Glaube
Lukaskirche in Kelheim wird verkauft

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Kelheim-Saal trennt sich von St. Lukas. Die Finanzen spielen eine Rolle.

05.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten
Die Lukaskirche in der Bauersiedlung −Foto: Archivfoto: eb

„Die ganze Gemeinde bedauert, dass wir das Ensemble verkaufen“, sagt Barbara Stein, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands des evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Kelheim-Saal. Zu dem Ensemble in der Bauersiedlung in Kelheim gehören die Kirche St. Lukas, das angrenzende Wohnhaus und das Grundstück. „Vier Kirchen können wir uns nicht leisten“, nennt Barbara Stein als Grund für den geplanten Schritt. Pfarrer Armin Kübler, der Anfang Februar seinen Dienst in der ersten Pfarrstelle in Kelheim antrat, sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich habe die Entscheidung nicht getroffen. Die ist lange gefallen, bevor ich gekommen bin.“ Das Wertgutachten sei für Juli zugesagt. Seinen Angaben nach fängt „im Herbst der Verkaufsprozess an“. Am Sonntag, 2. Oktober, „ist die Entwidmung im Rahmen eines Gemeindefestes“.

„Entscheidung gefallen“

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Kelheim-Saal hat bislang drei Kirchen in Kelheim (eine in der Altstadt, eine in Affecking und die in der Bauersiedlung) und eine in Saal an der Donau. Auf die Frage, ob St. Lukas abgebrochen wird, wie in jüngster Zeit in Kelheim erzählt wurde, antwortet Barbara Stein: „Das sind alles Spekulationen.“ Sie weist darauf hin, dass die Lukaskirche „noch nicht am Markt“ sei. „Wir sind bemüht“, dass diese nicht „in die verkehrte Hand kommt“. Wie die Vertrauensfrau sagt, „ist die Entscheidung schon lange gefallen, bevor der neue Pfarrer kam.“ Es sei alles vom Kirchenvorstand geregelt worden, so die Vertrauensfrau. Sie sagt auch, dass man „von der Landeskirche die Aufgabe habe, dass sich die Kirchengemeinde von dem Gebäude trennen muss“.

Das 50-Jährige von St. Lukas war vor vier Jahren gefeiert worden. Im Dezember 1962 ist die Kirche in der Bauersiedlung eingeweiht worden. Architekt Olaf Andreas Gulbransson, der im Juli 1961 an den Folgen eines unverschuldeten Verkehrsunfalls starb, plante St. Lukas wie auch St. Markus in Affecking. St. Lukas steht laut Barbara Stein nicht unter Denkmalschutz. Bei einem Gespräch im Vorfeld des Jubiläums hatte sie gesagt: „Die Lukaskirche ist der einzige Sakralrundbau Gulbranssons. Ihm war wichtig, die Formensprache der Umgebung und Materialien von Ort und Stelle mitaufzunehmen.“ Unter anderem durch die gläserne Dachspitze kommt Licht in St. Lukas. Außen ist die Kirche mit gehauenen Kalksteinen aus der hiesigen Gegend verkleidet. Die beiden Glasfenster im Westen mit dem Thema „Es werde Licht“ entwarf Kunstmaler Hubert Distler.

Hinsichtlich des geplanten Verkaufs sagt sie, dass sich der „Prozess vor zwei Jahren angekündigt hat“. „Wir mussten einfach unsere Finanzen in Ordnung bringen.“ Man wäre in die roten Zahlen gekommen, „wenn wir jetzt nichts unternommen hätten. Wir haben verschiedene Möglichkeiten gesucht, alle ausgelotet, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben.“ Es sei für die Fläche westlich der Kirche der Bebauungsplan geändert worden, damit dort zwei Häuser errichtet werden könnten. Dieses Areal, die Kirche und die Wohngebäude müssten jetzt wegen der finanziellen Situation veräußert werden. Stein: „Für unsere Gemeinde reichen drei Kirche.“ In der Bauersiedlung habe früher ein Pfarrer gewohnt, dann sei dort die Mesnerwohnung gewesen. „Im Moment ist wieder Kirchenasyl. Zwei anerkannte Syrer wohnen vorübergehend da“, damit sie nicht obdachlos seien.

Auf die Frage, ob er die Entscheidung für den Verkauf von St. Lukas bedauere, antwortet Pfarrer Kübler: „Ich bedauere es natürlich grundsätzlich für die Gemeindeglieder.“ Er erwähnt die Erinnerungen vieler mit der Lukaskirche, in der im Turnus von sechs Wochen ein Gottesdienst stattfindet. Jedoch sei es auf Dauer nicht zu finanzieren. Pfarrer Kübler weist darauf hin, dass in seiner früheren Gemeinde mit 6000 Gemeindegliedern zwei Kirchen sind. Zur Kirchengemeinde Kelheim-Saal gehören 3000 Gemeindeglieder und bislang vier Kirchen. Auch Pfarrer Kübler spricht die finanzielle Frage an und weist auf die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung hin. Er erwähnt den ein paar Jahre dauernden Prozess in der Gemeinde, währenddessen alle „möglichen Lösungen“ versucht worden seien.

Wegen des Wertgutachtens sagt Armin Kübler, dass es die Mindestgrundlage darstelle hinsichtlich des Preises, der erzielt werden müsse. Er sagt auch, dass es vom Käufer abhänge, ob die Lukaskirche abgebrochen werde. Es wäre schön, wenn sie erhalten bliebe. Pfarrer Kübler betont auch, man werde mit Sicherheit bei einem Abriss Altar, Kreuz, Kanzel und Taufbecken nicht in der Kirche lassen, sondern einer „gemeindlichen Nutzung zuführen“.

Junge Mutter hat ein Anliegen

Claudia Schneider aus Ihrlerstein sagt, dass sie es sehr bedauere, dass die Lukaskirche „aufgegeben wird“. Claudia Schneider hat in der Lukaskirche geheiratet und dort die Kinder taufen lassen. Nach Ansicht der 35-Jährigen gehört „die kleine, runde Kirche zum Stadtbild dazu“. Diese verschwinden zu lassen, wäre für sie unverständlich. Die junge Mutter, die von Beruf Lehrerin ist: „Wir sind nicht die einzige Kirche, die man nicht halten kann. So was passiert öfter mal.“ Oft finde man Nachnutzungen, zum Beispiel als Galerie, als Veranstaltungsraum. „Es gibt Kirchen, aus denen werden Cafés oder Privathäuser.“ Bislang sei der Verkauf nicht bekannt. Vielleicht gebe es einen Investor, „der sagt, da mache ich was Tolles draus“. „Ich glaube, dass man sie als Kirche für die Kirchengemeinde nicht mehr retten kann, da ist die Entscheidung getroffen.“ Die junge Mutter: „Ich wünsche mir eine Nachnutzung, bei der das Gebäude erhalten bleibt.“ Nach MZ-Informationen gibt es mehr Gemeindeglieder, deren Herz an St. Lukas in der Bauersiedlung hängt. Es sollen auch schon Tränen wegen der Kirche geflossen sein.

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