Mobilität
Stadler steuert neue Größe an

Der Fahrradhändler will den Standort in Regensburg ausbauen. Er kündigt zudem ein neuartiges Servicekonzept an.

13.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr

Helmut Stadler auf einem E-Bike in seinem Zweiradhaus in Regensburg – die Stromräder sind inzwischen auf einer großen eigenen Fläche konzentriert. Dafür braucht Stadler Platz. Foto: Bernhard Fleischmann

Es sind hervorragende Zeiten für die Fahrradbranche. Davon profitiert auch das Zweirad-Center Stadler. Das Regensburger Unternehmen bezeichnet sich als größter Fahrrad-Fachmarkt Deutschlands. Firmenchef Helmut Stadler arbeitet daran, dass das so bleibt. Dazu hat er eine Reihe von Ideen und den konkreten Plan, die Zentrale in Regensburg massiv auszubauen.

Heute bietet der Betrieb in der Kirchmeierstraße eine Verkaufsfläche von 5650 Quadratmetern. Geht es nach den Vorhaben des Firmenchefs, soll diese erhalten bleiben und zugleich die Gesamtfläche auf 10 000 Quadratmeter wachsen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Inhaber Helmut Stadler gegenüber der MZ. Zudem will er die Verwaltung zusammenführen. Ein Teil der Mitarbeiter arbeitet in angemieteten Büros gegenüber im Gebäude von McDonalds. Das stetig wachsende Unternehmen – inzwischen sind es 18 Betriebe bundesweit – will organisiert sein. EDV, Einkauf, Werbung, Buchhaltung etc. sollen zentralisiert werden.

Ein Gebäude mit 25 Metern Höhe

Den bisherigen Verkaufsbereich will Stadler belassen. An der Stelle daneben, wo heute das Parkhaus steht, soll sich umso mehr ändern. Das Parkhaus würde abgerissen und in ein neues Gebäude integriert, das teilweise 25 Meter, teilweise elf Meter hoch werden soll. Zum Vergleich: Das bisherige Gebäude ist maximal 13 Meter, über weite Strecken nur 5,50 Meter hoch.

Für den Zubau braucht Stadler ein zusätzliches Grundstück. Es gehört der Stadt. Darauf befindet sich ein Teil eines Sportplatzes des ESV Regensburg. Der schräg zu den Bahngleisen und der Kirchmeierstraße stehende Fußballplatz müsste verschoben und etwas gedreht werden – parallel zu Gleisen und Straße. Der Bebauungsplan ist aufgestellt und im September 2017 im Stadtplanungsausschuss vorgestellt worden.

Seither arbeiten die Ämter daran. Ob aus den Plänen etwas wird, dazu gibt sich Stadler unsicher. Doch der Wirtschaftsreferent der Stadt spricht sich ganz klar dafür aus: „Das Vorhaben ist wichtig für Stadlers Zukunftsfähigkeit. Wir wollen das aktiv unterstützen“, sagt Dieter Daminger auf Anfrage. Er sieht keine kritischen Punkte in dem Vorhaben, die eine Umsetzung gefährden könnten. Alles gehe seinen Gang, das Verfahren sei vorgegeben. Wie viel das Grundstück kosten soll und wer gegebenenfalls welche Kosten für den neuen Sportplatz trägt, all das gehöre zum Verhandlungspaket.

Für Stadler steht jedenfalls fest: Im Jahr 2020 muss das Gesamtprojekt abzuschließen sein. Sprich, dann muss er den Neubau eröffnen können – im Übrigen ohne auch nur einen Tag extra zu schließen. Falls das absehbar nicht machbar sei, „dann müssen wir rasch für einen anderen Standort planen“, sagt Stadler. An einem der beiden Stadler-Standorte in Berlin wäre Platz. Stadler sagt aber auch: „Wir wollen in Regensburg bleiben, weil wir Regensburger sind.“ Er verspüre mit seinen 76 Jahren wenig Lust, Berliner zu werden.

Derzeit arbeiteten in Regensburg knapp 200 Mitarbeiter bei dem Unternehmen. Nach dem geplanten Ausbau sollen 30 bis 40 Menschen hinzukommen. Bei der Vergrößerung gehe es Stadler weniger um schiere Verkaufsfläche für noch mehr Räder. Vielmehr wolle er die Qualität steigern. Dazu gehöre eine Reihe von Maßnahmen, die er nicht alle konkret verraten will.

Ein paar Dinge nennt er aber doch: Heute habe Stadler mindestens 1500 verschiedene Räder im Geschäft stehen. Es werden noch mehr werden. Vor allem schwebt ihm ein neuartiges Konzept vor, das dem Kunden „mehr Service und Sicherheit“ bieten soll. Etwas, das es noch nirgendwo gebe, will er hier umsetzen. Und dabei „ein Zeichen setzen“. Was es genau sein soll – da hält er sich bedeckt. Ein Testparcours, elektronische Vermessung der Kunden? Stadler schweigt.

Fest steht: Ein Fahrradhändler, der wie Stadler das komplette Sortiment abdecken will, muss immer mehr Auswahl bieten. Denn der Fahrradmarkt fächert sich laufend weiter auf. Nicht nur die Zahl der verkauften Räder steigt, sondern auch deren Vielfalt.

Mittlerweile hat Stadler einen erheblichen Teil der Fläche zu einer Elektrorad-Zone gestaltet. „Alles, was es an Rädern gibt, gibt es jetzt zusätzlich mit Motor“, beschreibt Stadler den Trend.Das Rad sei komplexer geworden, „ein Hightech-Gerät“. Ohne Fachwissen und Spezialwerkzeug scheitere der Radbesitzer an vielen Reparaturen. Das bedeutet: Stadler braucht eine große Werkstatt und viel mehr Lagerbestand für die Teilevielfalt und das Zubehör.

Rückkehr in die Innenstadt

Auch das Online-Geschäft benötigt (Lager)Platz, spare im Gegenzug aber Verkaufsfläche. In Regensburg sei dieser Effekt jedoch noch nicht spürbar, sagt Stadler. „Wir verkaufen im Netz, wir kämpfen mit. Aber vor allem will ich Service bieten“, sagt Stadler und betont so den Wert des stationären Geschäfts.

Auch deswegen will er in der Regensburger Innenstadt wiedereröffnen – keinen Verkauf, sondern einen reinen Servicepunkt. Der Laden, in dem das Unternehmen 1936 startete, ist seit Oktober 2016 geschlossen.

Was klassische Motorisierung betrifft, gibt sich Stadler zurückhaltend. Er betreibt eine Honda-Vertretung für Motorräder. Die Verkaufsfläche dafür ist überschaubar. Stadler stellt klar: „Das Fahrrad ist für mich das Wichtigste. Bei motorisierten Zweirädern bewege ich mich mehr in der Kleinmotorisierung mit den Hauptmarken Piaggio/Vespa und Peugeot.“ Auch in diesem Segment gewinnt der Elektroantrieb rasant hinzu, die Verbrenner sieht Stadler im Niedergang.

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