MZ-Serie
Das Ilse-Hasi ist unvergessen

Schauspielerin Ilse Neubauer glänzte als schicke Bankerin neben Helmut Fischer. Auch Radiohörer kennen ihre Stimme gut.

23.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Ilse Neubauer ist jetzt 75. Auf ihre Rolle in der Serie „Die Hausmeisterin“ wird sie noch immer angesprochen. Foto: dpa

Wenn sie in ihrem Viertel, der Münchner Ludwigsvorstadt, unterwegs ist, rufen die Passanten manchmal: „Da kommt das Ilse-Hasi.“ Ilse Neubauer, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag gefeiert hat, hat in vielen bayerischen Kultserien mitgespielt. Aber ihre Rolle in der Hausmeisterin hat sich ins Gedächtnis der Zuschauer eingebrannt. Von 1987 bis 1992 gab sie die schicke Bankerin Ilse-Hasi Kugler an der Seite des legendären Helmut Fischer. Der ertappt sie als Josef-Bärli Haslbeck beim Fremdgehen und es kommt zu einem unvergessenen Wortwechsel. „Du hast die Martha doch auch betrogen nach Strich und Faden“, wirft das Ilse-Hasi ein. „Mit wem?“, fragt er. Woraufhin es ihr ganz verzweifelt entfährt: „Ja mit mir.“

Ungezählt sind auch Ilse Neubauers Einsätze als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk. Wenn sie ein Kalenderblatt oder eine Betthupferl-Geschichte spricht, hört man bis heute gerne zu. Dabei ging sie im Sprecherseminar, das sie 1967 zum Rundfunk brachte, anfangs durch eine harte Schule. Die erfahrenen Schauspieler Fritz Strassner, Gustl Bayrhammer und Wolfgang Büttner mussten der damals 21-Jährigen die Schüchternheit austreiben. Denn Hemmungen hatte sie damals viele. Trotzdem schlug sie sich ganz offensichtlich gut. So gut, dass es mit ersten Rollen beim Residenztheater klappte.

Radfahren und raus in die Natur

Geboren in München verbrachte Ilse Neubauer einen Teil ihrer Kindheit auf einem Berghof bei Garmisch-Partenkirchen. Ihre Mutter führte dort eine Art Pension. Die Eltern ließen sich scheiden, was damals noch ein Makel war. Ilse Neubauer selbst hat nie geheiratet, auch nicht ihren langjährigen Partner, mit dem sie einen Sohn bekam. Ihr Haus in der Landwehrstraße hat im Hinterhof einen Garten, den sie liebt. Sie ist gerne in der Natur. Da kann sie durchatmen. In einem Interview erzählte sie einmal, dass sie Radlausflüge genießt. Dabei mache sie gerne Abstecher, nehme mal diese Allee, mal jene, und entdecke dabei Seen, kleine Schlösschen – und zugegeben, manchmal auch nur ein Brennnesselfeld. Weil ihr Rad schon alt ist, führen diese Ausflüge vor allem Richtung Norden, weil es da flacher ist. Die Berge schaut sie sich lieber an. Von ihrer Wohnung ganz oben in ihrem Haus geht das gut. Bis ins Gebirge reicht der Blick von dort. Und im Haus betreibt Ilse Neubauer eine kleine Galerie.

Für typisch bayerische Serien wurde Ilse Neubauer gerne besetzt. Sie spielte im Komödienstadl, beim Pumuckl, in Irgendwie und sowieso, im Café Meineid, in den Münchner G’schichten und dem Bullen von Tölz mit. Aber die Hausmeisterin war schon die einschneidendste Produktion. Ilse Neubauers größter Erfolg. Dabei mochten die Zuschauer das Ilse-Hasi anfangs gar nicht. Schließlich hatte dieses liederliche Weib der Martha (gespielt von Veronika Fitz) ihren Mann weggenommen und versuchte, den Josef nach ihren Wünschen quasi umzumodeln.

Unnachahmliche Dialoge

Erst nach mehreren Folgen merkten die Zuschauer, dass der Josef-Bärli seine zweite Frau genauso belog und betrog wie zuvor die Martha. Um für ein Wochenende freie Bahn zu haben, täuscht er einmal vor, dass er zu einem Klassentreffen nach Burghausen müsse. Die Ilse sitzt mit ihrem Josef im Englischen Garten am See und der Bärli schaut sein Hasi auf einmal ganz lieb an und sagt: „Ja freilich. Weißt denn Du das ned. Da bin i no jeds Jahr hing’fahren.“ Dabei hat die Ilse ihre Eltern eingeladen. „Aber wenn Dir Dein Klassentreffen wichtiger ist als ich“, reagiert sie eingeschnappt. Den Josef-Bärli bringt das nicht aus der Ruhe. Er antwortet mit leichter Empörung: „Meinst, ich fahr gern da hin.“ Und er versichert, dass das eine reine Männersache sei. Dann schneidet die Kamera um. Das Paar auf der Bank ist von hinten zu sehen. Der Josef-Bärli legt den Arm um sein Ilse-Hasi, Kinder werfen Brotstücke ins Wasser und die Szene endet schließlich unnachahmlich, wenn er sagt: „Geh komm. Schau die Anten.“

Ihren Beruf hat Ilse Neubauer immer geliebt, selbst als die Rollen wieder weniger und kleiner wurden. „Ohne meinen Beruf wäre ich schon in der Klapse“, gestand sie einmal ganz freimütig. Auch, dass sie gerne böse Rollen übernimmt, ist kein Geheimnis. So spielte sie auch schon einige Mörderinnen, beispielsweise in Derrick. Wenn sie es erzählt, scheint das eine fast schon vergnügliche Sache zu sein. Denn je dämonischer und gemeiner man die Rolle anlegt, desto mehr Lob gibt es vom Regisseur. In der rabenschwarzen Komödie „Falsche Siebziger“ ist Ilse Neubauer wieder in einer Hauptrolle zu sehen. Ausgestrahlt werden soll das ganze im Herbst.

Kämpferin für gleiche Rechte

Beim Bayerischen Rundfunk hat sie viele Veränderungen miterlebt. Heute ist es zum Beispiel ganz selbstverständlich, dass Frauen Wirtschafts- und Politikmeldungen lesen. Ilse Neubauer musste mit ihren damaligen Kolleginnen Anfang der 1970er Jahre hingegen erst unter Beweis stellen, dass Frauen dazu fähig sind. Heute ist es auch eine ganz witzige Anekdote, dass Ilse Neubauers männliche Kollegen vor Jahrzehnten entrüstet waren, dass sie als Frau bei einer Sendung über Lokomotiven als erste Sprecherin fungieren sollte.

Einen Wunsch hat die bekennende Feministin noch, wie sie in einem Interview auf Bayern 2 im vergangenen Jahr gestand: „Ich hoffe, dass ich so alt werde wie meine Schwiegermutter. Sie wurde 102, da hätte ich fast noch 30 Jahre. Dass ich noch erlebe, was wirkliche Gleichberechtigung ist.“ Denn Vorurteile gebe es noch immer. Nur versteckter.

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