitionen in neue Anlagen auch immer konjunkturabhängig sind. Mit seinen rund 150 Mitarbeitern in Schwandorf macht Schmack Biogas einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro.

„Build, Own, Operate“ ist für Götz das Modell mit Zukunft für Hitachi Zosen Inova. Es geht also nicht mehr nur darum, neue Anlagen zu errichten (build), sondern diese auch in Eigenregie (own) und nicht mehr nur für Kunden zu betreiben (operate).

Mit der Übernahme durch Hitachi Zosen Inova ändert sich auch die geografische Ausrichtung: „Deutschland, Österreich und die Schweiz waren der Kernmarkt, vor allem im Servicebereich“, sagt Götz. Nun schaue man auf den gesamten europäischen Markt.

In Gesamteuropa gebe es vor allem in landwirtschaftlich geprägten Regionen ein großes Potenzial. „Das lohnt, es vor dem Hintergrund der Energiewende zu nutzen.“ Denn der „Charme von Biogas“ liegt für Götz darin, dass „ich flexibel hochfahren kann“. Eine Qualität, die bei der volatilen Energiegewinnung aus Wind und Sonne wichtig ist.

Maßgeschneiderte Anlagen

Und was geht hierzulande noch ? „In Deutschland stehen rund 9600 Biogasanlagen“, sagt Götz. „Damit sind nur 50Prozent des Güllepotenzials ausgeschöpft.“ Denn nicht immer ist für Landwirte der Betrieb einer Anlage wirtschaftlich, oder eine Anlage lässt sich wegen geografischer Gegebenheiten oder fehlender Anschlussmöglichkeiten nur schwer errichten. Heben lässt sich das Potenzial einerseits durch kleine – und effiziente – Anlagen. „Das wird in Zukunft immer interessanter“, sagt Götz über Kleinanlagen, mit denen die Betreiber Eigenstrom und Eigenwärme erzeugen können.

Eine weitere interessante Option, die vorhandenen Mengen zu nutzen, ist für Götz das Bündeln von Güllemengen und landwirtschaftlichen Reststoffen, um größere Anlagen für die Biomethan-Erzeugung zu erreichen. „Die andere Option ist die Leistungssteigerung der Ausbeute kleinerer Biogasanlagen, damit diese auch den Wechsel vom Blockheizkraftwerk auf eine Biogasaufbereitung in Betracht ziehen können“, sagt Götz.

Auch aus alten Anlagen lässt sich noch mehr herausholen: „Das Gros der Anlagen wurde ab 2004 gebaut“, erklärt Götz „Und die sind auf 20 Jahre Betrieb ausgelegt.“ Bei diesen Anlagen stehe nun die Modernisierung an. Schon in den vergangenen Jahren hat sich viel getan, was die Energieoptimierung angeht. Dabei geht es darum, den Eigenstrombedarf der Anlage weiter zu senken. Große Neuentwicklungen seien aber nicht zu erwarten. „Dazu ist die Branche inzwischen zu erwachsen“, sagt Götz. Die Technik sei relativ ausgereift. Nun gehe es um die Optimierung. Denn Biogas-Anlagen gibt es nicht von der Stange. „Jede Anlage ist maßgeschneidert“, sagt Götz.

Großes Potenzial sieht Götz auch „in den Abfallstoffen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie“: „Es liegen noch Schätze begraben, die es zu heben gilt.“