Menschen
Der Mann, der mit der Ferres spielt

Felix Vörtler kennt jeder aus dem Fernsehen – ob im Tatort oder bei Heldt. Was nur wenige Chamer wissen: Er ist von hier.

20.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Felix Vörtler an der Seite von Veronica Ferres in „Lena Fauch – Die Kraft der Vergebung“ −Foto: ZDF

Der Mann ist sprachlos. Das gibt es doch eigentlich gar nicht: Ein Schauspieler, der nicht weiß, was er sagen soll. Und doch haben wir es geschafft, als wir Felix Vörtler endlich ans Telefon bekommen. Die Nummer haben wir von seiner Agentin.

Was wir von einem prominenten Schauspieler wollen? Dieser Schauspieler hat bis zu seinem 19. Lebensjahr in Cham gelebt und ist immer noch mit seiner Heimatstadt verbunden. Die Aufforderung, er solle aus seiner Chamer Zeit erzählen, überfordert ihn trotzdem erst einmal: „Das ist ja schon so lange her!“

Keine guten Erinnerungen ans RSG

Der 55-Jährige hat sich einen Namen gemacht in der deutschen Filmszene. Er spielt den Tatort-Bösewicht genauso überzeugend wie den väterlichen Freund in derZDF-Serie Heldt. Auch Abstecher ans Theater, wo seine Karriere Anfang der 80er begann, unternimmt er noch von Zeit zu Zeit. Warum er immer wieder gerne den Bösewicht mimt und woran er sich noch aus seiner Kindheit im Bayerwald erinnert, erzählt Felix Vörtler ganz offen und ehrlich in einem 45-minütigen Telefonat.

„Ich habe die Schule immer nur als eine Unterbrechung meiner Freizeit gesehen.“Felix Vörtler

Gleich zu Beginn allerdings eine kleine Enttäuschung für die Reporterin: Auf seine Schulzeit am Robert-Schuman-Gymnasium ist Vörtler gar nicht gut zu sprechen... „Daran erinnere ich mich wirklich nur sehr ungern. Ich war einfach nicht für die Schule geschaffen und habe sie immer nur als eine Unterbrechung meiner Freizeit gesehen.“

Der Mann lacht. Er bekomme heute noch Bauchschmerzen, wenn er daran denkt. Die Zeit habe er erfolgreich verdrängt, sagt der Schauspieler, der eigentlich Arzt werden sollte – wie sein Vater Helmut.

In seiner Freizeit, deren Unterbrechung für ihn so tragisch war, hat Felix viel Sport getrieben. Im Winter war es das Skifahren. Jedes Jahr hat er beim ASV Cham am Vorbereitungstraining teilgenommen. Im Sommer zog es den jungen Mann an den Satzdorfer See, „der damals noch ein Baggerloch war“. Dort hat er mit seinem Bruder eine „Surf-Schule“ betrieben.

„Wir haben 1970 von unseren Eltern ein altes Surfbrett bekommen und waren die allerersten, die überhaupt sowas besessen haben.“ Mit Anfang 20 erst hat Vörtler angefangen, in München Schauspiel zu studieren. Seine Leidenschaft dafür wurde in Berlin geweckt: Freunde haben ihn bei einem Besuch in eine Theatervorstellung mitgenommen. „Ich fand total faszinierend, was da auf der Bühne passiert ist.“

Wie schafft man es als Schauspieler, lang und erfolgreich im Geschäft zu bleiben? „Man muss vor allem dranbleiben und ständig präsent sein.“ Und: „Die Schauspielerei ist kein Beruf, dem man jedem raten kann.“ Man hat oft große Lücken, in denen man auf ein Angebot warten muss. Er habe „Gott sei Dank relativ gut zu tun“, aber auch er kann sich an Zeiten erinnern, in denen er schon ins Schwitzen gekommen ist. „Nicht jeder kommt mit dieser Unsicherheit klar.“

„Für die Oberbayern sind wir Chamer Waidler praktisch total unverständlich.“Felix Vörtler

Auf seine Heimatgefühle angesprochen, muss der 55-Jährige nicht lange überlegen: „Ich fühle mich als Bayer, als Chamer.“ Und warum lebt er im Ruhrgebiet? „Ich mag die ruppige Art der Menschen dort.“ Einen Chamer Dialekt hören wir am Telefon nicht: „Ich habe ihn mit der Zeit abgelegt.“ Beim Fernsehen – selbst beim bayerischen – kann er damit nichts anfangen: „Für die Oberbayern sind wir Chamer Waidler praktisch total unverständlich.“

Felix Vörtler spielt tatsächlich wenige bayerische Rollen. Im Moment aber steht er unter anderem mit dem BR-Moderator Schmidt Max für eine bayerische Komödie vor der Kamera. Titel: Wenn Frauen ausziehen. Ansonsten schlüpft er ja eher in die Rolle des Bösewichts. „Böse Rollen sind viel dankbarer zu spielen, ich liebe das!“

Resi Meier hat seine Kindheit geprägt

„Cham hat sich in den letzten Jahren unfassbar entwickelt.“ Vörtler weiß das, weil er bis zu zwei Mal im Jahr hier zu Besuch ist. Dann trifft er gute Freunde und eine gute Seele: Resi Meier. Sie hat sich früher um ihn und seinen Bruder gekümmert. Sie sei keine Putzfrau gewesen, betont Vörtler, „sie war mehr“.

Wir haben die 83-Jährige in Altenmarkt gefunden. Auch sie erinnert sich noch gern an ihren ehemaligen Schützling. Sie nennt ihn allerdings Klaus, Felix ist sein zweiter Name. „Der Klaus war ein ganz gemütlicher Bub. Er kommt vom Aussehen her nach seinem Vater, sein Bruder Michael ähnelt eher der Mutter.“

Im Fernsehen hat sie ihren Klaus auch schon entdeckt. BeimFilm „Ein Reihenhaus steht selten allein“habe sie sich gedacht: „Das ist doch der Vörtler Klaus!“ Erkannt hat sie ihn am Muttermal an der rechten Wange. Der Film hat ihr sehr gut gefallen. „Er spielt so, wie er immer war – ganz natürlich.“ Für Felix Vörtler ist Resi Meier nicht nur eine Verbindung zu seiner Heimat. „Ich verbinde sie mit meiner ganzen Kindheit. An der Frau Meier hänge ich.“ Und an Cham offensichtlich auch.

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