Handel
Wöhrl schließt vier von 34 Filialen

Entwarnung für Ostbayern: Die Modehäuser mit dem Knopf im Logo bleiben bestehen. In Regensburg will die Firma modernisieren.

06.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr

Die Filialen in Ostbayern bleiben bestehen. Foto: Daniel Karmann/Archiv

Die schwer angeschlagene Rudolf Wöhrl AG wird zumindest vorerst ihre Filialen in Ostbayern behalten. Wie das Nürnberger Unternehmen am Donnerstag bekanntgab, werde es lediglich vier Standorte schließen. Ursprünglich war von sechs bis zehn Läden die Rede.

Innerhalb der nächsten sechs Monate werden die Standorte Nürnberg-Langwasser, München (Einkaufscenter PEP), Roth und Berlin Potsdamer Platz aufgegeben. Diesen Beschluss haben Vorstand und Aufsichtsrat gefasst. Zuvor gab der Gläubigerausschuss den Angaben zufolge einstimmig grünes Licht. Die Schließung betreffe rund 150 Mitarbeiter, teilte die mit der Öffentlichkeitskommunikation betraute Agentur mit. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 2000 Menschen.

Damit bleiben 30 Filialen erhalten, darunter etwa Regensburg, Neumarkt, Weiden, Amberg, Straubing, Landshut, Deggendorf, Ingolstadt und Passau.

Den von den Schließungen betroffenen Mitarbeitern werde in den kommenden Wochen gekündigt. Sie sollen sich auf freie Stellen in benachbarten Filialen bewerben können.

In Regensburg wird modernisiert

Ob auch bei den verbleibenden Filialen Einsparungen vorgesehen sind, darüber gab es am Donnerstag noch keine Auskunft. Es sollen aber bereits beschlossene Modernisierungen realisiert werden. Vorgesehen sei das unter anderem in Regensburg, Weiden, Straubing, Passau und Landshut. Begleitet werden diese Umbauten von Sonderverkaufsaktionen ab kommender Woche unter dem Slogan „Wir geben alles, nur nicht auf“.

Das Traditionsunternehmen sucht zur langfristigen Sanierung weiterhin einen Investor, der für das weitere Überleben benötigt wird. Aktuell befindet sich der Modehändler unter einem Schutzschirmverfahren. Dieses wurde Anfang September eingeleitet und dauert drei Monate. Bis Ende November muss Wöhrl einen Sanierungsplan erarbeiten und dem Gericht vorlegen. Danach wird das Unternehmen aller Wahrscheinlichkeit nach in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wechseln.

Die Chancen für Wöhrl stehen gut, einen Investor zu finden. Diese Meinung äußerte Robert Buchalik, Partner der Kanzlei Buchalik Brömmekamp, die auf die Sanierung mittelständischer Unternehmen, insbesondere in der Insolvenz in der Eigenverwaltung und im Schutzschirmverfahren spezialisiert ist. „Wöhrl dürfte auch ein attraktives Übernahmeziel sein, vor allem nach einer durchgreifenden operativen Sanierung und Entschuldung, so dass es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wöhrl danach geben wird“, sagte Buchalik unlängst gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen“.

Probleme ziehen Kreise

Die Probleme bei Wöhrl haben weitere Kreise gezogen. Eine Woche nach der Einleitung des Schutzschirmverfahrens meldete das Tochterunternehmen Sinn-Leffers Insolvenz an. Wöhrl hatte die Modekette mit 22 Filialen drei Jahren zuvor übernommen. Das Unternehmen und 1400 Mitarbeitern wird aber eigenständig geführt, heißt es vonseiten Wöhrls. Es gebe lediglich einen Dienstleistungsvertrag mit Wöhrl. Wöhrl habe sich mit der Übernahme vor drei Jahren übernommen, hieß es. Außerdem hält die Familie gut fünf Prozent an der Billigkette Adler Modemärkte, die wiederum zur insolventen Steilmann-Gruppe gehört.

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