Naturschutz
Erlebbares Bombodrom braucht noch Zeit

Der baldige Besitzer des Bombodroms, die DBU, stellt Pläne in Siegenburg vor. Die BI fühlt sich dabei nicht wertgeschätzt.

17.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Einige Gebäude im Bombodrom werden wohl erhalten bleiben –um die Geschichte des Areals zu dokumentieren. −Foto: Satzl

Bis Spaziergänger das Siegenburger Bombodrom –oder wie es nun heißt: „Naturerbe Siegenburg“ – erobern dürfen, wird wohl noch Zeit ins Land streichen. Und dass dort auch in Zukunft nicht jeder nach Lust und Laune flanieren könne, stieß bei der Informationsveranstaltung am Mittwochabend im Siegenburger Wittmannsaal nicht nur auf Gegenliebe. Mancher vermisste sogar etwas.

Der Drang, endlich reinzugehen

Eingeladen hatte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), als zukünftiger Eigentümer, der Markt Siegenburg, das Landratsamt Kelheim und der Landschaftspflegeverband VöF – und um die 150 interessierten Siegenburger, BI-Mitglieder, Naturschützer oder Politiker waren dem Ruf gefolgt und lauschten den Ausführungen von Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Stellvertretender Generalsekretär der DBU. Der verstand die Anliegen der Siegenburger: „Ein Areal, das so nahe liegt, aber Jahrzehnte nicht zugänglich ist, schürt natürlich geradezu den Drang, da jetzt endlich reinzugehen. Aber das ist eben nicht ungefährlich. Altlasten und Munitionsrückstände rechtfertigen das aktuelle Betretungsverbot – aber wir wollen das schnell ändern.“

Um den 291 Hektar großen ehemaligen Bombenabwurfplatz für Besucher zu erschließen, soll ein Wegenetz eingerichtet werden. Angedacht sei laut Wahmhoff ein Rund- und ein Mittelweg. Aktuell laufen bereits Gespräche mit Sondierungsfirmen, die die betroffenen Wege auf Munitionsrückstände und Altlasten untersuchen. Da die DBU erst am 1. Oktober zum Eigentümer wird, übernimmt das noch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Einen Zeitpunkt, wann das Areal geöffnet wird, kann ich aber noch nicht nenne“, sagte Wahmhoff. Das hänge von der Menge der gefundenen Rückstände und auch davon ab, „wie schnell man diese entfernen kann. Finden wir nichts, können wir einen Tag danach die Wege öffnen, finden wir viel, kann das dauern und wird sehr teuer. Insbesondere da die Spezialfirmen ausgebucht sind“, sagte er und dämpfte die Hoffnungen der Anwesenden.

Großflächiger Zugang unmöglich

Die Frage aus dem Publikum, ob das Areal großflächiger zugänglich gemacht werden könne, verneinte Wahmhoff: „Den vormilitärischen Zustand herzustellen, geht nicht. Dazu müssten wir den Boden mindestens zwei Meter tief durchsieben – dann hätten wir Millionen Euro quasi verbuddelt und zudem bleibt von der einzigartigen Landschaft nichts mehr übrig.“ Und genau die will die DBU erhalten. Schutzziele sind Erhalt und Erweiterung der Laubwaldvorkommen, der Umbau naturferner Nadelholzbestände sowie die Entwicklung der lichten Kiefernwälder. „Hier steht der Flachbärlapp im Vordergrund, von dem wir in Siegenburg das größte Vorkommen in Mitteleuropa haben“, sagte Wahmhoff. Um die Ziele durchzusetzen, bedürfe es auch der Jagd – in eingeschränktem Rahmen. Zudem gehe es um Erhalt und Optimierung von kleinräumigen Feuchtbiotopen, den Übergängen zwischen Offenland und Waldrand sowie den großflächigen Erhalt der Sandmagerrasen und Dünen.

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Eine Vernetzung des Naturerbes Siegenburg mit den Abensauen oder den Weihern in Elsendorf – diese Frage kam aus dem Publikum – sieht Wahmhoff zwar „als wünschenswert an, aber mit unseren begrenzten Mitteln ist das nicht zu leisten. Wir machen Naturschutz wie ein mittelständisches Unternehmen, da wird der Freistaat Bayern Hand anlegen müssen“.

Um die Naturschutzziele zu verfolgen wurde ein Leitbild festgeschrieben, es werden Zehnjahres- und Einjahrespläne entworfen, das Areal unterliegt stetigem Monitoring. „Dabei arbeiten wir mit der BImA und auch gerne mit Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden sowie Ehrenamtlichen zusammen“, sagte Wahmhoff. Dass er die Siegenburger Bürgerinitiative, die 39 Jahre für die Schließung des Bombodroms gekämpft hatte, nicht erwähnte, stieß deren Mitgliedern sauer auf. Richard Zieglmeier fasste das in Worte: „Sie sprechen von der Einbindung von Ehrenamtlichen, aber weder Sie noch Bürgermeister Bergermeier erwähnen die BI auch nur in einem Wort. Die BI gehört zur Geschichte Siegenburgs und ohne sie würden wir jetzt nicht über dieses Kleinod sprechen.“ Wahmhoff antwortete, „dass er von der Vorgeschichte zu wenig wisse, aber die bisherige Nichtberücksichtigung der BI keinesfalls Geringschätzung ausdrückt.“ Man werde miteinander sprechen.

Bürgermeister Johann Bergermeier schloss die Veranstaltung mit einem allgemeingültigen Gedanken: „Wir sind einen großen Schritt weiter, wollen aus dem Bombodrom eine idyllische Naturoase, eine kleine Attraktion erschaffen und dabei auch die Vergangenheit nicht vergessen. Das sollten wir alle gemeinsam anpacken.“

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