Musik
Pointierte Hommage an Korngold

Gelungene Vernetzung von Wort, Ton und Bild: In der Regensburg Weinschenk-Villa wurde an den großen Komponisten erinnert.

23.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:11 Uhr
Gerhard Dietel Dr.Dr.
In der Weinschenk-Villa: Sopranistin Iris Marie Kotzian und Pianist Christoph Weber −Foto: Erich Hemmel

„Mein Sehnen, mein Wähnen“: die bekannte Arie aus „Die tote Stadt“ erklingt zunächst von oben und senkt sich dann zum Publikum herab, während die Sopranistin Iris Marie Kotzian langsam die Treppe der Weinschenk-Villa herabschreitet und sich im Bühnenkostüm des Pierrot präsentiert. Mit diesem pointierten Einstieg beginnt eine Veranstaltung des Sudetendeutschen Musikinstituts, die in gelungener Vernetzung von Wort, Ton und Bild das Leben und Schaffen des Komponisten Erich Wolfgang Korngold nachzeichnet.

Als „das letzte Wunderkind“ wurde Korngold von seinem Biografen Brendan G. Carroll bezeichnet. Bereits der Elfjährige erregte Aufsehen, mit dem pantomimischen Ballett „Der Schneemann“, 1910 an der Wiener Hofoper aufgeführt. Durch Werke wie „Violanta“ oder „Die tote Stadt“ avancierte Korngold bald zum meistgespielten Opernkomponisten des deutschsprachigen Raums neben Richard Strauss, doch die Karriere endete spätestens mit dem Einmarsch der Nazis in Österreich.

Der Erfolg war Segen und Fluch

Glück im Unglück: Durch die Vermittlung Max Reinhardts hatten sich bereits Kontakte in die USA ergeben, wo Korngold zum erfolgreichen und Oscar-gekrönten Filmmusik-Komponisten aufstieg. Segen war das und Fluch zugleich: scheiterte Korngold doch nach dem Krieg mit dem Versuch, sich wieder in Wien zu etablieren und als Schöpfer „ernster“ Musik wahrgenommen zu werden.

Dies alles wird den Zusehern und -hörern im intimen Rahmen der Weinschenk-Villa höchst lebendig präsentiert: durch die nuanciert vorgetragenen Textbeiträge des Schauspielers Philipp Moschitz, durch Ausschnitte aus Hollywood-Streifen wie „Robin Hood“ oder „Elisabeth and Essex“, zu denen Korngold den Soundtrack lieferte, vor allem aber durch die Musik.

Höchst wandlungsfähig: Iris Marie Kotzian

Iris Marie Kotzian erweist sich als höchst wandlungsfähige Sängerin, die den Tonfall kindlicher Schlichtheit ebenso trifft wie den der burschikosen Chansonniere, und immer wieder die weiten Bögen jener Melodien spannt, auf die Korngold auch in Zeiten der Moderne nicht verzichten wollte. Meist diskret im Hintergrund hält sich der Pianist Christoph Weber, der die Sopranistin höchst präzis und einfühlsam begleitet, aber auch mit eigenen Beiträgen hervortritt: etwa einigen der „Kleinen fröhlichen Walzer“, in denen der junge Korngold gekonnt verschiedene Frauencharaktere porträtiert.

„Licht! Kamera! Korngold!“: so schlagzeilenartig übertiteln die Akteure ihre Darbietungen, mit Akzent auf die Hollywood-Jahre. Doch sie beenden das Programm gezielt mit einer Rückblende auf „Die tote Stadt“. Deren zweiten Ohrwurm, „Glück, das mir verblieb“, deuten sie prophetisch: Auf die Wiederentdeckung des lange Zeit gering geschätzten Korngold seit den 1980er Jahren beziehen sie die Schlusszeile „Denn es gibt ein Auferstehen“.