Unternehmen
Rosige Zukunft nach der Pleite

Die Zahl der Insolvenzen sinkt zwar, aber einige Oberpfälzer Firmen erwischt es. Zwei wagen vielversprechenden Neustart.

13.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr

Der Bau von Biogasanlagen stagniert, deshalb bieten Manuel Götz und Petra Krayl von Schmack einen Rundum-Service. Fotos: Koller, E. Sonnleitner, Höllein

Schwandorf/Kallmünz. Maximilian Höllein von der Eisengießerei Carolinenhütte und Manuel Götz von Schmack Biogas haben eines gemeinsam: Sie haben die Pleite ihrer Unternehmen erlebt – und einen Neustart gewagt. Die beiden Firmen aus Kallmünz und Schwandorf blicken wieder zuversichtlich in die Zukunft.

1280 Unternehmen sind in Bayern im ersten Halbjahr 2018 pleite gegangen, beinahe vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch in der Oberpfalz entwickelt sich die Zahl gut, vor allem in den Städten sind die Insolvenzen im ersten Quartal stark zurückgegangen.

Schmack Biogas musste 2009 nach dem Börsengang und einem zu schnellen Wachstum Konkurs anmelden. Zum Glück übernahm die große, international tätige Viessmann-Gruppe die Schwandorfer Firma, doch auf dem Markt für neue Biogasanlagen bewegte sich schon ab 2012 nur wenig. Der Trend verschärfte sich mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zwei Jahre später. Damals wurde die Einspeisevergütung für Biogasanlagen um fünf Prozent gekappt. Wegen der erforderlichen Investitionen scheuten nun viele Landwirte und andere Interessenten das Risiko eines Anlagenbaus. 2017 mussten 50 Leute bei Schmack gehen.

Am Tropf der Politik

„Unsere Branche ist extrem von der gesetzlichen Lage abhängig. Die Planungssicherheit beschränkt sich auf zwei bis drei Jahre“, bedauert Geschäftsführer Manuel Götz. Zugleich sei es ein Riesenzyklus, bis er ein Projekt umsetzen könne. „Wir hängen schwer am Tropf der Politik.“ Trotzdem haben es der Diplom-Ingenieur und seine 125 Mitarbeiter geschafft, das Ruder herumzureißen. Die Schmack Biogas GmbH residiert im alten Backsteingebäude des Bayernwerks in Schwandorf. Vom Büro im fünften Stock aus überblickt man das weitläufige Industriegelände. Dort steht eine Biogasanlage, die die Büros mit Wärme versorgt. Im unscheinbaren Labor tüfteln Mikrobiologen daran, wie die Biogasanlagen am besten gefüttert werden sollten, denn die Methanbakterien sind empfindlich.

Manuel Götz ist gleich nach dem Hochschulabschluss bei Schmack eingestiegen. Die Anlagen faszinieren ihn auch heute noch, weil sie mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden und bedarfsgerecht Strom produzieren. Götz hat das Unternehmen neu ausgerichtet: Weg vom Bau der Biogasanlagen, der sich nach der EEG-Reform nicht mehr lohnt, hin zu Service, Umbau und Betriebsführung. Dieses Geschäft rentiert sich, weil es in Deutschland rund 9000 Biogasanlagen gibt. Landwirte, Investoren und Energieversorger betreiben sie. „Wir verstehen die Technik und die Biologie“, erklärt Manuel Götz. Schmack Biogas führt die Anlagen, wartet, erweitert sie und kümmert sich um Genehmigungen. Die Schwandorfer GmbH will wachsen. Im Servicebereich sehen Götz und Petra Krayl von der Öffentlichkeitsarbeit noch Potenzial.

Bei Maximilian Höllein und seiner Carolinenhütte liegt der Fall anders. Die Kallmünzer Eisengießerei florierte. Auslöser für die Schieflage war 2014 die Pleite der Schwestergesellschaft BMB Burglengenfelder Maschinenfabrik. Die BMB war mit Bankdarlehen finanziert worden, für die die Carolinenhütte teilweise mithaftete. Maximilian Höllein bewies Ende 2015 Mut, als er beim Amtsgericht Regensburg die „Eröffnung eines Insolvenzverfahrens unter Anordnung der Eigenverwaltung“ beantragte. Bei der Eigenverwaltung handelt es sich um ein neues Verfahren im Insolvenzrecht. Das Prinzip ist eine durch die Geschäftsführung gesteuerte Sanierung unter dem Schutz und mit den Instrumenten der Insolvenzordnung. Ziel ist die nachhaltige Sanierung in Abstimmung mit den Gläubigern.

Neue Jobs sind dazugekommen

Maximilian Höllein, der das Unternehmen zusammen mit seiner Schwester Caroline leitet, musste Personal abbauen, die sogenannte Guss-Putzerei ausgliedern und die Fixkosten verringern. 73 von ehemals 110 Arbeitsplätzen wurden erhalten. Alle Kunden blieben der Gießerei treu, es fanden sich sogar neue. „Wir konnten die Altlasten der Vergangenheit abschneiden“, sagt Höllein heute. „Für uns als Familie war es eminent wichtig, das Unternehmen weiterzuführen, auch wegen der Mitarbeiter.“ Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 78 Festangestellte und fünf Leiharbeiter. Der Betriebsleiter etwa sei seit 44 Jahren dabei. Viele junge Leute lernen in der Carolinenhütte einen Beruf. Sie werden Gießereimechaniker, Modellschreiner oder Verwaltungsangestellter.

Die Firma stellt Eisengussteile für den Sondermaschinenbau her, und hat sich auf Prototypen und kleine Stückzahlen spezialisiert. Bekannteste Abnehmer sind die Krones AG, die Leistritz Pumpen GmbH und Voith Turbo. Höllein hat auch investiert: 50 000 Euro in einen Server, 40 000 in eine Absauganlage. Das Licht wurde auf LED umgestellt. Den Bauantrag für ein Gebäude, in dem die Gussmodelle unterkommen sollen, hat Höllein schon gestellt. Einen Kran für die Gießerei bräuchte er auch noch. Der 32-Jährige ist optimistisch. Grundsätzlich handele es sich bei der Eisengießerei um ein schwieriges Geschäft. „Aber man wird immer Gussteile brauchen, gerade in der Nische, wo wir uns bewegen.“