E-Mobilität aus der Oberpfalz
BMW im Elektrozeitalter: 30 Batterien pro Stunde aus Regensburg

21.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:27 Uhr
Blick in die Fertigung der Batterien – hier ist noch viel Handarbeit notwendig. −Foto: Fotos: altrofoto.de

BMW geht mit großen Schritten ins Elektro-Zeitalter. In Regensburg hat der Autohersteller ein Zweigwerk für die Batteriefertigung aufgebaut. Hier produzieren 600 Mitarbeiter aktuell stündlich 30 Hochvoltspeicher für das E-Modell iX1, das im benachbarten Hauptwerk vom Band läuft.



An kaum einer anderen Stelle wird der Wandel hin zum Elektroauto so deutlich sichtbar wie in der Regensburger Leibnizstraße. Die Dependance des BMW-Werks liegt direkt an der Autobahn A3 – unmittelbarer Nachbar ist Osram. Noch vor kurzem wurden hier Karosserieteile gebaut, Türen oder Klappen. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Stattdessen baut BMW hier nun Batterien, mittlerweile rund 30 Stück pro Stunde, bis zu 700 Kilogramm schwer. Am Freitag führte der Autohersteller Journalisten durch das Batteriewerk, um Einblicke in den Wandel des Standorts Regensburg hin zur E-Mobilität zu geben.

Das könnte Sie auch interessieren:Testfahrt mit dem neuen iX1: Das ist die Zukunft von BMW in Regensburg

2021 ist die erste von inzwischen fünf Lackieranlagen von Batteriezellen in Betrieb gegangen. Im Herbst 2022 startete die komplette Montagelinie für Hochvoltbatterien. Mittlerweile nähert sich das Werk der Vollauslastung. Dafür sind bis dato 270 Millionen Euro an Investitionen geflossen. Rund 600 Mitarbeiter gehören zu diesem Werk mit einer Fertigungsfläche von 45000 Quadratmetern, die Mehrzahl von ihnen gehörten schon zuvor zur BMW-Belegschaft und haben sich weiter- bzw. umqualifiziert. Mittlerweile sind, so vermeldetet die Montageleiterin Britta Erdmann, rund 30000 Batterien hier entstanden.

Kurze Wege zum Auto

Sie werden mit emissionsfreien Lkw exakt 3,7 Kilometer weit ins Regensburger Hauptwerk transportiert und dort in die hier exklusiv gebauten BMW iX1 montiert. Kurze Wege empfehlen sich wegen des hohen Gewichts und der Größe der Energiespender. Der BMW X1 wird als Verbrenner (Benziner und Diesel), als Plug-in-Hybrid und als reines Elektromodell angeboten. Das Fahrzeug ist als kompaktes SUV (BMW weicht von dieser Bezeichnung ab und spricht von SAV – Sports Activity Vehicle) klassifiziert.

Das könnte Sie auch interessieren:Der neue iX1: BMW Regensburg baut E-Autos in Großserie

Der Anteil der E-Antriebe steigt laut BMW stark. Im ersten Quartal diesen Jahres sei jedes fünfte in Regensburg gebaute Auto ein vollelektrischer iX1 gewesen. Neben den X1 läuft hier zudem der 1er vom Band. Ende des Jahres kommt der X2 hinzu, ebenfalls als Verbrenner und als E-Modell. Der X2 ist ein sehr naher Verwandter des X1 und etwas sportlicher gestaltet. Der Anteil von 20 Prozent reiner E-Antriebe werde sich im Laufe des Jahres erhöhen, so Erdmann.

In der kompletten BMW-Gruppe (mit Mini und Rolls-Royce) werden heuer 15 Prozent der produzierten Fahrzeuge rein elektrisch angetrieben sein, 2024 dann 20 Prozent, 2025 rund 25 Prozent, 2026 ein Drittel und bereits vor dem Jahr 2030 die Hälfte. In Europa werde man die 50 Prozent früher erreichen, sagte Sven Jochmann, Leiter der Batterieproduktion der Werke Dingolfing und Regensburg.

Die Batteriefertigung in Regensburg beinhaltet nicht die komplette Produktion. Die Zellen stellen asiatische Zulieferer her. Aber BMW entwickle sowohl die Chemie als auch das Design, betonte Jochmann. Die Entwicklung sei in München angesiedelt. „Wir wollen die ganze Kette verstehen“, erklärte dazu Jochmann. Dazu habe BMW viel investiert – in Köpfe und in Anlagen. Um die Fertigung zu optimieren, wird eigens ein Pilotwerk mit einer Prototypenlinie in Parsdorf bei München errichtet.

In Regensburg werden die Zellen lackiert, zu Zellmodulen verpackt (geklebt und geschweißt) und diese Module wiederum gemeinsam mit Steuerungen und weiterer Elektronik in ein Aluminiumgehäuse montiert.

Zulieferung aus Irlbach

Mehr als 60 Roboter übernehmen das Handling der schweren Bauteile, legen zum Beispiel die Zellmodule in das Gehäuse ein, und drehen eine Vielzahl von Schrauben ein. Hier sei Perfektion absolute Pflicht, erklärte Produktionsleiter Dennis Karl, denn: „Eine Batterie muss absolut dicht sein.“ Dennoch sei in dem Batteriewerk noch sehr viel Handarbeit notwendig.

Trotz Vollauslastung werde das Werk an der Leibnizstraße die Fertigung im Hauptwerk Harting auf Sicht nicht komplett versorgen können. Deshalb will BMW in Irlbach-Straßkirchen bei Straubing ein zusätzliches Batteriewerk bauen, das die bayerischen Standorte Regensburg, Dingolfing und München versorgt. Gegenwärtig entstehen in Regensburg aber auch in geringer Stückzahl noch Batterien für die E-Limousine i4. „Wir könnten auch andere Batterien bauen“, sagte Jochmann mit Blick auf Regensburg – sofern das nötig sein sollte.

Pläne:Im kommenden Jahr soll mindestens jeder dritte BMW aus den bayerischen Fahrzeugwerken (München, Dingolfing, Regensburg) ein Elektroauto sein. So lautet die Prognose des Autoherstellers.

Werke:Neben Regensburg fertigt BMW Batterien auch in Leipzig, Dingolfing, Spartanburg (USA) und Shenyang (China). Mittlerweile sind bei BMW rund 3500 Mitarbeiter in der Produktion von Batterien und E-Antrieben tätig. Es sind weitere Batterie-Standorte geplant: Mexiko, ein zweites Werk bei Spartanburg, Debrecen (Ungarn) und Irlbach-Straßkirchen im Kreis Straubing-Bogen. Dort sollen dereinst deutlich mehr als 1000 Menschen beschäftigt werden.