Hochschule
Bauindustrie eröffnet Innovationszentrum „Buildung Lab“ in Regensburg

21.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:05 Uhr
Schon bei der Ankunft vor dem Buildung Lab wurde Markus Blume nicht nur von Ostbayerns Verbandschef Ewald Weber (2.v.r.) begrüßt, sondern auch von Studenten daran erinnert, wie sehr die Digitalisierung längst auch am Bau Einzug gehalten hat. −Foto: Fotos: Tino Lex

Das Building Lab am Regensburger Hochschulcampus ist eröffnet. Hier soll Bauen neu gedacht werden - etwa mittels Künstlicher Intelligenz. Staatsminister Markus Blume lobte: „Von Regensburg kann ganz Bayern viel lernen.“



Der strukturellen Stagnation begegnen, neue Wege des studentischen Wohnens erproben und grundsätzlich Wissenschaft und Wirtschaft zusammenführen – und dies ganz konkret unter dem Motto „Bauen – neu gedacht“. Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, nutzte die Eröffnung des Building Lab in Regensburg nicht von ungefähr dazu, die gesellschaftliche Dimension dieses vom Bayerischen Bauindustrieverband und der OTH auf dem Regensburger Hochschulcampus realisierten Projekts hervorzuheben.

Jedenfalls reichen die traditionellen Kräfte, ob in einer Branche oder ganz generell, längst nicht mehr. Deshalb sei all dies angezeigt, was auf dem Areal der Regensburger TechBase Einzug gehalten habe. „Von Regensburg,“ so Markus Blume an die Adresse von Bürgermeisterin Astrid Freudenstein, die die in Sachen Kaufhof verhinderte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer vertrat, „kann ganz Bayern viel lernen.“

Forschen und anwenden unter einem Dach

In Regensburg, so Markus Blume gegenüber unserer Zeitung, werde Bauen in der Tat neu gedacht, gelte inzwischen doch auch beim Bauen, die Chancen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz zu nutzen. Gerade für die Baubranche werde immer entscheidender, „dass nicht nur jeder einen Nagel einschlagen können, sondern auch das digitale Bauen beherrschen muss.“

Beeindruckt zeigte sich der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst von der Bedeutung des neuen Building Lab als bayerisches Innovationszentrum für das Bauen von Morgen. Gleichzeitig aber sei hier auch studentischer Wohnraum geschaffen worden: „Forschen, anwenden und wohnen unter einem Dach – besser geht’s nicht!“

Baupräsident Geiger: „Die Ostbayern waren die Besten und Schnellsten“

Aber auch innerhalb des bayerischen Bauindustrieverbands, darauf verwies der aus dem Allgäu stammende Präsident Josef Geiger, nehme Ostbayern eine ganz besondere Stellung ein, was nicht zuletzt bei der Verwirklichung des Building Lab deutlich geworden sei. „Die Ostbayern waren schlicht die Besten und Schnellsten,“ als es darum gegangen sei, dieses Zentrum für die Digitalisierung des Bauens zu errichten. Vor dem Hintergrund, dass man mit dem Building Lab „das Getriebe am Bau neu und besser in Bewegung bringen möchte“, hat sich der Verband zum Ziel gesetzt, eine Begegnungsstätte für regionale Netzwerke, aber auch für übergreifende und grundlegende Dialoge anzubieten. Nach Auffassung von Präsident Josef Geiger werde nicht nur der Bauindustrieverband selbst mit seiner Geschäftsstelle Ostbayern sichtbarer und erreichbarer. Unter Leitung des Geschäftsführers Martin Schneider werde sich der Verband im Building Lab als aktiver Anbieter von Informationen positionieren und für seine Partner auch direkt ansprechbar sein.

Zu den Partnern der Bauindustrie zählt insbesondere die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, deren Präsident Ralph Schneider vor allem die Fakultät Bauingenieurwesen als Nachwuchsschmiede für die meist mittelständischen und familiengeführten Unternehmen der Region bezeichnete.

