Bibliothek
Parkscheiben in der Uni-Bibliothek?

Gerade in der Klausurenzeit kann es eng in der Bib werden. Gegen Platzblockierung setzen viele Hochschulen auf Parkscheiben.

30.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr

In der Klausurenzeit ist fast jeder Tisch des PT-Lesesaals der Uni Regensburg belegt. Foto: Christian Kober

Was könnten der Gang zum Hotelpool im Urlaub und der Weg in die Universitätsbibliothek gemeinsam haben? Zumindest manchmal enttäuschte Gesichter, wenn die Plätze belegt sind. Und erst recht verärgerte Mienen, je länger sie blockiert sind. Um den Studenten zusätzlichen Stress im Hochschulalltag zu ersparen, setzen bayerische Universitäten auf Parkscheiben.

Das Prinzip ist relativ simpel: Verlässt ein Student den Arbeitsplatz, um weitere Literatur zu suchen oder Pause zu machen, hinterlässt er eine Pausenscheibe mit der aktuellen Uhrzeit. Bis zu 60 Minuten gilt das als Reservierung, danach darf ein anderer Student die Arbeitsmaterialien beiseite legen und selbst an den Platz.

In der TU München werden Plätze nach der „Parkdauer“ geräumt

Diese Praxis setzen mittlerweile viele Hochschulen in Bayern um, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab – beispielsweise die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sowie die Unis in Erlangen, Bayreuth, Passau und Würzburg. Manche bieten noch einen zusätzlichen Service: „Bei uns kann man online überprüfen, in welchen Bibliotheken noch Plätze frei sind“, sagte eine LMU-Sprecherin.

Ralf Brugbauer, Bibliotheksdirektor in Bayreuth, ist von dem Parkscheiben-System überzeugt. „Es funktioniert dann am besten, wenn es nicht als Kontrolle der Uni, sondern als psychologische Erinnerung betrachtet wird.“ Er appelliert an die soziale Kompetenz der Studenten. Wenn einer erst nach über 60 Minuten zurück an den Platz komme, müsse er eben damit leben, wenn dieser nicht mehr frei sei.

Weniger freundlich formuliert die Technische Universität München das Thema auf ihrer Homepage. Liegen in der dortigen Bibliothek nach der abgelaufenen Parkdauer noch Unterlagen auf dem Platz, könnten diese von den Mitarbeitern „in Verwahrung genommen werden“, heißt es dort.

Studenten der OTH dürfen ihren Platz nicht ohne Parkscheibe verlassen

Ohne das Parkscheiben-System wird momentan noch in den Bibliotheken der Regensburger Universität gepaukt. Wie der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. André Schüller-Zwierlein, gegenüber unserem Medienhaus betont, herrscht kein Platzmangel in den Uni-Lesesälen. „Die Universität Regensburg besitzt die zweitmeisten Leseplätze aller deutschen Hochschulen. Obwohl über drei Millionen Menschen jedes Jahr unsere Bibliotheken nutzen, sind Parkscheiben aus diesem Grund nicht notwendig.“

Anders sieht es ein paar hundert Meter weiter aus: Die OTH Regensburg greift schon seit einigen Jahren während der Prüfungszeit auf Parkscheiben zurück. „Die Bibliothek ist bei uns während der Klausurenzeit so voll, dass wir Not-Tische verwenden müssen. Daher liegen bei uns zu dieser Zeit auch Parkscheiben aus, die die Studierenden verwenden müssen, wenn sie ihren Platz verlassen wollen“, bestätigt auch Martina Lehnert, stellvertretende Bibliotheksleiterin der OTH Regensburg. Wenn Studenten der OTH also länger als eine Stunde weg waren, müssen sie einsehen, dass jemand anderes auf ihrem Platz sitzt. (dpa/sb)

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