Regionale Wirtschaft
Neu im Vorstand von Krones: Finanzvorständin Uta Anders

31.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:13 Uhr
Neuer „Gatekeeper für Performance und Liquidität“ beim Neutraublinger Maschinen- und Anlagenbauer Krones: Uta Anders −Foto: Daniel Feistl

Zum 1. Januar wird Uta Anders Finanzvorständin (CFO) bei der Krones AG. Im Interview spricht sie über ihre Karriere im Maschinenbau, eigene Ansprüche, neue Herausforderungen in Neutraubling und erklärt, warum sie nicht immer perfekt sein will.

Frau Anders, Sie sind ab 1. Januar die erste Frau im Krones-Vorstand. Eine junge Mitarbeiterin von Ihnen, mit der ich gesprochen hatte, nachdem Sie IHK-Landessiegerin geworden ist, schätzt es sehr, dass sie in der Ausbildung auch Frauen als Vorgesetzte hatte in so einer Männerdomäne wie Krones. Sie sagte zu mir: „Das gibt Hoffnung, dass man das auch erreichen kann.Aber in erster Linie geht es um die fachliche Qualifikation.

Uta Anders:Das sehe ich auch so. Ich glaube, wir wollen alle nicht Quote sein. Es geht darum, der Beste oder die Beste zu sein. Und ob das jetzt Frau oder Mann ist, ist für uns alle egal. Natürlich fördern wir auch Frauen, aber vom Grundsatz her geht es immer um die Qualifikation als Allererstes.

Was haben Sie sich bei der Förderung für Ziele gesetzt?

Anders:Wir fördern Diversität. Dazu gehört auch, Frauen sichtbarer zu machen und Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern. Es geht vom Grundsatz her darum, mehr Flexibilität reinzubringen und Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, beides zu vereinbaren: Beruf und Familie. Und das unabhängig vom Geschlecht. Für Frauen ist das dann vielleicht noch wertvoller als für den Durchschnitt der Männer. Unsere Mitarbeitenden sollen auch in Teilzeit Führungsfunktionen übernehmen. Und es geht um das Sichtbarmachen von Talenten – auch von weiblichen Talenten.

Hat da Krones aus Ihrer Sicht noch Nachholbedarf?

Anders:Wir sind genauso gut aufgestellt, wie alle Maschinenbauer in Deutschland. Wir haben viele Mitarbeitende, die Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Das ist die Branche. Da sind einfach Frauen in der Minderheit. Sicherlich haben auch wir Nachholbedarf. Wir haben uns vorgenommen, dass wir den Anteil deutlich erhöhen wollen, weil wir die Vorteile von Diversität sehen.

Sie haben Betriebswirtschaft studiert. Ihr Werdegang war dann vom Maschinenbau geprägt.

Anders:Ja, seit 1997 bin ich im Maschinen- und Anlagenbau. Am Anfang bewirbt man sich bei einem Unternehmen. Dann stellt man fest, dass es eine spannende Branche ist. Aber kaufmännisch unterscheidet sich das nicht viel von anderen Branchen. Am Ende geht es um eine Gewinn- und Verlustrechnung, eine Bilanz, einen Cashflow und alle Instrumente drumherum.

Was fasziniert Sie an der Branche?

Anders:Es ist eine sehr innovative und sehr internationale Branche. Maschinen- und Anlagenbau ist ein Projektgeschäft, das hat viele Facetten. Über die Zeit bei ThyssenKrupp war ich die meiste Zeit im automobilen Anlagenbau. Auch drei Jahre bei einer Werft in Griechenland. Ich hatte vorher Griechenland nicht auf dem Schirm, aber es ergab dann eine Möglichkeit und die habe ich gerne genutzt.

Ab wann hatten Sie den Krones auf dem Schirm?

Anders: Ab 2020.

Sie waren schon CFO und sind mit dem Wechsel zu Krones erst mal als Head of Controlling, Accounting und Taxes eingestiegen. Eine Stufe darunter?

Anders:Das sieht auf dem Papier vermutlich so aus. Ich glaube, man kann die beiden Positionen aber nicht eins zu eins vergleichen. Bei ThyssenKrupp war ich CFO eines Bereiches und hier ist es die Leitung des Konzernrechnungswesens. Von daher war das für mich eine Bereicherung. Das habe ich sehr geschätzt.

Was können Sie bei Krones aus Ihrer Erfahrung einbringen?

Anders:Es geht darum, Sichtweisen verschiedener Kulturen einzubringen und auch einzufordern – für ein gemeinsames Zusammenarbeiten im Team. Ich glaube an Co-Creation: Jeder kann einen guten Beitrag leisten kann, egal wo er herkommt. Für meinen Bereich finde ich dieses Zusammenwachsen wichtig: Wir sind eine Finanz-Community, die Sicherheit aus einzelnen Stärken zieht und Schwächen kompensiert.

Was sehen Sie als die großen Herausforderungen und Aufgaben in Ihrer neuen Position?

