Verkehr
Euro Rastplätze sperren Diebe aus

Eine Million Euro Schäden pro Tag: Mit viel Technik sollen die Lkw-Parkplätze an den deutschen Autobahnen sicherer werden.

20.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:43 Uhr
Wolfgang Ziegler

Der Autohof Pfaffenhofen/Schweitenkirchen an der A 9 ist bereits mit den neuen Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet. Foto: Euro Rastpark GmbH

Aufgeschlitzte Planen, entwendete Ladungen, abgezapfte Kraftstoffe, gestohlene Lastwagen – die Rastplätze und Autohöfe entlang der bundesdeutschen Autobahnen werden mehr und mehr zum Tummelplatz organisierter Diebesbanden. Der Schaden, den sie anrichten, beläuft sich auf rund eine Million Euro – pro Tag. Allein in Bayern wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des bayerischen Innenministeriums auf Autobahnrastplätzen 901 Diebstähle von, an oder aus Fahrzeugen erfasst. Auch das Polizeipräsidium Oberpfalz musste sich erst kürzlich mit sogenannten „Planenschlitzern“ an der A 3 beschäftigen, wie uns Polizei-Sprecher Dietmar Winterberg sagte.

Die Euro Rastpark GmbH, deren Headquarter in Regensburg sitzt und die 18 Autohöfe vorwiegend im süddeutschen Raum unter ihrem Dach vereint, will dem kriminellen Treiben nun einen Riegel vorschieben – im wahrsten Sinne des Wortes. Wie Geschäftsführer Johannes Witt, der gleichzeitig als Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Autohöfe e. V. (VEDA) fungiert, der Mittelbayerischen sagte, nehme die Ladungskriminalität massiv zu. Wenn die Trucker nachts in ihren Schlafkojen lägen, würden meist aus Osteuropa angereiste Kriminelle mit Klein-Lkw vorfahren, wertvolle Fracht umladen und binnen weniger Minuten wieder verschwinden. Zum Teil werde sogar auf Bestellung gestohlen, sagt Witt, der die Schadenssumme europaweit auf rund acht Milliarden Euro pro Jahr schätzt.

Von neun auf null Diebstähle

Aus dieser Tatsache erwuchs die Nachfrage von Fernfahrern und Speditionen nach gesicherten Parkplätzen, die dann an den Raststätten der Autobahnen auch vereinzelt entstanden. Pro Nacht werden dort zwischen 30 und 40 Euro verlangt, wenn Sattelzüge diebstahlssicher parken – für die meisten Transportunternehmen, die normales Frachtgut speditieren, unrentable bis unerschwingliche Summen. „Diese Preise können sich nur die oberen fünf Prozent des Transportwesens leisten“, sagt Witt. Er meint damit Firmen, die Medikamente oder etwa Zigaretten befördern. Bei allen anderen sei dies angesichts der Margen einfach nicht drin.

Sie sind die Zielgruppe der Euro Rastpark GmbH und der VEDA, die die Sicherheit auf Lkw-Parkplätzen an den Autobahnen bezahlbar machen wollen und bereits von einem „außerordentlich großen Erfolg“ sprechen. „Auf dem Euro Rastpark Theeßen an der A 2 zwischen Brandenburg und Magdeburg wurden früher pro Woche durchschnittlich neun Diebstähle registriert. Seit wir unser ,Premium Parken‘ installiert haben, ist die Zahl auf null gesunken“, ist Witt stolz. Vertrieben worden seien die Diebe von der beschrankten Zufahrt, der umfassenden Ausleuchtung der Stellplätze, der uneingeschränkten Videoüberwachung und der lückenlosen Dokumentation aller Zu- und Abfahrtszeiten, sagt er.

Für diesen Service verlangen die Autohöfe14 Euro pro Nacht, wobei dem Fahrer 10 Euro für Speisen, Getränke oder Einkäufe am Autohof rückvergütet werden. Damit schmilzt der reine Parktarif auf vier Euro. Und davon bekommen deutsche Speditionen vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) 80 Prozent rückerstattet, sofern die Parkplätze zertifiziert sind, was bei den Autohöfen der Fall ist. „Damit kostet den deutschen Spediteuren sicheres Parken im Grunde gar nichts mehr“, sagt Witt, der inzwischen zwölf seiner 18 Anlagen mit den Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet und die restlichen – auch jene in Regensburg-Ost – bereits auf seiner Agenda hat.

Parkplätze werden buchbar

Gleichzeitig hat die Euro Rastpark GmbH ein zweites Problem gelöst, an dem man lange gebastelt hat: im Voraus buchbare Parkplätze für Lastzüge. Die Umsetzung scheiterte bislang an der Frage, wie man reservierte Parkplätze freihalten kann. Das erreicht man nun durch eine zweite Schranke hinter der ohnehin beschrankten Zufahrt – wodurch sozusagen ein Parkplatz im Parkplatz geschaffen wird. „Dadurch können wir vorgebuchte Stellplätze bis 20.30 Uhr garantieren“, so Witt. Erst zu dieser Zeit, die weit nach der Rushhour liege, werde dann die zweite Schranke für alle geöffnet.

Für den reservierten Parkplatz verlangen die Autohöfe 10 Euro, so dass Sicherheitsparken auf einer vorgebuchten Stellfläche insgesamt 24 Euro kostet. Nach Witts Worten würden auch zu diesen 10 Euro 80 Prozent vom BAG beigesteuert. Er geht von einer regen Nachfrage aus und denkt bereits an eine Expansion, was er so begründet: „Durchschnittlich müssen bundesweit jeden Tag rund 100 000 Lastwagen übernachten. 40 000 bleiben an Raststätten auf der Autobahn stehen, 30 000 an den Autohöfen daneben. Der Rest sei der unversorgte Fehlbestand. Um den aufzufangen, hofft Witt auf vereinfachte Genehmigungsverfahren. Zumal der Lkw-Verkehr einer Prognose zufolge bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zunehmen werde.

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