900 künftige Bauingenieure

Waren im Jahre 2008 lediglich 300 Studierende für das Bauingenieurwesen der OTH registriert, so sind es derzeit nicht weniger als 900 Studierende, die mit einer praxisnahen und gleichzeitig wissenschaftlich fundierten Ausbildung auf die anspruchsvollen Aufgaben ihres Berufs vorbereitet werden. Mit Hinweis auf die aktuelle Überarbeitung des Hochschulentwicklungsplans verwies Prof. Schneider darauf, dass die OTH all ihre Fähigkeiten dazu einsetzen werde, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen: „Wir streben Klimaneutralität und Chancengleicheit in Lehre und Forschung ebenso wie auf dem Campus der OTH bis 2027 an.“

Neben Wolfgang Baier, seinem Vorgänger als OTH-Präsident, der das „Digitaliserte Bauen“ schon früh angestoßen hatte, hob Präsident Schneider den Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen Andreas Ottl hervor, sowie seine Kollegen Mathias Obergrießer, Thomas Linner und Marcus Schreyer, die themenübergreifend agieren. Dies kam nicht zuletzt in einer von Jeannine Tieling moderierten Diskussionsrunde mit Ewald Weber, dem Ostbayern-Chef des Bauindustrieverbands, zum Ausdruck.

Das Building Lab als Schwerpunkt für digitalisiertes Bauen

Das „Building Lab“, so haben es der Vorstandsvorsitzende des Bayerischen Bauindustrieverbands für Ostbayern, Ewald Weber, und seine Kollegen von Anfang an als Ziel vorgegeben, müsse das gesamte Knowhow der Branche zusammenführen, „wenn wir das Bauen künftig noch effizienter und nachhaltiger gestalten wollen.“ Konkret kam dies bereits 2019 im Rahmen des Architekturwettbewerbs zum Ausdruck, den ein interdisziplinäres Team aus Masterstudierenden der drei Hochschulen OTH Regensburg, Universität Regensburg und der TU München gewinnen konnte. Fiel dabei als Gestaltungselement vor allem das Atrium auf, das sich über alle Geschosse erstreckt und auch das Prinzip des passiven solaren Bauens zur Anwendung bringt, so verweist Prof. Werner Lang (München), der mit seinen Regensburger Kollegen Mathias Obergrießer (OTH) und Wolfgang Schäfers (IREBS) die Studentencrew betreute, darauf, dass bereits im Rahmen des Entwurfs digitale Planungswerkzeuge eingesetzt wurden. Vor allem aber vereint das Hybridgebäude Lernen und Wohnen für Studierende im Fach Bauingenieurwesen der OTH Regensburg.

Schließlich „möchten wir ein Zeichen für die Zukunftsfähigkeit und Integrationsfähigkeit der Bauindustrie setzen,“ betont Vorstandsmitglied Michael Thon, indem man die OTH darin unterstützt, im Building Lab einen Schwerpunkt für digitalisiertes Bauen zu entwickeln, wie es bundesweit als einzigartig gilt. Gleichzeitig werden hier neben Lehr- und Forschungsräumen auch Appartments für Studierende angeboten. Umgesetzt wurde dieses Konzept unter der Oberleitung von Lang Hugger Rampp Architekten durch den Schwandorfer Generalunternehmer Gebr. Donhauser. Wie Thomas Rampp und Thomas Donhauser und Bauleiter Manuel Beer erläuterten, wurde die 7 Millionen Euro-Investiton nach 18 Monaten termingerecht und im Kostenrahmen ausgeführt. Auf über 2900 Quadratmeter Fläche wurden Luftwärmepumpen zur Wärmegewinnung installiert. Architekt Rampp bedauerte, dass selbst auf diesem Zukunftscampus immer noch Parkraum vorgeschrieben sei.