Anders:Wenn man das unter eine Überschrift packen kann, dann ist das „Gatekeeper für Performance und Liquidität”.Wir sind bei Krones im Moment in einer guten Situation. Und wir können für 2023 verhalten optimistisch sein. Das wollen wir erhalten.Da sehe ich meine vorrangige Aufgabe. Und dann geht es natürlich darum, die Transformationen, bei denen wir schon unterwegs sind – wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und interne Prozesse – mitzugestalten. Und was mir ganz wichtig ist, ist eine gute Zusammenarbeit im Vorstandsteam und mit allen anderen Stakeholdern, den Mitarbeitenden und dem Aufsichtsrat. Das sind die großen Leitlinien. Aber am Ende steht das alles unter „Performance und Liquidität erhalten“.

Sie sind Mitglied im Top-Managerinnen-Netzwerk Generation CEO. Was ist Ihnen dabei wichtig?

Anders:Netzwerken ist immer eine Herausforderung. Das war auch eine der Herausforderungen, als ich zu Krones kam. Sie kommen in ein neues Unternehmen, wo Sie von 17000 Mitarbeitenden keinen Einzigen kennen. Und das Wichtigste ist dann wirklich, ein Netzwerk aufzubauen. Und das ist auch das, was ich bei Generation CEO schätze, dass man ein Netzwerk hat aus vielen unterschiedlichen Branchen, das man ziehen kann in CFO-Fragen, in Nachhaltigkeitsfragen oder auch in manchen persönlichen Fragen. Es sind dort viele Frauen dabei, die sehr ähnlich unterwegs sind, also von der Karriere, den Ambitionen und vom Arbeitsanspruch her. Und das schätze ich sehr.

Wie würden Sie diesen Anspruch an sich definieren?

Anders:Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich habe früher immer gesagt: Ich will einen guten Job machen. Das klingt jetzt banal, aber am Ende beschreibt es das. Die Aufgabe, die man mir gibt – oder die ich in vielen Fällen mir einfach selbst nehme – möchte ich gut machen. Will ich sie immer perfekt machen? Inzwischen nicht mehr. Früher war das eher der Fall, aber heute will ich sie gut oder sehr gut machen, so dass ich mit mir zufrieden bin und die Umgebung mit mir zufrieden ist.

Was macht perfekt nicht mehr so erstrebenswert für Sie?

Anders:Ich glaube, mit der Menge der Aufgaben, die man hat, ist es unmöglich geworden, eine Aufgabe perfekt zu machen. Und dann ist es wichtiger, sie einfach sehr gut zu machen und nicht auch noch das letzte Schleifchen drumherum zu binden. Und wenn ich da noch ergänzen darf: Mein Anspruch ist auch, Mitarbeitende zu entwickeln, ihnen Freiräumen zu geben.

Stabilität gibt bei Krones auch die Aktionärsstruktur. Sie kommen von einem Großkonzern. Wie nehmen Sie die Unterschiede wahr?

Anders:Man kann die beiden Unternehmen nicht vergleichen. Aber die Familie gibt schon definitiv einen Anker. Das sehe ich als hohen Wert.

Krones sieht sich als Technologie-getriebenes Unternehmen. Wie fühlt man sich da als Mensch für die Finanzen?

Anders:Am Ende wissen wir alle, dass wir uns Dinge nur leisten können, wenn wir sie verdienen. Und natürlich geht es uns allen so, dass wir manchmal neidvoll auf die Kollegen an der Werkbank schauen und uns dann fragen: „Und was ist jetzt mein Beitrag?“ Weil das einfach nicht so greifbar ist. Aber einen Jahresabschluss zusammenzustellen und den vor einem Wirtschaftsprüfer zu verteidigen, vor der Investoren-Community den Fragen Antworten geben zu können, das ist genauso ein Wertbeitrag und ich bin mir sicher, dass das im Unternehmen auch so gesehen wird.

Wenn man sich Vorstände von Unternehmen anschaut, dann fällt auf, dass die Position des CFO oft auch ein Sprungbrett ist. Auch Ihr Vorstandsvorsitzender war vorher Finanzvorstand.

Anders:Also, wenn Sie mich jetzt fragen wollen, ob ich für ein Sprungbrett Richtung CEO plane, sage ich Ihnen: „Nein, das plane ich nicht.“ Ich freue mich auf die Aufgabe als Finanzvorstand. Und dafür habe ich die Kompetenzen.

Ein Vorstandsmitglied arbeitet viel, aber nicht nur? Was machen Sie, um Abstand von der Arbeit zu gewinnen?

Anders:Ich bin gerne draußen. Radfahren, Schwimmen und Wandern mit der Familie. Und ich laufe gerne. Beim Landkreislauf hatte ich dieses Jahr schon das Vergnügen, in der Vorstandsstaffel mitzulaufen.

Wie haben Sie denn abgeschnitten?

Anders:Wir waren nicht die langsamste Staffel. Wir waren besser, als wir gedacht hätten.